Zur Karriere von Tino Angkawidjaja
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte das Sacre Coeur in Graz und galt als schlechter Schüler. Meine Familie verhinderte, daß ich in der siebenten Klasse aufhörte und brachte mich 1992 zum Maturaabschluß. Nach der Matura drängte mich meine Mutter zum BWL-Studium, da sie meinte, daß das zu mir paßt. Dieses zog ich vier Semester durch. In diesem Studium gab es eine Rechtsprüfung, die in mir mein Interesse an Jus weckte. Ich absolvierte in drei Semester den ersten Abschnitt. Dann begann ich stundenweise in der Golfbranche zu arbeiten, daraus entwickelte sich ein Vollzeitjob. Eines Tages kam mein Großvater, Hermann Zimmermann, zu mir und stellte mir die entscheidende Frage, mir zu überlegen, was ich aus meinem Leben machen will. Falls ich mich wieder für das Studium entscheiden würde, bot er mir an, meinen damaligen Verdienst monatlich für die Dauer des Mindeststudiums weiter an mich zu zahlen. Da ich mich immer an Vereinbarungen hielt, begann ich sofort wieder mit dem Studium und zog dies konsequent durch. Ich verbrachte täglich von spätestens 8.00 bis 20.00 oder 21.00 Uhr meine Zeit an der Universität und beendete das den zweiten Abschnitt in vier Semestern, brauchte also ohne meine Arbeitsunterbrechung für das gesamte Studium trotz einiger Hindernisse nur sieben Semester. Nach dem Studium absolvierte ich mein Gerichtsjahr in Graz. Ich nahm, obwohl ich kein Richter werden wollte, den Rat an, mich als Übernahmswerber anzumelden, da ich nur auf diesem Weg auch in die Gerichtspraxis Einblick erhalten konnte, legte die notwendigen schriftlichen Prüfungen dafür erfolgreich ab und bekam die Verlängerung des Gerichtsjahres auf zwölf Monate. Dann kam die persönliche Ernüchterung. Ich bewarb mich bei zirka 200 Anwälten, wurde aber nur zu fünf Vorstellungsgesprächen eingeladen ohne ein konkretes Jobangebot zu erhalten. Ich ging daher wieder zu meinen Großvater, mit der Bitte um Finanzierung eines postgradualen Studiums in Salzburg, da ich ohne Zusatzausbildung schlechte Berufsaussichten hatte. Ich fuhr in der Folge jedes Wochenende nach Salzburg. Dort lernte ich nach drei Monaten meinen späteren Chef und heutigen Partner, Herrn Mag. Schmid, kennen. Ich warf ihm nachts in einem Lokal vor, daß die Anwälte einem keine Chance geben, zu zeigen, was man kann. Daraufhin bot er mir an, am folgenden Montag um 8.00 Uhr früh in seiner Kanzlei zu beginnen. Dies nahm ich war und arbeitete dort vier Jahre. Seit Mitte April 2007 bin ich selbständig, wir arbeiten nun als Regiepartner. Die Rechtsanwaltsanwärterzeit war eine harte Schule, weil ich kaum Freizeit und einen geringen Verdienst hatte. Ich halte sie aber für wichtig, da sich in dieser Zeit auch entscheidet, ob man für diesen Beruf auch geeignet ist. Meine Rechtsanwaltsprüfung legte ich mit nur sechs Wochen Prüfungsurlaub ab. Wesentlich war auch, daß ich immer wußte, in welchem Bereich ich tätig sein will. Mein Metier als Strafverteidiger und Familienrechtsexperte setzt den direkten Kontakt mit den Klienten und dem Gericht voraus. Ich lernte das dafür notwendige Wissen in meiner Ausbildungszeit, was in einer Kanzlei einer anderen Fachrichtung nicht möglich gewesen wäre.