Zur Karriere von Birgit Jauk-Rosé

Wie war Ihr Werdegang?
Mit 7 Jahren begann ich mit dem Klavierunterricht, mit 14 kam ich ins Musikgymnasium, wo ich bei meinem Vater Prof. Alfred Rosé Klarinette studierte (er war Soloklarinettist bei den Wiener Symphonikern). Danach ging ich ins Konservatorium der Stadt Wien, und mit 18 Jahren fing ich mein Studium an der Hochschule für Musik und darstellenden Kunst an. Mein Lehrer war Prof. Peter Schmiedl (Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker). Mit 21 Jahren bekam ich mein Kind und blieb zu Hause. Nach einiger Zeit begann ich zu arbeiten, unter anderem im Kurorchester von Bad Ischl. Die Art der Musik, die wir dort spielten, ist sehr gut angekommen, und ich habe mir gedacht, daß ich so etwas auch in Wien machen sollte. So bin ich mit einer Kollegin auf die Idee gekommen, ein Salonorchester zu gründen, um die Wiener Musik zu pflegen. Wir wollten eine gewisse Alternative zum Kursalon Hübner darstellen und anstatt eines Massenproduktes etwas Hochwertiges anbieten. Wir begannen uns in Wiener Hotels zu präsentieren, was nicht einfach war, aber es hat geklappt. Unser erster Auftritt war im Hotel Bristol, dann kam das Hotel Imperial, wo wir dann jede Woche spielten. Einmal sahen uns die Vertreter des Tourismusverbandes und engagierten uns daraufhin für eine Tournee in Japan, in Singapur und durch Korea. Das war 1985. Seither waren wir außer in Australien auf der ganzen Welt. Seit 1991 bin ich alleinige Leiterin der Wiener Walzermädchen.

Zum Erfolg von Birgit Jauk-Rosé

Was bedeutet für Sie Erfolg? Erfolg bedeutet für mich einen gewissen Bekanntheitsgrad zu haben. Man ist erfolgreich, wenn man das Hobby zum Beruf machen kann, und davon leben. Im Musikbereich ist das gar nicht so einfach, besonders für eine Frau. Frauen werden nicht gern ins Orchester aufgenommen. Das war eine der Überlegungen, warum wir ein Damenorchester gründeten. Unser Erfolg war auch, daß wir die ersten waren, und somit keine Konkurrenz hatten.Was sind die Voraussetzungen für Erfolg? Fleiß, Engagement, Durchsetzungsvermögen, Überzeugungskraft und Mut. Ein Manko der Musikausbildung ist, daß man an der Hochschule nicht Management unterrichtet. Die Künstler haben keine Ahnung, wie sie sich verkaufen sollen. Als ich anfing unser Orchester zu promoten, hat man mich zuerst nicht ernst genommen. Die Leute verstanden nicht, daß man uns bezahlen muß. Wir brauchten einige Zeit, um zu beweisen, daß unsere Forderungen gerechtfertigt waren.Wie gehen Sie mit Problemen um? Über Probleme wird bei uns immer im Klartext gesprochen. Es ist nicht einfach, besonders mit Frauen, aber es ist mir sehr wichtig.Wie werden Sie von Ihren Mitarbeiterinnen eingeschätzt? Mit den meisten Kolleginnen habe ich fast ein freundschaftliches Verhältnis. Viele sind vont Anfang an dabei, und halten mir die Stange. Jetzt, wo es schon Konkurrenz gibt, und viele von ihnen Angebote bekommen, woanders zu arbeiten, ist mir noch keine abgesprungen, sie bleiben mir alle treu. Manchmal empfinden sie mich vielleicht als hart, aber immer als gerecht und loyal.Welche Rolle spielt Ihre Familie in Ihrem Leben? Mein Mann hat mir von Anfang an sehr geholfen. Zu Beginn meiner Karriere war ich sehr viel unterwegs, und er hat sich um unser Kind gekümmert. Ich habe meinem Mann viel zu verdanken.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus meinem Zuhause und aus Urlauben, in denen ich mich wirklich regenerieren kann.Ihre Vorbilder? Ich hatte keine Vorbilder, ich wollte eher nicht so werden, wie andere. Ich wollte anders sein. Die menschlichen Eigenschaften, die mir imponieren, sind Treue, Ehrlichkeit und Loyalität.
Wie erfahren Sie Anerkennung?
Wenn es mir gelingt, ein schwieriges Projekt durchzusetzen, dann ist es für mich Erfolg. Ich finde Anerkennung nicht auf der Bühne, sondern im Managementbereich.
Ihr Lebensmotto?
Man darf im Leben nicht aufgeben. Man muß, besonders als Frau, das Selbstbewußtsein fördern. Eine Frau muß versuchen, auch ohne männliche Führung, die Sache auf die Beine zu stellen.