Zur Karriere von Franz Klammer
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich stand schon in frühester Kindheit auf Schiern. In meinem Heimatort Mooswald gab es keinen Lift, so mußten wir damals die Hänge immer zu Fuß hinaufstapfen oder mit dem Bus ins nächste, 30 Kilometer entfernte Skigebiet fahren. Daher begann ich erst als 14-Jähriger mit dem wirklichen Rennsport. Mit 17 Jahren schaffte ich den Sprung vom Kärntner Landeskader in den C-Kader des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Mein erster Erfolg gelang mir mit 18 Jahren, als ich im März 1972 die Europacup-Abfahrt in Bad Kleinkirchheim gewann. Dieser Sieg machte den damals neuen ÖSV-Abfahrtstrainer Karl Kahr auf mich aufmerksam. Ich hätte damals auch in den technischen Disziplinen über ein gewisses Potential verfügt, wurde aber in der Folge durch Charly Kahrs Unterstützung mehr und mehr zum Abfahrer. Der Durchbruch gelang mir in der letzten Abfahrt von 1972 auf der Schladminger Planai, wo ich meinen ersten Weltcupsieg erringen konnte. Mein damaliger Geschwindigkeitsschnitt von 111,22 km/h ist eine Marke, die angesichts des heute gestiegenen Sicherheitsdenkens wohl noch lange Zeit als Rekord bestehen wird. 1974/75 folgte meine erfolgreichste Saison, ich gewann acht von neun Weltcup-Abfahrten, wobei die sechs Siege in Folge zwischen Val d'Isère und der Olympia-Generalprobe in Innsbruck einen neuen Rekord darstellten. Unerreicht ist auch mein Rekordvorsprung von 3,54 Sekunden auf Herbert Plank beim Lauberhorn-Klassiker in Wengen. Ein schwerer Sturz in Megeve, wo sich nach einem weiten Sprung meine Bindung geöffnet hatte, kostete mich aber den Sieg im Gesamtweltcup, denn beim abschließenden Parallelslalom in St. Ulrich, zu dem ich als knapp Führender anreiste, war ich gegenüber den Technikern von Beginn an chancenlos, und so reichte es schließlich nur zu Rang drei hinter Thöni und Stenmark. Angesichts meiner Überlegenheit in der Abfahrt galt ich 1976 als großer Favorit auf den Olympiasieg in Innsbruck. Am 5. Februar kam es zum großen Showdown mit Bernhard Russi, dem Olympiasieger von 1972. Zunächst stellte der Schweizer eine tolle Bestzeit auf, an der viele anderen Läufer zerbrachen. Ich mußte nach einem schweren Fehler im oberen Teil alles riskieren und konnte mit einer gewagten Fahrt den Rückstand bei der Zwischenzeit mit einem fulminanten Finish noch in einen Vorsprung von 30 Hundertstel Sekunden umwandeln. In der Folge gelang mir eine Serie von Erfolgen, ich konnte insgesamt zehn Rennen in Folge gewinnen, darunter alle Klassiker sowie die Doppelabfahrt auf der Saslong in Gröden. Damit sicherte ich mir sowohl in der Olympiasaison als auch im folgenden Winter den Sieg im Abfahrtsweltcup. 1976/77 belegte ich dank einiger Kombinationspunkte sogar erneut den für einen reinen Abfahrer, der ich inzwischen war, den respektablen dritten Rang im Gesamtweltcup. Im Winter 1978/79 schlitterte ich in eine sportliche Krise. Drei Jahre lang fuhr ich einem Podestplatz hinterher und verpaßte 1980 auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Lake Placid. Zum Auftakt des Winters 1981/82 gelang mir dann aber ein von der Presse bejubeltes Comeback: Ich gewann in Val d'Isère und wurde dafür von den österreichischen Sportjournalisten zum dritten Mal nach 1975 und 1976 als Sportler des Jahres ausgezeichnet. In der vorolympischen Saison 1982/83 konnte ich mir dank einer konstant guten Form wiederum den Abfahrtsweltcup sichern. Im WM-Winter 1984/85 schloß ich schließlich nach 25 Weltcupsiegen meine Karriere im Schisport ab. Meine sportliche Laufbahn war damit allerdings noch nicht beendet, denn 1985 wechselte ich als 31-Jähriger das Metier, erwarb die Rennfahrerlizenz und stieg auf vier Räder um. Vier Jahre lang fuhr ich Rennen in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM). 1986 stand ich in Wunstorf als Dritter auch einmal auf dem Siegespodest. Daneben bestritt ich auch einige Läufe zur Tourenwagen-EM und gewann dabei in meiner Division einen Lauf auf dem Nürburgring. Gemeinsam mit meiner Frau Eva baute ich nach meiner Karriere in Mooswald ein Haus oberhalb der elterlichen Gaststätte Klammer auf, die zu einem modernen 180-Personen-Restaurant ausgebaut wurde. Von 1985 bis 1991 führte ich auch meine eigene Modeproduktion, die Klammer Linie. Seit 1991 beschäftige ich mich mit PR-Aktivitäten, Sponsoring und betreibe unter anderem auch ein Fitneß-Studio in Wien. 1998 gründete ich die Franz Klammer Foundation - eine Stiftung, die plötzlich in Not geratene Sportler aktiv unterstützt. Geld dafür wird unter anderem bei Golfturnieren gesammelt. Neben meinem Engagement in der Olympischen Bewegung (für Kärnten stellte ich mich auch für die grenzüberschreitende, gemeinsam mit Friaul und Slowenien durchgeführte Olympiabewerbung Senza Confini für das Jahr 2006 als Galionsfigur zur Verfügung) bin ich Botschafter der Vereinten Nationen und Mitglied des Boards des World Sports Award in Monte Carlo.