Zur Karriere von Ingeborg Passecker

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule wurde ich durch den Tod meines Vaters gezwungen, einen Beruf zu ergreifen. Da ich mich immer schon zur Schneiderei hingezogen fühlte, absolvierte ich die Lehre von 1950 bis 1953 in einer Modellwerkstätte, die alle Produkte nach Schweden exportierte. Ich blieb bis zur Pensionierung meiner Meisterin, Frau Risa Weigert, im Jahr 1960 in diesem Betrieb. Zunächst versuchte ich in einer anderen Firma zu arbeiten, ohne jedoch in diesem Betrieb meine berufliche Befriedigung zu finden. Nach der Absolvierung der Meisterprüfung machte ich mich mit drei Mitarbeitern zunächst zu Hause selbständig und spezialisierte mich auf selbst entworfene Modelle, die ich auch als gelerntes Modell selbst präsentierte. Nach der Geburt meines Sohnes 1968 übersiedelten wir in die Erdbergstraße, und ich vergrößerte meinen Betrieb bis auf 13 Mitarbeiterinnen. Als deutsche Unternehmen mit Konfektionsware nach Österreich drängten, wurde der Wettbewerb immer schwieriger, ich konzentrierte unsere Arbeit immer mehr auf reine Maßarbeit und reduzierte meine Werkstätte zunächst auf fünf Mitarbeiter. Seit 1980 arbeite ich alleine.

Zum Erfolg von Ingeborg Passecker

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein sehr schönes Gefühl der Anerkennung. Wichtig ist es, dabei die Familie mit einbeziehen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich möchte dies nicht überbewerten, aber es bereitet mir sehr viel Freude, wenn ich von den Kunden gelobt werde.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Freude am Beruf, mein Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Kunden, meine Kreativität und das handwerkliche Geschick sind für meinen Erfolg ausschlaggebend. Wichtig sind auch die richtige Realisierung eines Modellentwurfes in die Realität der Kostüme, die gute Beratung der Kunden und sehr viel Geduld.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Wenn man überzeugend agiert, ist es bestimmt nicht schwieriger. Dies trifft sicherlich nicht nur auf meinen Beruf zu.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mich nach einer kurzen unbefriedigenden Tätigkeit in einem Betrieb selbständig machte.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für meinen Erfolg ist die Originalität von ausschlaggebender Bedeutung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Lehrmeisterin war eine großartige Schneiderin, eine vorzügliche Handwerkerin und eine sehr strenge Lehrerin, von der ich sehr viel lernte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erhalte Anerkennung von den Kunden, und ich freue mich darüber sehr. Dies gibt mir auch die Motivation, immer weiterzuarbeiten.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Wettbewerb durch die großen Handelshäuser ist enorm.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Da ich seit 1980 alleine arbeite, spielen sie mittlerweile keine Rolle mehr.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Handwerkliche Fähigkeiten und Fleiß waren damals ausschlaggebend.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Originalität meiner Entwürfe, die ich mit hoher Qualität realisiere und ein vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis meiner Kostüme sind meine Stärken und garantieren mir viele Stammkunden bis nach New York.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Dies war nicht immer leicht, da der Beruf sehr viel Zeit in Anspruch nahm und eine gründliche Organisation verlangte. Mein Sohn wuchs in der Schneiderei auf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der Weg in die Selbständigkeit soll sehr gut überlegt sein. Trotzdem soll man sich nur einer Tätigkeit widmen, für die man echtes Interesse zeigt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte alle meine Kunden zufriedenstellen und bin auch bemüht, neue und vor allem junge Kunden zu finden.
Ihr Lebensmotto?
Ich genieße meine Arbeit und auch mein privates Leben.