Zur Karriere von Gerhard Stadler

Wie war Ihr Werdegang?
Nach dem Studium war ich drei Jahre Universitätsassistenz an der Uni Wien und kam 1972 als Assistent ins Bundeskanzleramt. 1974 wurde ich Beamter und 1976 (mit 28 Jahren) Abteilungsleiter im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes. 1978 schloß ich mein Zweitstudium an der WU ab und ging als stellvertretender Leiter der Rechtsabteilung der EFTA nach Genf. 1984 wurde ich zuerst beim Bundeskanzleramt und später beim BM für öffentliche Wirtschaft und Verkehr Leiter der Abteilung ÖIAG und verstaatl. Unternehmen. In dieser Funktion war ich maßgebend an den Lösungen der Probleme der verstaatlichten Industrie beteiligt. 1988 wurde ich Sektionsleiter im BM für öffentl. Wirtschaft und Verkehr und zugleich Präsidialchef und Leiter der obersten Zivilluftfahrtbehörde sowie Mitglied der von der Regierung eingesetzten Arbeitsgruppe für Integrationsfragen. Meine Ernennung zum Sektionschef erfolgte 1992 und damit kamen auch internationale Positionen auf mich zu. Seit 1993 bin ich Vizepräsident der Europäischen Zivilluftfahrtkonferenz (ECAC) in Paris, verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Osteuropa, Mitglied des Leitungsgremiums der Eurocontrol, der europ. Flugsicherungsorganisation und Mitglied des Leitungsgremiums der Joint Aviation Authorities. Bis 1997 war ich Vorsitzender der Boards für Airport Air Traffic Services Interface, seit 1996 Vorsitzender d. Advisory Board des Central Office for Delay (CODA) bei der Eurocontrol Brüssel und wurde Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte. Im Zuge der EU-präsidentschaft bin ich im zweiten Halbjahr 1998 auch Vorsitzender der Aviation Group. In diesen sechs Monaten möchte ich drei Dossiers beenden. In meiner Funktion bin ich maßgeblich für die Flugsicherheit verantwortlich, denn die Überwachung des Systems ist wesentlicher Bestandteil der Luftfahrt.

Zum Erfolg von Gerhard Stadler

Was verstehen Sie unter Erfolg? Die Unfallfreiheit, Pünktlichkeit und Sicherheit der österreichischen Luftfahrt. Positiv ist die öffentliche Anerkennung, negativ ist die ungeheure Belastung durch die mir übertragene Verantwortung. Erfolg ist nur gegeben, wenn er über längere Zeit anhält. Positives muß wiederholbar sein. Erfolg ist nicht nur wirtschaftlich zu sehen, obwohl ich denke, daß Incentives ein wichtiger Ansporn sein können.
Sehen Sie sich selber als erfolgreich? Ja, denn ich habe den Sprung zu einer der 50 Positionen als Sektionschef geschafft - im Gegensatz dazu gibt es 500 Ministerialräte. Wirtschaftlich gesehen, könnte ich in der Privatwirtschaft das doppelte verdienen.
Sehen Sie Außenstehende als erfolgreich?Ja, denn sie sehen die Publizität und mein sorgenfreies, angenehmes Leben. Meine Mitarbeiter akzeptieren meine Entscheidungen nicht nur, sie verstehen sie auch.

Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Mein exzellenter Studienerfolg ermöglichte mir den richtigen Einstieg und den Rest bezeichne ich als Zufall. Selbstverständlich begünstigte mein harter Arbeitseinsatz und mein persönliches Können meine Beförderungen, z.B. zum Abteilungsleiter. Meine Auslandsaufenthalte und Sprachenkenntnisse waren und sind für mich sehr wertvoll.
Was macht Ihren speziellen Erfolg aus? Die österreichische Luftfahrtstradition hält durch die hohe Kompetenz ihrer Mitarbeiter immer schon einen hohen Standard. Persönliche Kontakte und mein Verantwortungsgeschick sind wesentliche Faktoren. Da man mir vertraute, durfte ich rund 80 Prozent der leitenden Positionen selber besetzen. Es ist auch sehr wichtig, daß mir die Minister freie Hand lassen.

Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Ich habe ein funktionierendes, bequemes Familienleben, das mich keine zusätzliche Kraft kostet. Auf Mitarbeiter muß man sich 100-prozentig verlassen und ihnen Aufgaben delegieren können. Jeder ist in diesem System ein wichtiges Rädchen.

Haben Sie Vorbilder?
Für individuelle Teile, wenn man von jemanden lernen kann.
Haben Sie Anerkennung von außen erfahren? Ja, durch verschiedene Orden und Auszeichnungen. Außerdem bin ich wöchentlich - Gott sei Dank positiv - in den Medien.

Kennen Sie Niederlagen?
Eine echte Niederlage war der Flugzeugabsturz von Lauda. Eine persönliche Tragödie, denn es ging um hunderte Menschenleben. Man kann nicht immer gewinnen, aber wenn ich zu 70 Prozent recht bekomme, ist das ein Erfolg.

Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Sport und eine gesunde Konstitution geben mir Kraft.
Haben Sie persönliche Ziele, die Sie noch erreichen wollen? Grundsätzlich strebe ich nur Erreichbares an und ich stehe schon an der Spitze der Pyramide. Politiker möchte ich keiner werden, aber eine Auslandstätigkeit wäre vorstellbar. Eine Europäische Flugsicherheitskommission möchte ich gerne schaffen, die ich während der EU-Präsidentschaft initieren kann.
Ihr persönliches Erfolgsrezept? Harter Einsatz und Konzentration auf die Ziele.
Welchen Ratschlag zum Erfolg würden Sie gerne weitergeben? Am Beginn des Erfolgs steht eine solide Ausbildung und harte Arbeit.

Die EG und Österreich; Der Einfluß des europäischen Verwaltungsrechtes auf das österreichische Recht, Refional Air Traffic in Eastern Europe, Die Europäische Union und Österreich, Die Energiediskussion in der Europäischen Union sowie Beiträge in diversen Zeitschriften und Büchern, Vorträge zu Fragen des Europarechtes und der internationalen Zivilluftfahrt; Auf Rot-weiß-roten Spuren - Reiseführer duch die Donaumonarchie.