Zur Karriere von Joachim Pachinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs in Trofaiach auf, wo ich die Pflichtschule absolvierte. Anschließend begann ich 1980 eine Kochlehre im Gasthof Steiner in Trofaiach. Nach einem Jahr wechselte ich zu Stiefelkönig in Leoben und absolvierte dort eine Verkäuferlehre, die ich 1984 abschloß. Meine nächsten Stationen im Unternehmen waren Stellvertreter des Filialleiters, Urlaubsvertretung für Filialleiter in ganz Österreich und - als Stiefelkönig 1986 in Klagenfurt eine Oberschuh-Filiale erwarb - Filialleiter in Klagenfurt. Ich war damals der jüngste Filialleiter Österreichs und hatte bereits die Verantwortung für sieben Mitarbeiter. Ende 1986 wurde ich zum Filialleiter in Leoben ernannt, 1988 von Adi Müller mit der Gebietsleitung für Kärnten betraut, und einige Jahre später wurde mein Verantwortungsgebiet um die Steiermark erweitert. Ich senkte die Kosten, es gelang mir, die Umsätze zu erhöhen und aus dem Krisengebiet Steiermark ein erfolgreiches Verkaufsgebiet zu machen. Nachdem ich auch Burgenland dazubekommen hatte, stiegen wir in Slowenien ein. Ab 1996 eröffnete ich gemeinsam mit einem slowenischen Kollegen 13 Filialen in Slowenien. In dieser Zeit hatte ich die Verantwortung für ein Gebiet, das von Lienz in Osttirol über Kärnten, die Steiermark und das Burgenland bis nach Slowenien reichte. Meine Hauptfunktion war stets jene des Troubleshooters, und meine Herausforderung war es, Umsätze zu erhöhen, Personalstrukturen zu verbessern und Kosten zu senken. Im Gegenzug zur Abgabe der Gebiete Steiermark und Kärnten betreute ich dann auch Tirol und Vorarlberg. 2002 wurde das Unternehmen Stiefelkönig von der Bawag aufgekauft. Es kam zu einem Wechsel in der Geschäftsführung, und ich wurde damit beauftragt, ein Personaleinsatzplanungsprogramm in allen Filialen zu installieren. Ende Mai 2004 schied ich aus dem Unternehmen aus, um mich neu zu orientieren. Gemeinsam mit meiner heutigen Partnerin entwarf ich das Konzept für das heutige Novarium. Am 28. April 2005 eröffneten wir dieses Geschäft, wo man sowohl Markenbekleidung als auch ausgefallene Geschenk- und Funartikel erwerben kann. Zudem haben wir ein Café und einen Frisiersalon integriert und betreiben eine Eventagentur.

Zum Erfolg von Joachim Pachinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Im Alter von 32 Jahren erlitt ich an beiden Beinen Oberschenkelhalsbrüche und stand nach drei Monaten wieder im Lokal. Das war für mich ein großer Erfolg. Erfolg liegt grundsätzlich darin, etwas zu machen, das mir Spaß bereitet und für das ich mich motivieren kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte einen sehr strengen Lehrherren, und der Eigentümer von Stiefelkönig, Herr Manfred Herzl Senior, stellte hohe Ansprüche an seine Mitarbeiter. Da mußte ich funktionieren, und im Laufe der Zeit ging mir diese Arbeitshaltung in Leib und Blut über. Extreme Leistungsbereitschaft, körperliche Fitneß, Kreativität und Offenheit für Inputs von außen waren ausschlaggebend für meinen Erfolg. Ich habe keine Angst vor Menschen, und auch das ist ein wichtiger Faktor, der meinen Erfolg mitbestimmt hat.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten 20 Jahren eine Herausforderung nicht angenommen zu haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Besonders als mir das Gebiet Steiermark übertragen wurde, empfand ich mich als erfolgreich, denn ich konnte sehr rasch das umsetzen, was ich mir vorgestellt hatte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Lehrherr, Herr Walter Feiertag, war mir ein besonderes Vorbild. Er war sehr genau und sehr erfolgreich. Die Filiale in Leoben machte er binnen kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten Unternehmen. Er war Sportler, er war sehr konsequent, und er verachtete das Geld nicht. Wenn man erfolgreich sein will, muß man auch das Geld mögen. Adolf Müller, der Verkaufsleiter von Stiefelkönig, förderte mich sehr. Ihn zeichnete besonders die Neugier aus. Er war stets informiert, wußte alles, was es im Unternehmen zu wissen gab, und das verschaffte ihm den Erfolg. An Herrn Manfred Herzl Senior bewunderte ich die Konsequenz und die Kraft. Wenn er auftrat, erschien er buchstäblich. Er hatte Energie, und seine Aura vermittelte einen Eindruck von Macht, Geld und Autorität.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Freundlichkeit, gepflegtes Auftreten und Kommunikationsfreude sind wesentliche Kriterien, die ich bei meinen Mitarbeitern voraussetze.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Heute gelingt mir das sehr gut, da ich immer im Geschäft bin und man mich hier auch besuchen kann. Früher, als ich ständig unterwegs war, war das viel schwieriger.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In erster Linie hätte ich da einen Tip an die Eltern, nämlich ihre Kinder zu erziehen. Fun steht bei den meisten Jugendlichen im Mittelpunkt, doch sie sollten lernen, Verantwortung zu übernehmen; vor allem auch Verantwortung für sich selbst.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein nächstes Ziel ist eine Filiale in Wien. Ich möchte mich selbst aus dem Verkauf zurücknehmen, und ich beabsichtige, junges Personal einzustellen, um mich selbst mehr um organisatorische Dinge zu kümmern.
Ihr Lebensmotto?
Wenn ich 60 Jahre alt bin, möchte ich einmal sagen können, daß ich nichts versäumt habe.