Zur Karriere von Evita Luschinsky

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura am Piaristengymnasium studierte ich Theaterwissenschaften und Psychologie an der Universität Wien. Anschließend lebte ich einige Zeit in Frankreich, wo ich an der Sorbonne in Paris Englisch und Französisch für Übersetzer studierte. Dieses Studium schloß ich dann in Wien mit der Sponsion zum Mag. phil. ab. Ich bin heute noch sehr glücklich über diese gediegene Ausbildung, die mir in meinem späteren Leben sehr geholfen hat. Es folgten einige Jahre, in denen ich als freiberufliche Übersetzerin tätig war, ehe ich mich wieder auf meine ursprünglichen Wurzeln besann. Ich wollte ein Aufgabengebiet finden, in dem ich meine theaterwissenschaftliche Ausbildung einbringen konnte. Auch durch mein starkes Interesse an der Musik entstand dann 2000 die Idee, ein kleines Kulturinstitut zu gründen. Wir haben uns gefragt, warum es in Österreich keinen Verein gibt, der sich mit einem sehr bedeutenden Künstler dieses Landes, nämlich Hugo von Hofmannsthal, beschäftigt. Mich faszinierte vor allem, daß er Librettist der sechs bedeutendsten Opern von Richard Strauss ist. Die Einheitlichkeit der Werke von zwei so unterschiedlichen Persönlichkeiten ist zweifellos bemerkenswert. Diese Faktoren führten zu der Idee, ein Institut zu gründen, das sich mit Hofmannsthal und der Musik seiner Zeit beschäftigt. Ich rief den Verein der Freunde Hugo von Hofmannsthal ins Leben und machte mich auf die Suche nach einer Örtlichkeit, wo wir eine kleine Stätte der kulturellen Begegnung etablieren konnten. In der Reisnerstraße in Wien-Landstraße fanden wir schließlich ein geeignetes Veranstaltungszentrum, das im Herbst 2001 für unsere Anforderungen umgebaut wurde. Im Haus Hofmannsthal bieten wir seit Sommer 2002 eine Vielfalt von Programmen an - Klavierkonzerte, Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen, Diskussionen, Ausstellungen und musikalische Abende.

Zum Erfolg von Evita Luschinsky

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn es gelingt, schöne Veranstaltungen zu organisieren, die das Publikum erfreuen und bereichern, ist das ein Erfolg. Es ist ein wunderbarer Erfolg, wenn ich nach einem solchen Event positives Feedback von den Menschen erhalte. Aber auch die Zusammenarbeit mit den Künstlern im Vorfeld ist ein tolles, befriedigendes Erlebnis.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Als wir das Haus Hofmannsthal eröffneten, setze ich mir das Ziel, dieses Zentrum innerhalb von fünf Jahren bekannt zu machen und beim interessierten Publikum zu etablieren. In den ersten zwei Jahren mußten wir Künstler suchen, die bei uns auftreten wollen. Inzwischen ist es so, daß die Künstler zu uns kommen und nach Auftrittsmöglichkeiten fragen. Wenn ich heute nach dreieinhalb Jahren Bilanz ziehe, kann ich schlicht und ergreifend sagen: Ja, ich fühle mich erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Kontinuierliche Arbeit und die Freude an dieser Arbeit. Alle in unserem Team sind mit Herz und Seele bei der Sache. Ich höre von meinen Mitarbeiterinnen immer wieder, wie gerne sie hierher kommen. Diese Begeisterung ist sicher der Schlüssel zum Erfolg.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich habe nie gemerkt, daß ich als Frau weniger angenommen oder akzeptiert würde. In einem Kulturbetrieb spielt das offenbar keine Rolle.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Selbstverständlich Originalität. Das Haus Hofmannsthal ist unsere Idee und in seiner Art sicher einzigartig. Wir möchten niemanden imitieren.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich studierte Theaterwissenschaften unter anderem bei Dr. Marcel Prawy - ein unglaublicher Mann mit einem immensen Wissensschatz. Ich bin zwar ein ganz anderer Typ, dennoch habe ich ihn sehr bewundert.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Das Gästebuch unserer Künstler im Haus Hofmannsthal ist ein wahrer Fundus von Anerkennungen. Der Grundtenor fast aller Eintragungen lautet: Danke für die liebe Aufnahme. Es war eine tolle Atmosphäre, wir kommen gerne wieder!Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das ist ganz einfach zu beantworten: Die Finanzierung ist unser größtes Problem. Wir würden mehr Sponsoren benötigen, aber auch Unterstützung durch die öffentliche Hand. Einzelne Vorstellungen werden zwar subventioniert, aber insgesamt ist es zu wenig.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Das läßt sich nur schwer beantworten, da ich in dieser Welt der Kunst, Kultur und Musik lebe. Ich lese, schreibe oder recherchiere zu allen möglichen und unmöglichen Tages- und Nachtzeiten, wann immer mich ein Thema interessiert.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Dem Neuen gegenüber aufgeschlossen sein, aber trotzdem die Tradition in Ehren halten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte, daß unser Haus noch bekannter wird, und es wäre schön, wenn es sich eines Tages selbst erhalten könnte. Und wenn ich das Haus Hofmannsthal nicht mehr führe, wünsche ich mir, daß es trotzdem noch lange bestehen bleibt.