Zur Karriere von Walter Hejl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule erlernte ich zunächst einen kaufmännischen Beruf, machte mich dann aber bereits im Alter von 22 Jahren beruflich selbständig. Ich übernahm das kleine Lebensmittelgeschäft meiner Eltern, das ich nach und nach in einen Supermarkt mit ca. 30 Mitarbeitern umwandelte. Ich führte zudem einen Würstelstand, für welchen durch den zuverlässigen Einsatz von zwei Mitarbeitern nur ein geringfügiger Arbeitsaufwand anfiel. Eine Weile führte ich noch weitere Stände. Durch meine erste Lebenspartnerin gewann ich Einblick in die Gastronomie, nach unserer Trennung legte ich die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe ab und eröffnete vor 28 Jahren mein erstes Lokal auf der Wiener Mariahilfer Straße. Ich führte den Supermarkt zunächst parallel zu diesem Lokal, doch als ich mich für die Eröffnung eines weiteren Lokals entschied, verkaufte ich ihn. Ich erstand zusätzlich ein Fastfoodlokal, das Pizzaschnitten anbot, und erwarb später noch ein weiteres Lokal. Als Kebab-Stände großen Anklang fanden, sprach mich ein Geschäftspartner darauf an, doch einen Kebab-Stand zu eröffnen. Zunächst lehnte ich dieses Angebot ab, ließ mich schließlich aber doch darauf ein und erzielte ein gutes Geschäft. Neben mehreren Kebab-Ständen mietete ich ein Kühlhaus für die Fleischware an. Zur Zeit führe ich zwei Kebab-Stände in Mariahilf. Einige Jahre pachtete ich zusätzlich die Splendid Bar in der Wiener Innenstadt, trennte mich jedoch ohne Verlust wieder davon, da diese Bar schlecht frequentiert war. Zum Glück lernte ich aber in dieser Bar meine Frau kennen, mit der ich nun schon seit 20 Jahren verheiratet bin. Zehn Jahre lang führte ich die Chattanooga-Bar im ersten Wiener Bezirk, danach übernahm ich die Pizzeria Venezia in Pacht, die ich heute noch betreibe. Vor mehr als zehn Jahren erwarb ich auch den Stand „Baking Potato“, den ich in „Potato Jim“ umtaufte, und gerade zur Weihnachtszeit sind diese Stände hoch im Kurs. Da ich gerne reise und das gemütliche Flair eines englischen Pubs sehr zu schätzen weiß, kam ich auf die Idee, ein Pub im sechsten Bezirk zu eröffnen. Da ich mit dem Geschäftsführer weniger harmonierte, wandte ich mich von diesem Pub jedoch wieder ab. Ich erwarb in weiterer Folge nach einigen Verhandlungen im Jahr 2002 das Lokal Fischerbräu, in der Heurigengegend im 19. Wiener Bezirk gelegen, das ich heute gemeinsam mit meiner Frau führe. Das Fischerbräu produziert seit 1985 sein eigenes Bier, das Fischer Helle, ein erfrischendes, naturtrübes Vollbier. In einem Rhythmus von vier bis sechs Wochen werden auch Spezialbiere angeboten, so z.B. Oster- und Weihnachtsbock, Sommerbier und derzeit unser selbstgebrautes Weißbier. Neben der feinen Auswahl an Biersorten ist das Fischerbräu auch für seine deftigen Schmankerln und Riesenbrote - ob gratiniert oder kalt - bekannt. Das Lokal bietet in der kalten Jahreszeit Platz für ca. 200 Personen. Jeden Sonntag ab elf Uhr findet unser traditioneller Jazz-Frühschoppen mit namhaften Jazzgruppen statt.

Zum Erfolg von Walter Hejl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich eine Bestätigung dafür, richtig gehandelt zu haben. Jeder Mensch benötigt immer wieder Erfolgserlebnisse, auch wenn jeder diese persönliche Zufriedenheit in einem anderen Bereich findet. Geld ist für mich etwas, das im Fluß begriffen ist. Es wird eingenommen und dann wieder investiert. Es ist natürlich angenehm, Geld zu haben, ich bin aber auch in der Lage, mit wenig Geld auszukommen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich mich mit anderen vergleiche, so gibt es immer Erfolgreichere. Ich kann jedoch sagen, einiges im Leben erreicht zu haben.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Für mich war Flexibilität das Um und Auf. Nie hätte ich, als ich als junger Mann den Supermarkt meiner Eltern übernahm, einmal geahnt, daß ich im Gastgewerbe so viel erreichen könnte. Wesentlich war, daß ich immer mit offenen Augen und einem wachen Verstand durch das Leben gegangen bin. Bei der Übernahme eines neuen Lokals habe ich mich an dem Potential bestehender Restaurants orientiert. Im Laufe der Zeit habe ich viele Lokale übernommen, es ist mir im Gegenzug aber auch immer leichtgefallen, mich wieder von einem Lokal zu trennen, wenn der Geschäftsverlauf nicht meinen Vorstellungen entsprach.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich gehöre eher zu jenen Menschen, die über ein Problem nachdenken und abwägen. Deshalb nehme ich von spontanen Entschlüssen meist Abstand. Doch höre ich mir im Vorfeld gerne mehrere qualifizierte Meinungen an, ehe ich eine Entscheidung treffe.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Einen guten Geschäftsverlauf erkennt man daran, daß man als Wirt im Alltagsgeschäft kaum gebraucht wird, da alle Mitarbeiter gut aufeinander eingespielt sind und „den Laden bestens schaukeln“. Wenn aber Sturm herrscht, wird man als Wirt wie ein Kapitän an Bord gebraucht.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Loyalität ist oberste Maxime, dabei setze ich ein gewisses Können und gutes Auftreten voraus. Vertrauenswürdigkeit wird gerade in der Gastronomie großgeschrieben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ursprünglich wollte ich Beruf und Privatleben trennen, doch da ich mit meiner Frau zusammenarbeite, vermischen sich diese beiden Lebensbereiche.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich bin der Meinung, daß junge Menschen hinaus in die weite Welt ziehen sollten, ehe sie in das Berufsleben einsteigen. Es ist wesentlich, über den Tellerrand zu schauen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Auch für den Fall, daß es banal klingt: ich möchte einfach lange gesund bleiben und ein hohes Lebensalter erreichen. Ich werde heuer 60 Jahre alt und möchte auch etwas mehr Zeit für mein Privatleben haben. So plane ich mit meiner Frau bald eine längere Reise nach Grönland. Weiterhin liegt mir der gute Geschäftsverlauf meiner Lokale am Herzen. Mein Sohn ist 19 Jahre alt, doch kann er selbst entscheiden, ob er einmal meine Lokale übernehmen oder sein Glück doch in einer anderen Branche versuchen möchte.