Zur Karriere von Nicoletta Gerstner Mensdorff-Pouilly

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wurde als fünftes von neun Kindern in Sulawesi geboren, weil meine Eltern zu dieser Zeit in Indonesien als Ärzte tätig waren. Da in diesem Land keine vernünftige Schulausbildung möglich war, kehrten wir zurück nach Österreich, wo ich in Oberösterreich aufwuchs. Nach der Matura studierte ich in Innsbruck Medizin und arbeitete nach meiner Promotion noch ein Jahr lang wissenschaftlich auf der Pharmakologie. Die universitäre Laufbahn entsprach aber nicht ganz meinen Vorstellungen, daher machte ich anschließend meinen Turnus zum praktischen Arzt in Rohrbach. In dieser Zeit wurde mir klar, was mein eigentlicher Berufswunsch ist: Ich wollte selbständig, unabhängig von einem Spital arbeiten, und am liebsten mit den Händen. So absolvierte ich an der Universitätszahnklinik Wien meine Facharztausbildung zum Zahnarzt und war anschließend an der oralen Chirurgie als Assistentin tätig. 1997 eröffnete ich meine eigene Ordination in Wien, zunächst noch parallel zu meiner Arbeit an der Oralchirurgie, die ich nach insgesamt zehn Jahren aber verließ, um mich ausschließlich meiner Praxis zu widmen.

Zum Erfolg von Nicoletta Gerstner Mensdorff-Pouilly

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Ziele zu erreichen und damit zufrieden sein zu können. Auch die Fähigkeit, Tiefschläge oder Niederlagen zu verkraften und daraus zu lernen, macht erfolgreiche Menschen aus.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Rahmen meiner Definition sehe ich mich als zufrieden und erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte das Glück, in eine Familie geboren zu werden, die mich unterstützte und förderte. Wir sind neun Kinder, und alle sind auf ihrem Gebiet relativ erfolgreich. Das ist eine sehr gute Basis. Außerdem hatte ich bestimmte Vorstellungen vom Leben, von meinem Lebensstil und wie ich arbeiten will. Ich ging zwar einige Umwege, verlor aber mein Ziel nicht aus den Augen. Obwohl ich ein lustiger, positiv eingestellter Mensch bin, muß man natürlich auch ein hohes Maß an Disziplin aufbringen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine Zeit am Krankenhaus in Rohrbach war zwar schön und interessant, aber als ich am Beispiel der dortigen Oberärzte sah, wie meine Zukunft aussehen könnte, kratzte ich zeitgerecht die Kurve in die Selbständigkeit. Das war die beste Entscheidung meines Lebens - ich liebe meinen Beruf.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bekomme Anerkennung in sehr großem Ausmaß von den Patienten. Ich gehe auch sehr persönlich auf die Patienten ein, und dieses Interesse und diese Wertschätzung kommt hundertfach zurück.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann Beruf und Privatleben sehr gut voneinander trennen. Wenn meine Arbeit in der Ordination getan ist, schalte ich ab und bin ganz Privatmensch. Meine Batterien lade ich am besten in der Natur und beim Sport wieder auf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein junger Mensch sollte auf jeden Fall einen Beruf ergreifen, der ihm liegt und Freude macht. Diese Wahl sollte er möglichst unbeeinflußt von Eltern und Freunden, aber auch von Faktoren wie Einkommen treffen. Ist die Entscheidung gefallen, heißt es konsequent arbeiten und sich nicht unterkriegen lassen. Eine der größten Herausforderungen ist es, unter den zahlreichen Einflüssen authentisch zu bleiben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich denke daran, mich etwas besser zu organisieren und in absehbarer Zeit einen jungen Kollegen oder eine Kollegin ins Boot zu holen. Mit dieser Unterstützung sollte es mir gelingen, etwas weniger zu arbeiten. Die Arbeit am Stuhl wird von Jahr zu Jahr anstrengender. Ich träume auch davon, mir einmal ein halbes Jahr Auszeit zu gönnen, um von der täglichen Routine wegzukommen. Das ist aber vorläufig eine Phantasie, da ja die Praxis weiterlaufen muß.