Zur Karriere von Gertrude Mayr

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura 1966 trat ich in das Gericht ein. Mein Vater war Gerichtsvorsteher in Silz, deswegen war diese Entscheidung für mich ganz klar. Nach meiner Hochzeit ging ich mit meinem Mann nach Reutte, da dieser dort im Finanzamt tätig war, und wechselte in ein Notariat. Nach der Geburt meiner Kinder kehrten wir 1975 wieder nach Innsbruck zurück. Ich habe anschließend im Haus der Begegnung in Innsbruck die Bildungsarbeit übernommen, in der Folge stieg ich bei der Initiative Frauen helfen Frauen ein und führte ein Frauenhaus. Dort entstand auch im Zuge der Problematik der Frauen mein Interesse an den Verfahrensfortgängen in diesem Bereich. Deswegen entschloß ich mich 1987, Rechtswissenschaften zu studieren. Das Studium schloß ich 1992 ab, absolvierte meine einjährige Gerichtspraxis und war von 1994 bis 1997 in der Direktion der Universität Innsbruck beschäftigt. Von 1997 bis 2003 war ich dann Geschäftsführerin des Zentrums für Ehe- und Familienfragen, seit sieben Jahren bin ich Richterin am Diözesanen Ehegericht Innsbruck. Seit 2000 bin ich Gemeinderätin der Fraktion Für Innsbruck. 2004 absolvierte ich eine Ausbildung zur Seelsorgerin in Altenwohnheimen, heute bin ich ehrenamtlich im Wohnheim Innere Stadt in Innsbruck tätig.

Zum Erfolg von Gertrude Mayr

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, ein Ziel, das ich mir gesteckt habe, zu erreichen. Erfolg bedeutet aber auch, daß es mir gelingt, zwei Positionen einander nahe zu bringen. Wenn es mir in der Politik gelingt, daß ein Projekt, von dem ich überzeugt bin, angenommen wird, ist das ein sehr schöner Erfolg für mich. Ebenfalls empfinde ich mich als erfolgreich, wenn es mir gelingt, einem Menschen im Wohnheim Zuspruch zu geben. Im familiären Bereich bedeutet Erfolg für mich auch, daß sich meine Kinder wohl fühlen und sich immer noch geborgen fühlen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Es braucht sicher einen gewissen Glauben an sich selbst, eine gewisse Zähigkeit. Aber man muß auch wissen, wo die Grenze ist, wie weit man gehen kann. Man muß sich auf sein Gegenüber einstellen und Kompromisse eingehen.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich bin überzeugt, daß die Diskriminierung von Frauen immer noch aktuell ist und in allen Lebenslagen einfach stattfindet. Das fängt im Kindergarten an und zieht sich durch alle Lebensbereiche. In beruflicher Hinsicht habe ich mir manchmal schon gedacht, daß sich ein Mann in der gleichen Position leichter täte bzw. weniger Widerstand hätte. Frauen haben in der Kirche einiges erreicht, aber den eklatanten Unterschied sieht man einfach immer noch. Frauen dürfen nicht zum Priester geweiht werden, trotz theologischer Ausbildung. Ich habe mich nie richtig benachteiligt gefühlt, aber die Unterschiede sind einfach da.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Mann hat mich immer sehr unterstützt, sonst hätte ich vieles nicht machen können. Das und auch seine Art, Dinge zu sehen und mit Menschen umzugehen, hat mich schon sehr geprägt. Mein Vater, auch wenn er früh verstorben ist, hat mich ebenfalls sehr geprägt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist sicher etwas sehr Schönes. Ich freue mich darüber. Auf Ehrungen lege ich keinen großen Wert, es ist mir schon wichtig, zu wissen, daß andere Menschen das schätzen, was ich mache.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ehrlich zu sich selber sein. Es gibt diese innere Ehrlichkeit. Ein junger Mensch sollte herausfinden, was die eigenen Bedürfnisse sind, und diese erreichen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In meiner Tätigkeit im kirchlichen Bereich, im Wohnheim, aber auch in der Politik bemühe ich mich, meinen Weg zu gehen. Ich möchte für meinen Mann und meine Kinder die Person sein, auf die sie zählen können.
Ihr Lebensmotto?
Ehrlich zu sich selber sein. Ich verfüge über ein großes Gottvertrauen, das mich wirklich trägt.

Diverse Vorträge zum Eherecht.