Zur Karriere von Eva Müller

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Als Emigrantenkind erlangte ich den Schulabschluß 1946 in Iwanowo/UdSSR, kehrte nach Deutschland zurück und arbeitete ein Jahr als Lehrerin für Russisch. Von 1947 bis 1951 studierte ich Wirtschaftswissenschaften in Leipzig, war anschließend mit der Korrektur von Übersetzungen der Werke Stalins beschäftigt, wurde 1952 Assistentin an der Universität Leipzig und gab bereits Vorlesungen in Politischer Ökonomie. 1955 promovierte ich und wurde 1957 Dozentin. 1958 delegierte man mich ein Jahr in den VEB Werkzeugprüfmaschinen, damit ich die Praxis kennenlernte. 1963 habilitierte ich mich und erhielt 1964 die Professur für Volkswirtschaftsplanung. Zusätzlich war ich Dekan für Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften. 1988 erfolgte meine Verabschiedung in den Ruhestand, danach arbeitete ich weiterhin an Publikationen. Daneben engagierte ich mich gemeinsam mit meinem Ehemann, den ich während des Studiums kennengelernt und 1951 geheiratet hatte, schon immer politisch. Als PDS-Mitglied war ich von 1999 bis 2004 Mitglied des Stadtrates Taucha. Bis heute arbeite ich mit bei Leipzigs Neue, einer politisch links gerichteten Fachzeitschrift.

Zum Erfolg von Eva Müller

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mir etwas vornehme und das auch klappt, freue ich mich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mich trieb nie das Streben nach Erfolg, sondern mein inneres Bedürfnis, über Probleme nachzudenken und mögliche Lösungen zu Papier zu bringen.Wie begegneten Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags? Als berufstätige, vierfache Mutter konnte ich auf Unterstützung von außen, vor allem jedoch aus der Familie zurückgreifen. Die Kinder besuchten Kinderkrippe und Kindergarten, und meine Schwiegermutter half bei der Betreuung. Die größte Unterstützung, egal was ich vorhatte, erhielt ich jedoch von meinem Ehemann. Er war ein wahres Organisationstalent.War es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, das empfand ich nie. Ich kam immer gut aus mit meinen männlichen Kollegen. Auch während meiner Zeit als Institutsdirektor gängelte ich die Männer nicht, sondern berücksichtigte ihre Wünsche, Interessen und Fähigkeiten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Die erste Vorstellung von Erfolg bekam ich bereits während meiner Schulzeit. Als deutsches Kind in einem russischsprachigem Kinderheim lebend und eine sowjetische Schule besuchend, hatte ich Probleme vor allem mit der Rechtschreibung. Ich erreichte hier nie Bestnoten. Um so mehr freute ich mich über Bestnoten, die ich in anderen Fächern problemlos erreichte.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mich prägten mein Ehemann und meine mitstudierenden Kollegen - mein zukünftiger Ehemann war einer von ihnen. Wir fanden uns in einer (zu damaliger Zeit noch nicht üblichen) Seminargruppe zusammen, vereint durch ähnliche wissenschaftliche Interessen. Aus eigener Initiative heraus diskutierten wir Probleme, was mir half, über offene Fragen nachzudenken.Welche Rolle spielten die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg? Sie spielten stets eine wesentliche Rolle. Alle Mitarbeiter waren jünger als ich, aber sie unterstützen mich immer, und ich konnte mich auf sie verlassen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Den heutigen Jugendlichen rate ich, einen beruflichen Weg anzustreben, bei dem sie hoffen und glauben, daß er Freude bringt und sich Ergebnisse erzielen lassen, die sie zufriedenstellen. Den idealen Beruf muß Mensch für sich definieren, wichtig ist, einigermaßen den zu finden, der Erfolg bringt. Dann werden sich auch Freude und innere Zufriedenheit einstellen. Den jungen Frauen rate ich, von der Möglichkeit einer längeren Familienpause Gebrauch zu machen, wenn der Beruf keine Freude bringt. Sie sollten jedoch nicht glauben, dies tun zu müssen, wenn sie im Beruf Erfüllung finden.
Ihr Lebensmotto?
Auch in schwierigen persönlichen Situationen darf man nicht die Freude am Leben verlieren.

Zur materiellen Lage der Industriearbeiter Westdeutschlands, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1957; Volkswirtschaftlicher Reproduktionsprozeß und dynamische Modelle, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1973; Der Nationalreichtum, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1987; Marxsche Reproduktionstheorie, VSA Verlag, Hamburg 2005; zahlreiche wirtschaftswissenschaftliche Artikel in Fachzeitschriften.