Zur Karriere von Joachim Biener

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte von 1935 bis 1943 die Staatliche Oberschule für Jungen in Pirna, die ich mit dem Abitur abschloß, was damals im Krieg nicht selbstverständlich war. Als Soldat geriet ich dann im Krieg in amerikanische Gefangenschaft, aus der ich im Sommer 1945 glücklich heimkehrte. Anschließend war ich ein Jahr als Neulehrer tätig, bevor ich von 1946 bis 1951 an der Universität in Leipzig Germanistik, Geschichte und Pädagogik studierte. Ich war Schüler von Prof. Theodor Litt und anschließend von Prof. Hans Mayer. Nach meiner Promotion im Jahre 1953 war ich bis 1986 durchgehend in der Lehrerbildung tätig, vor allem am Pädagogischen Institut bzw. an der Pädagogischen Hochschule Leipzig mit dem Hauptlehrgebiet Deutsche Literatur 1830 bis 1945. Im Jahre 1986 wurde ich nach einem Herzinfarkt invalidisiert. Von 1994 bis 1997 war ich schließlich als Gastdozent an der Universität Leipzig tätig.

Zum Erfolg von Joachim Biener

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich in erster Linie innere Genugtuung, das Gefühl der Zufriedenheit mit meiner Arbeit, mit meinen Vorlesungen. Dieses stellt sich ein, wenn ich Resonanz bei den Hörern spürte.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin zufrieden mit dem Verlauf meines Lebens und würde heute sagen: Ja, das Ganze nochmal.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war, daß meine Pirnaer Oberschullehrer meine Disposition für Literatur und Theater erkannten und förderten. Hier in Leipzig an der Universität war es vor allem Prof. Mayer, der diese Neigung weiter förderte und verstärkte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als erfolgreich empfand ich mich eigentlich ab 1953/54, also seit dem Beginn meiner Tätigkeit am Pädagogischen Institut.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Das war ganz bestimmt 1948 meine Entscheidung für Prof. Hans Mayer - obwohl er damals noch ein Neuankömmling war. Ich halte mich bis heute für seinen konsequentesten Schüler.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Natürlich ist Originalität der bessere Weg. Unverwechselbarkeit und Nichtaustauschbarkeit sind entscheidend.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mich prägte vor allem Prof. Hans Mayer.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mir wurde die Johannes-R.-Becher-Medaille in Silber verliehen. Ich sehe es ebenso als Anerkennung, daß ich immer ein begehrter Redner, auch Kulturbundredner war.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Von meinen Schülern erhielt ich eigentlich fast immer positive Resonanz. Ich hatte eine „Gemeinde“ um mich, da ich den Interessen der Studenten entgegenkam. Während meiner Zeit als Gastdozent war ich erstaunt über die Anteilnahme der jungen Studierenden - auch aus dem Ausland - an den Literatur- und Kulturerfahrungen eines alten Mannes. Unter den Kollegen dagegen galt ich als schwierig; wahrscheinlich auch als egoistisch, da ich unangenehme Aufträge ablehnte.Welche Rolle spielten die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg? Leiter und Direktoren hemmten mich in meiner Entfaltung.Wie vereinbarten Sie Beruf und Privatleben? Mein Privatleben kam nie zu kurz. Da meine Frau auch Lehrerin war, für Deutsch und Kunsterziehung, herrschte in unserer Partnerschaft immer Austausch und Verständnis.Wieviel Zeit verwendeten Sie für Ihre Fortbildung? Eigentlich wendete ich all meine Zeit für meine Weiterbildung auf. Auch meine Freizeit diente der Fortbildung: Museumsbesuche, Theaterbesuche, Literaturstudien.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate dazu, sich frühzeitig zu spezialisieren, sich frühzeitig zu seinen Interessen zu bekennen und seine Ziele beharrlich zu verfolgen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wünsche mir, daß es so weitergeht, wie es zur Zeit noch läuft, daß ich immer noch aus jeder Lektüre etwas Schriftliches formulieren kann.
Ihr Lebensmotto?
Konsequente Selbstverwirklichung der eigenen Neigung und Begabung.

Fontane als Literaturkritiker, Greifenverlag, Rudolstadt 1956; mehr als 40 Veröffentlichungen in den "Fontaneblättern" des Potsdamer Fontanearchivs; Mitarbeit an literaturwissenschaftlichen Wörterbüchern, vor allem am Wörterbuch der Literaturwissenschaft (Hrsg. C. Träger), Leipzig 1986; heute: Essays und Rezensionen für die Dresdner Literatur und Kulturschrift OSTRAGEHEGE, Mitteilungen der Theodor Fontane Gesellschaft, Mitteilungen der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft, Weimarer Beiträge in Wien; Einleitung zu Werkausgaben von Conrad Ferdinand Meyer und Christine Brückner.