Zur Karriere von Heinz Karl Seitinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura am 5. BRG, Kirchengasse in Graz studierte ich Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität. 1961 bis 1962 verbrachte ich nach Einräumung eines Stipendiums ein Studienjahr an der University of Toronto. Nach meiner ersten Dissertation mit dem Titel Der Internationale Währungsfonds von Bretton Woods bis heute und darauffolgender Promotion zum Doctor juris verfaßte ich eine zweite Dissertation mit dem Titel Exchange Rates: Stable or Fluctuating. Von 1962 bis 1963 nahm ich das Angebot eines Teaching Fellowship an der Johns Hopkins University in Bologna/Italien an. Am 1. Oktober 1964 trat ich meinen langjährigen Dienst in der Außenwirtschaftsorganisation für die Wirtschaftskammer Österreich an. Als Handelsdelegierter waren meine beruflichen Stationen folgende: von 1966 bis 1968 war ich als Deputy Trade Comissioner in New Orleans tätig, von 1968 bis 1971 als Deputy Trade Comissioner und Vizekonsul bei der Austrian Trade Commission in Singapur und als Interimsleiter der Außenhandelsstelle Karachi in Pakistan, und ab 1971 leitete ich für sechs Monate interimistisch die Außenhandelsstelle in Kinshasa in Zaire. Von 1972 bis 1978 bekleidete ich die Funktion des Commercial Counsellors in Khartoum (Sudan). Bis 1981 war ich als Länderreferent für Nordamerika für die Wirtschaftskammer tätig. Im Anschluß daran bis 1988 wirkte ich als Austrian Trade Commissioner in Chicago. Weitere vier Jahre verbrachte ich im Amt des Konsuls (Commercial) im Austrian Foreign Trade Office in Sydney, wo ich ich 1990 auch die Position des Chairman bei der European Travel Commission bekleidete. Von 1992 bis 1995 war ich Marketing Manager der Wirtschaftskammer Österreich. Ab 1995 war ich Austrian Trade Comissioner in Atlanta, weiters Commercial Counsellor and Defense Industrial Coordinator für die Österreichischen Botschaft in Washington DC, und schließlich Advisor to CEO bei der Austrian Business Agency in Wien. Seit 1. März 2007 habe ich die Position des Geschäftsführers des Satelliten-Kommunikationsunternehmens TerreStar Austria inne. TerreStar Austria ist eine hundertprozentige Tochter des amerikanischen Unternehmens TerreStar Global und macht die Kommunikation direkt von einem Satelliten auf das Handy und andere elektronische Geräte möglich. Nur eine kleine Veränderung im Chip ermöglicht es, auf dem Handy im Notfall über Satellit telefonieren zu können. Insofern sorgt unser System für höchste Sicherheit in Ernstfällen. Unsere Kunden können jederzeit unabhängig von äußeren Umständen kommunizieren. Wir ergänzen bestehende Kommunikationssysteme auf dem heimischen Markt, unsere Kunden bestehen einerseits aus Institutionen wie Behörden oder Ministerien, weiters bieten wir unsere Dienste Unternehmen und Einzelpersonen an. Der Bereich, den die Satellitenkommunikation abdeckt, erstreckt sich bis nach Nordafrika und umfaßt die Türkei, die Ukraine, Rußland sowie Teile des Nordens von Skandinavien. In Europa wird derzeit die Zuteilung der Frequenzen durch die Europäische Union erwartet, ein entsprechendes Selektionsverfahren ist im laufen.

Zum Erfolg von Heinz Karl Seitinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich definiere Erfolg als die Tatsache, gebraucht zu werden, egal, ob in privater oder in beruflicher Hinsicht. Es ist ein Ausdruck der Wertschätzung, gefragt zu sein, unabhängig vom Alter. Außerdem freut es mich, andere an meinem Erfolg teilhaben zu lassen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich empfinde mich als erfolgreich, weil ich in meinem Alter noch gefragt bin, und meine neu übernommene Aufgabe als Geschäftsführer macht mir sehr viel Spaß.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß ich sehr kommunikativ bin. Es bereitete mir immer Freude, Menschen zu treffen, und an diesem Umstand wird sich kaum etwas ändern. In meiner Laufbahn war bisher mein Rat gefragt, jetzt als Geschäftsführer bin ich selbst beim Machen. Ich arbeite gerne und kann nicht nachvollziehen, warum Menschen schon früh die Pension herbeisehnen. Solange mir meine Aktivitäten Spaß machen, möchte ich beruflich aktiv sein.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Das ist der einzige Punkt, an dem ich das Alter als Wert einbringe. Je älter ich werde, desto langweiliger empfinde ich die Spielchen, die im Wirtschaftsleben vorherrschen, auch wenn ich die Spielregeln kenne. Heute finde ich es als unnötig, jemanden aus Gedankenlosigkeit oder aus einem Gefühl des Ärgers heraus weh zu tun. Verletzungen vermeide ich strikt. Auch suche ich keine Schuldigen. Ich lasse Standpunkte anderer offen zu, auch wenn ich mit der vorgetragenen Sicht der Dinge eventuell schon vertraut bin. Am meisten lernt man übrigens beim Zuhören und wenn man Fragen stellt. Ich freue mich, wenn jemand in einem offenen Gespräch direkt ausspricht, was er wirklich meint und nicht um den heißen Brei herum redet. Es gibt Grenzen, auch in Gesprächen, die zu wahren sind. Außerdem meine ich, daß man niemanden fragen soll, worüber er nicht sprechen mag. Geht es einmal darum, Wissen zukaufen zu müssen, betrachte ich diesen Punkt nicht als Schande. Manchmal braucht man frischen Rat von außen, niemand kann alles wissen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Viele junge Menschen sind neugierig und fragen bei Älteren nach. Das habe ich früher auch getan und tue es heute noch. Ich meine, daß man Jüngeren als big brother ohne Überheblichkeit seine Hilfe anbieten kann, Mentoring in Firmen ist eine gute Einrichtung. Jedenfalls ist es wichtig, die richtigen Leute zu fragen. Achtsamkeit in der Auswahl seiner Ansprechpartner ist in jedem Fall ratsam.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ein einschneidendes Erlebnis war die Geburt meiner Tochter. Sie reiste mit meiner Frau und mir um den Globus. In meinem Beruf, der viele Veränderungen mit sich brachte, dachte ich einfach nie daran, daß ich in einigen Jahren wieder weiterziehen muß. Ich tat so, als würde ich an dem Ort bleiben, wo ich mich gerade befand. Meine positive Grundhaltung ließ es zu, vieles zu vereinbaren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Pflege Deinen Freundeskreis und schaffe Dir Netzwerke. Man muß Menschen nicht anrufen, nur weil man etwas von ihnen braucht. Man kann auch so zum Telefonhörer greifen und nach dem Befinden fragen. Außerdem rate ich zu lebenslanger Wachheit und Neugierde, Fachwissen veraltet allzu rasch. Man kann natürlich auf einer guten Fachausbildung aufbauen und sollte danach bestrebt sein, auf einem Gebiet mehr zu wissen als andere. Man braucht aber trotzdem einen breiten Horizont. Stipendien werden leider nicht voll ausgeschöpft. Ich erachte es wesentlich, ins Ausland zu gehen und sich Fremdsprachen anzueignen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte für TerreStar einen Beitrag leisten, das gewünschte Spektrum zugeteilt zu bekommen. Derzeit gilt es möglichst viele Dienstleistungen zu definieren und die EU-Agenden diesbezüglich zu unterstützen. Alles in allem möchte ich das Unternehmen mit Leben erfüllen. Es freut mich einfach sehr, Neues mit aufbauen zu können.

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