Zur Karriere von Eva Herrde

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
1946/47 absolvierte ich eine kaufmännische Ausbildung im Otto-Rudolph-Verlag in Görlitz und besuchte gleichzeitig bis 1948 die Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung Görlitz. Anschließend studierte ich bis 1951 an der Universität Leipzig Wirtschaftswissenschaften mit Spezialisierung auf Statistik. Ich ging für ein Jahr als wissenschaftliche Assistentin an die Hochschule für Planökonomie in Berlin und kehrte dann an die Universität Leipzig zurück, wo ich 1955 Oberassistentin wurde, 1956 promovierte und bis 1961 als Wahrnehmungsdozentin tätig war. Für die Jahre 1961-1964 wechselte ich an die Technische Hochschule für Chemie in Leuna-Merseburg. In dieser Zeit war ich auch wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik in Berlin, absolvierte eine Aspirantur und habilitierte 1964 an der TH Leuna-Merseburg. Ich wurde zur Dozentin an der Universität Leipzig ernannt und 1965 zum Professor berufen. Ich war sowohl in Forschung als auch Lehre tätig und betreute bis zu meiner Emeritierung 1987 zahlreiche Doktoranden und Habilitanden.

Zum Erfolg von Eva Herrde

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich das Glücksgefühl, ein Ziel erreicht zu haben und anerkannt zu werden. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend waren harte Arbeit und das gute Vertrauensverhältnis zwischen meinen Kollegen und mir sowie das Erreichen von Zwischenergebnissen, die mich immer wieder anspornten. War es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja insofern, als eine Frau alle Anforderungen ohne Abstriche erfüllen mußte. Nein deshalb, weil es in der DDR eine gute Frauenförderung gab, so daß ich beispielsweise eine Freistellung für die Habilitation erhielt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als beruflichen Erfolg wertete ich die Dozentur, denn damit war meine Qualifizierung offiziell abgeschlossen und anerkannt. Erfolge gab es schon auf dem Weg dorthin und auch in folgenden Arbeitsetappen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Richtig war meine Entscheidung, trotz kriegsbedingt mangelhafter Voraussetzungen zu studieren. Ebenso richtig war es, sich für die gemeinschaftliche Forschung mit einem Kollegen zu entscheiden, da wir uns charakterlich und im Arbeitsstil gut ergänzten. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich verfolgte beide Wege. Man muß originell sein, um Erfolg zu haben. Mit Imitation knüpft man an vorbildlichen Leistungen anderer an, um darüber hinaus zu gehen oder den eigenen Stil zu finden. Mein großes Vorbild war Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Felix Burkhardt, seine Persönlichkeit sowie seine Herangehensweise an Forschung und Lehre. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mich prägten mein Mentor Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Burkhardt, mein Mann Dr. Dietrich Herrde, der mich stets bestärkte und unterstützte, sowie Prof. Dr. Otfried Kuhn, mit dem mich eine enge Zusammenarbeit verband.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Neben den offiziellen Auszeichnungen waren mir die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kollegen und Studenten, ihr Respekt und ihre Freundlichkeit sehr wichtig. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der Statistik mangelt es an Wahrhaftigkeit. Deshalb sind ihre Untersuchungsfelder so zu definieren, daß sie die Gegenwart originalgetreu widerspiegeln. Die Methoden müssen den Inhalten adäquat eingesetzt werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine entscheidende Rolle, denn Forschung und Lehre sind nur in Gemeinschaftsarbeit zu bewältigen - und ich bin ein Teammensch. Wie vereinbarten Sie Beruf und Privatleben? Mein Mann und ich unterstützten uns gegenseitig im Alltag, nur so konnten wir gleichzeitig beide studieren und dann beide im Beruf tätig sein. Wieviel Zeit verwendeten Sie für Ihre Fortbildung? Mindestens ein Drittel der Zeit für die Forschung wurde für die Qualifizierung benötigt. Ähnliches galt für die Lehrvorbereitung. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Für den angestrebten Erfolg darf man seine Lebensmaximen und seinen Charakter nicht aufgeben, muß sich Achtung und Toleranz gegenüber dem anderen bewahren. Man muß an die Jüngeren jene Unterstützung weitergeben, die man selbst von der älteren Generation auf dem Weg zum Erfolg erhalten hat.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meine Arbeit in der Interessengemeinschaft der Emeriti und Hochschullehrer fortsetzen und mir die Welt der Computer und des Internets noch tiefer erschließen.
Ihr Lebensmotto?
Optimismus und positives Denken.

Mitautor der Lehrbuchreihe "Allgemeine Statistik", Verlag Die Wirtschaft Berlin; Artikel vor allem in der Fachzeitschrift "Statistische Praxis".