Zur Karriere von Munib Bilic

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich war mit 19 Jahren von Bosnien nach Österreich gekommen, hatte nichts außer einigen persönlichen Dingen, 50 Schilling in der Tasche und den Willen, mich hier hochzuarbeiten. Ich arbeitete zehn Jahre als Tankwart bei einer Tankstelle in Hof am Leithagebirge. Danach wechselte ich nach Wienerherberg zur Turmöl Tankstelle, war hier ebenfalls ein oder zwei Jahre als Tankwart tätig, ehe sich für mich die Möglichkeit ergab, den Betrieb zu pachten und zu übernehmen. Ich ergriff diese Chance, obwohl das Geschäft nicht besonders gut lief. Es gab auch kaum Zusatzangebote - hier konnte man tanken und vielleicht eine Dose Motoröl kaufen, aber nicht mehr. Also begann ich Schritt für Schritt den Service zu verbessern, kaufte einen Wagenheber und ein paar Werkzeuge und startete den Reifenservice. Ich absolvierte einige Unternehmerkurse, lernte Buchhaltung und steckte all meine Ersparnisse in die Tankstelle, arbeitete Tag und Nacht, und langsam ging es bergauf. Leider machte ich dann den Fehler, Firmen auf Lieferschein zu betanken. Als sie nicht bezahlten und in Konkurs gingen, hatte ich plötzlich einen Berg Schulden. Das belastete mich sehr, ich nahm 18 kg ab und fragte mich, wozu ich das alles mache. Aber ich verdaute diesen Rückschlag, startete noch einmal durch, baute die Tankstelle weiter aus und brachte das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs. Heute haben wir ein umfangreiches Serviceangebot, eine Autowaschanlage und Selbstbedienungs-Waschplätze sowie einen gut ausgestatteten Shop. Mein Fleiß und Einsatz haben sich ausgezahlt, das Geschäft läuft inzwischen ganz nach meinen Vorstellungen.

Zum Erfolg von Munib Bilic

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mir persönlich bedeutet Erfolg wahnsinnig viel, auch weil ich ein sehr ehrgeiziger Mensch bin. Als junger Mann setzte ich mir das Ziel, eines Tages erfolgreich zu werden. Ich arbeitete hart, ließ mich durch Rückschläge nicht vom Weg abbringen und konnte so mein Ziel erreichen - das ist für mich Erfolg.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin sehr stolz auf das, was ich geleistet und erreicht habe.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Während meiner Zeit als unselbständiger Tankwart interessierte ich mich für alles, was dieses Geschäft betrifft. Ich war wachsam und neugierig, und wann immer ich etwas wissen wollte, fragte ich meinen Chef. So lernte ich diese Branche von Grund auf kennen, und eines Tages dachte ich: Wieso sollte ich nicht selbst einen solchen Betrieb führen können? Also spuckte ich in die Hände und packte die Sache an. Man kann alles erreichen, wenn man an seine Ziele glaubt und hart dafür arbeitet. Auch wenn ich heute Chef der Tankstelle bin, arbeite ich genauso viel wie vor 20 Jahren als kleiner Tankwart - daran hat sich nichts geändert. Ich bin mir für keine Arbeit zu schade, und wenn kein Mitarbeiter Zeit hat, wechsle ich Reifen oder Motoröl eben selbst.

In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Tankstelle zu übernehmen und mich selbständig zu machen war sicher die beste Entscheidung meines Lebens. Als Unternehmer treffe ich meine eigenen Entscheidungen und bin niemandem Rechenschaft schuldig.

Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Frau hat mich immer unterstützt und an mich geglaubt. Als sich die Chance zur Übernahme der Tankstelle ergab, war ich erst ein bißchen unsicher, weil berufliche Selbständigkeit ja auch mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Aber sie ermutigte mich und gab mir Rückhalt. Im Beruf selbst wurde ich von Erwin Wolf, dem Besitzer der Tankstelle in Hof am Leithagebirge, geprägt. Von ihm bekam ich nicht nur das fachliche Rüstzeug mit auf den Weg, auch was den Umgang mit Kunden betrifft, konnte ich einiges von ihm lernen.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ein Tankwart muß freundlich, sauber und korrekt sein. Er hat ja auch Zugang zur Kassa und zu Geld, daher muß ich einem Mitarbeiter vertrauen können. Während der Probezeit beobachte ich den Mitarbeiter genau, sehe mir an, wie er arbeitet und wie er mit den Kunden umgeht.

Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Nur vom Verkauf des Treibstoffs kann man als Tankstellenpächter heute kaum noch überleben. Auf das Produkt, also Benzin und Diesel, habe ich keinen Einfluß, daher muß ich mich in anderen Bereichen von den Mitbewerbern unterscheiden - und das sind eben Freundlichkeit, Kompetenz und zahlreiche Zusatzangebote wie der Shop, Reifendienst oder Wagenpflege.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wer sich für die Selbständigkeit entscheidet, muß auf vieles verzichten. Der Betrieb ist unsere Existenzgrundlage und hat daher oberste Priorität. Trotzdem genieße ich die wenige Freizeit in unserem schönen Haus mit der Familie und den Enkelkindern.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich habe schon etliche junge Tankwarte beschäftigt und festgestellt, daß es nicht viele junge Leute gibt, die von sich aus Fleiß und Ehrgeiz entwickeln. Erfolg fällt einem aber nicht von alleine in den Schoß, dafür muß man fleißig arbeiten.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte den Betrieb noch ein wenig erweitern und den Umsatz weiter steigern. Dabei hilft mir schon jetzt mein Sohn, der die Tankstelle auch eines Tages übernehmen wird.

Ihr Lebensmotto?
Geht nicht gibt's nicht!