Zum Erfolg von Andreas Woitzuck
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich arbeite sehr gerne und viel, an manchen Tagen bis zu zwölf Stunden nonstop. Mein Beruf ist sehr spannend, er macht mir große Freude, und wenn meine Therapien gut funktionieren, dann empfinde ich das als Erfolg. Der finanzielle Aspekt spielt in meiner Erfolgsdefinition nur eine Nebenrolle, ich mache beispielsweise auch Gratisbehandlungen für Studenten oder bedürftige Menschen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich in meinem Beruf als durchaus erfolgreich - das läßt sich nicht leugnen. Es ist einfach ein tolles Erfolgsgefühl, wenn es mir gelingt, Menschen vor dem Absturz zu bewahren und ihnen helfen zu können, ins Leben zurückzufinden. Ich mache schon lange keine „Werbung“ mehr für meine Ordination, sondern gewinne neue Klienten ausschließlich durch Mundpropaganda und Weiterempfehlungen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Durch die Vielfältigkeit meiner Ausbildung habe ich eine sehr gute und breite berufliche Basis. Der wichtigste Erfolgsfaktor in meinem Beruf ist aber die Liebe zu den Menschen. Außerdem wollte ich nie Kassenarzt werden, sodaß ich für jeden meiner Klienten 50 Minuten pro Sitzung Zeit habe. Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Ich schaffe eine Abgrenzung, indem ich ausschließlich gegen Voranmeldung arbeite. Jede Anmeldung wird von mir persönlich entgegengenommen, um bestimmen zu können, ob ich überhaupt der richtige Ansprechpartner und Arzt für den Klienten bin. In den Therapien bin ich, wo es notwendig ist, abstinent - das heißt, ich interveniere nur sehr wenig. Ich kann mich aufgrund meiner Routine persönlich gut gegen die Probleme der Klienten abgrenzen, sodaß es ihm möglich ist, seine Probleme auf mich zu projizieren und sie so bearbeitbar zu machen. Außerdem verfüge ich über die Fähigkeit, mich sofort auf den nächsten Patienten einstellen zu können und den vorangegangen Fall geistig ad acta zu legen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Im Rahmen meiner Therapien treffe ich immer wieder sehr erfolgreiche Entscheidungen, die im Idealfall zu einer völligen Genesung der Klienten führen. So konnte ich durch meine Therapien zum Beispiel schon viele Fälle von Lähmungen, hysterischer Blindheit, Depressionen oder schwerwiegende psychosomatische Erkrankungen heilen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich bin bereits der vierte Arzt in unserer Familie, was für meine Berufswahl natürlich in gewisser Weise prägend war. Im Beruf selbst hatte ich einige Mentoren, etwa den großartigen Raoul Schindler. Ich lege zum Beispiel von jedem Klienten eine umfassende Lebens- und Familiengeschichte an - eine Methode, die ich von ihm übernommen habe. Weitere Vorbilder und Förderer waren Heinrich Donat, Peter Gattmann, Rainer Danzinger und Erwin Ringel, mit denen ich auch befreundet war oder bin.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich initiierte in den neunziger Jahren ein Netzwerk zwischen Ärzten und Psychotherapeuten, das aber nach einigen Jahren wieder eingeschlafen ist. Ich finde, daß der Gedanken- und Informationsaustausch innerhalb der Kollegenschaft viel stärker gefördert werden müßte.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine psychoanalytische Art des Denkens geht auch in andere Lebensbereiche außerhalb der Praxis über. Meine Söhne beklagten sich schon öfter, daß ich sie zu durchschauen glaube. Es kommen aber auch viele Freunde mit ihren Problemen und Sorgen zu mir.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Administration ist nicht meine große Stärke. Ich habe seit einigen Monaten eine neue Sekretärin und verdiene jetzt etwa ein Drittel mehr als vorher, weil ich früher manche Rechnungen einfach vergessen und gar nicht geschrieben habe. Ihre Unterstützung im Hintergrund trägt also durchaus zum Erfolg der Praxis bei.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meine Frau, die bei mir mitarbeitet, muß ich nicht großartig motivieren, da sie selbst ein Interesse am Gedeihen der Praxis hat. Und meine Sekretärin war sehr glücklich, in mir einen Chef gefunden zu haben, der ihr bei der Arbeitsgestaltung völlig freie Hand läßt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine ruhige Art, mein analytisches und empathisches Denken sowie mein fundierter fachlicher Background, der durch meine vielseitige Ausbildung gegeben ist. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich kenne kein Konkurrenzdenken, im Gegenteil: Ich überweise laufend Patienten an Kollegen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wie erwähnt arbeite ich häufig zwölf bis 13 Stunden täglich, da kommt das Privatleben zwangsläufig zu kurz. Als unsere Söhne noch klein waren, nahm ich mir schon Zeit für sie, aber dann wurde der berufliche Einsatz im Laufe der Jahre immer größer.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lese sehr viel - natürlich Fachliteratur, aber auch in Romanen und Werken großer Autoren wie Kafka finden sich immer wieder Dinge, die auch für meinen Beruf von Relevanz sind. Außerdem besuche ich zwei Kongresse pro Jahr. Wenn ich einmal mit einem Patienten Probleme habe, unterziehe ich mich selbst einer Supervision.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein wenig Abkehr von Konsum und materialistischem Denken, dafür mehr Freude am eigentlichen Leben würde der jungen Generation sicherlich nicht schaden. Den Beruf mit Freude auszuüben und nicht als Geldproduktionsmaschine zu sehen, halte ich ebenfalls für wichtig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Eines meiner größten Ziele ist es, beruflich etwas zurückzustecken, um mehr Zeit für meine Familie, für mich und meine Hobbys zu haben.
Ihr Lebensmotto?
Nimm nicht alles so wichtig und habe auch Spaß am Leben.