Zur Karriere von Harald Görig

Was war für Ihren Werdegang wesentlich? Wesentlich war, daß meine Eltern 1952 einen Textilhandelsbetrieb gründeten und mich dieses Geschäft schon als Kind interessierte. Nächster wichtiger Schritt war die Modeschule Michelbeuern, wo ich nach zwei Jahren Praxis auch die Meisterprüfung für Herrenbekleidung ablegte. Danach ging ich als Volonteur in eine große Konfektion, wo ich mich in einem Jahr zum Bandleiter hinaufarbeitete und 30 Mitarbeiter führte. 1963 starb mein Vater und ich kehrte infolgedessen sofort ins elterliche Geschäft zurück. Wir handelten damals mit Textilien und Parfümeriewaren. Vier Jahre späger fing ich an zu nähen. 1964 legte ich die Meisterprüfung für Damenbekleidung ab und war berechtigt sowohl für Damen, als auch für Herren zu nähen. Meine Tätigkeit entwickelte sich positiv und wir ließen die Parfümerie auf, um eine kleine Werkstatt einzurichten. In der Folge gaben wir auch den Textilhandel auf. Obwohl wir mit nur einem Mitarbeiter begannen, verfügt das Unternehmen heute über fünf Vollzeitkräfte und zwei Halbtagskräfte.

Zum Erfolg von Harald Görig

Was ist der Schlüssel Ihres Erfolges? Unser Umgang mit Kunden, besonderer Service (z.B. Heim-Lieferung) und Flexibilität. Heute betreffen Reparatur und Service 80% des Arbeitsvolumens und die Maßschneiderei nur 20%. Diese Proportionen sind durch die Marktsituation bedingt - Arbeit nach Maß ist zurückgegangen. Wir arbeiten sowohl für prominente Firmen und Boutiquen, als auch für Privatkunden, die zum Teil dem Hochadel entstammen. Ich freue mich mit diesen Persönlichkeiten Kontakt zu haben.Was bedeutet für Sie Erfolg? Erfolg bedeutet für mich, daß ich mir einen gewissen Lebensstandard leisten kann und meine Freizeit genießen kann. Ich trennte immer das Berufliche und das Private und schaute immer, daß mein Geschäft mich privat nicht belastet. Mein Erfolg ist, daß meine Kinder in meine Fußstapfen getreten sind und ich hoffe, daß nach meiner Pensionierung mein Sohn das Geschäft übernimmt. Ich bin stolz auf meine funktionierende Beziehung zu den Kindern. Auch das ist Erfolg.Haben sich Ihre Ziele im Laufe der Zeit geändert? Beruflich verlegte ich meinen Schwerpunkt von der Maßschneiderei auf die Reparatur, was ich schon erwähnte, weil die Arbeit nach Maß heute weder verlangt, noch honoriert wird. Das ist jetzt mein Hobby, aber genauso gerne mache ich Reparaturen. Meine Ziele sind den Umsatz und den Gewinn zu halten und meinem Sohn ein gesundes Unternehmen übergeben zu können.Wie gehen Sie mit Ihren Mitarbeitern um? Mit meinen Mitarbeitern habe ich eine sehr gute, fast familiäre Beziehung. Ich spiele nicht den Chef, bin auch ein Mitarbeiter wie die anderen, versuche aber als Vorbild zu dienen.Welche Rolle spielt die Familie in Ihrem Leben? Meine Familie bedeutet für mich alles. Ich bin fast 40 Jahre mit meiner Frau verheiratet und wir erfreuen uns mit Stolz unserer Kinder und der vier Enkelkinder.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Aus meiner Familie und aus einem bewegten Privatleben. Ich engagiere mich sozial, bin Obmann des Kirtagskommitees, kümmere mich um die Senioren, die früher in der Wirtschaft tätig waren. Meine Kraftquelle ist eine gelungene Symbiose aus dem Geschäft und dem Privatleben.
Wie erfahren Sie Anerkennung?
Unter anderem durch Auszeichnungen, die ich bekam. Ich bin Träger des Silbernen Stadtwappens der Stadtgemeinde Klosterneuburg, Inhaber der Florianiplakette.Ihr Botschaft an die Jugend? Wichtig ist jeden Abend die Kassa zu machen, damit man den Überblick nicht verliert. Die Steuer und Krankenkassa muß man auch rechtzeitig zahlen. Man muß sagen, daß die Lohnnebenkosten, die sich zur Zeit auf 106% belaufen nicht mehr erschwinglich sind und, daß sich daher bald keiner mehr Angestellte leisten kann. Bei jeder Tätigkeit muß man sich immer weiterbilden, es kann in keinem Alter schaden. Es ist wichtig den Betrieb mit moderner Technik auszurüsten und nach Marktnischen zu suchen - es bietet sich immer etwas an.