Zur Karriere von Traude Kohlhofer

Wie war Ihr Werdegang?
1961 machte ich die Matura in einer Sprachschule in England. 1962, wieder zurück in Österreich, trat ich bei der AUA ein. Fünf Jahre lang war ich im Sekretariat für internationale Verträge, nach weiteren fünf Jahren hatte ich die Chance, mich mit internationalen Fracht-Verhandlungen zu befassen. Ich bekam diese Stelle auch.Ich war dann relativ viel im Ausland unterwegs und hatte dort den Vorsitz in einigen Gremien inne, konzentrierte mich aber dann doch wieder auf Österreich. Es wurde mir dann jener Bereich übertragen, in dem ich heute arbeite.

Zum Erfolg von Traude Kohlhofer

Was ist für Sie persönlicher Erfolg? Persönlicher Erfolg hat sehr viel mit Disziplin zu tun, aber auch mit sehr viel Liebe zur Arbeit. Wenn man die nicht hat, wird man auch nie erfolgreich sein. Man muß auch viel zurückstecken, und man muß ein gutes Team haben, um erfolgreich sein zu können. Dieses Team muß man dann aber auch hegen und pflegen und wie eine Familie behandeln.Was ist das Rezept für Ihren Erfolg? Ich kann sehr gut zuhören und habe ein sehr großes Einfühlungsvermögen. Ich lasse anderen Menschen ihr Gesicht. Das Über-Leichen-gehen gibt es bei mir nicht, da würde ich eher vom Erfolg zurückstecken. Ich glaube, daß dies auf Dauer anerkannt wird. Für mich ist die Ellenbogentechnik kein probates Mittel, ich bin eher der Meinung, daß man ohne sie weiter kommt. Man braucht dafür oft etwas länger, aber ich fühle mich wohler dabei. Freilich ist es auch notwendig, die wesentlichen Zusammenhänge der Weltwirtschaft zu kennen, und man muß aus diesen Zusammenhängen die richtigen Schlüsse ziehen können.Sie arbeiten in einer von Männern dominierten Welt, wie gehen Sie damit um? Meine Eigenschaften, die ich schon vorher erwähnt habe, gestatten es mir, auch in diesem Umfeld erfolgreich zu sein. Anfänglich wird man natürlich beobachtet, aber nach dem Durchlauf einiger Tests wird man als ganz normaler Mensch betrachtet und auch akzeptiert. Man muß immer versuchen, das Weibliche nicht herauszustreichen.In welcher Situation haben Sie sich erfolgreich entschieden? Die wichtigste Entscheidung war, nach Österreich zurückzukommen, obwohl es zu dieser Zeit mein jetziges Arbeitsumfeld noch nicht gab. Der Aufbau hätte auch schief gehen können. Ursprünglich hatte ich auch Zweifel, aber im nachhinein bin ich froh, diesen Schritt bei AUA gemacht zu haben.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Ich habe mich langsam an diese Position herangetastet. Ich hatte im Ausland bereits ähnliche Positionen bekleidet, und nachdem ich gesehen hatte, daß andere Airlines diese Sparte bereits sehr erfolgreich betrieben, war ich doch sehr zuversichtlich.Spielt die Familie beim Erfolg eine Rolle, und welche? Für mich spielt ein heiles Familienleben eine große Rolle, sonst läuft man Gefahr, seinen Job fanatisch zu betreiben. Wenn man sonst nichts hat als den Job, glaube ich, ist man gar nicht so erfolgreich. Und wenn man zu fanatisch dem Erfolg nachrennt, verliert man den Blick für das Wesentliche.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Nach jenen Kriterien, nach denen ich auch arbeite, also: Einsatzwille, Teamfähigkeit. Obwohl es bei uns viele Individualisten gibt, funktioniert das Arbeiten im Team tadellos. Auch im besten Team gibt es irgendwann einmal Abnützungserscheinungen, und da muß man zeitgerecht sehen, daß kein Schaden für das Unternehmen entsteht und versuchen, das Team neu zu formieren. Die Teampflege ist bei uns ein sehr wichtiger Faktor.Wie motivieren Sie Ihr Team? Ich versuche meinem Team ein Vorbild zu sein, und ich verlange von meinen Leuten nicht mehr, als ich selbst zu geben bereit bin. Wenn man das nicht so macht, fühlen sich die Leute sehr schnell ausgenützt, und das würde der Stimmung schaden.Welche Rolle spielt Anerkennung für Sie? Jeder Mensch braucht Anerkennung, und ich freue mich auch darüber, nehme sie zur Kenntnis, aber so ein besonderes Ereignis ist sie nicht für mich. Freilich brauche auch ich meine Streicheleinheiten, aber sie ändern nichts an meinem Arbeitsstil.Spielen Niederlagen in Ihrer Karriere eine Rolle, und was verstehen Sie unter einer Niederlage? Niederlagen gibt es immer wieder im Laufe eines Jobs, das läßt sich auch gar nicht verhindern. Als erstes setze ich mich hin und analysiere das Geschehene. Ich stelle mir dabei einige Fragen, wie z.B.: Warum ist das passiert? Habe ich Fehler gemacht? Hätte ich es vermeiden können? Im Zuge dieser Analyse komme ich dann immer wieder darauf, daß man solche Fehlschläge auch sehr gut verarbeiten kann. Freilich passieren auch einfache Fehler, aber da wird niemand niedergemacht. Was ich nicht brauchen kann, ist die Einstellung: Weniger Arbeit - weniger Fehler. Daher haben meine Leute auch keine Scheu, Entscheidungen zu treffen.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Mein Partner ist sehr verständnisvoll, so ist mein Zuhause auch eine Oase für mich, und da versuche ich voll auszuspannen und mich wieder zu erholen. Von Zeit zu Zeit nehme ich mir auch eine Woche, um abzuschalten.Persönliche Zielsetzung, was wollen Sie gerne erreichen? Irgendwann einmal werde ich mich in den Wohlverdienten zurückziehen. Ich denke an eine Konsulententätigkeit, auch ein kleines Refugium in Spanien kann ich mir vorstellen.Haben Sie ein Lebensmotto oder ein Vorbild? Mir ist aufgefallen, daß viele Menschen in einer Zeit, wenn das Geschäft nicht so läuft wie erwartet, zur Brutalität neigen. Diesen Fehler sollte man nicht machen.Welchen Ratschlag für den Erfolg würden Sie gerne an die nächste Generation weitergeben? Ich habe relativ viele junge Leute in den letzten Jahren herangezogen und habe jedem empfohlen zu lernen, sich mit dem Beruf vertraut zu machen, sich voll einzusetzen und sich immer weiterzubilden.