Zur Karriere von Karl Jurka

Was war wesentlich für Ihren Werdegang? Sowohl mein Großvater als auch mein Vater waren Ärzte, und durch die Heirat mit meiner Frau, die eine erfolgreiche Chirurgin ist, kam ich wieder mit der Medizin in Berührung. Bei der Jurisprudenz interessierte mich Verfassungs- und Verwaltungsrecht, und nach dem Abschluß des Studiums trat ich beim Eich- und Vermessungsamt ein, wo ich mit 27 Jahren zum Abteilungsleiter/Stellvertreter der Rechtsabteilung ernannt wurde, was für den öffentlichen Dienst sensationell schnell war. Dort waren sehr wenige Juristen, und ich konnte mich mit vielen Bereichen beschäftigen. Meine Karrierechancen war eher gering, aber diese lehrreiche Zeit möchte ich nicht missen. Ich verließ das Amt und kam 1979 in die politische Akademie der ÖVP und war dort Studienleiter für politische Kommunikation. Mein Schwerpunkt war die Strategie für den Wahlkampf. Als Dr. Mock die Parteileitung übernahm, wurde ich in die Zentrale gerufen und erfüllte von 1980 bis 1990 die Funktion des Bundesorganisationsreferenten. Ich beschäftigte mich nach wie vor mit dem Wahlkampf, knüpfte internationale Kontakte und sammelte Erfahrungen, um die ÖVP erfolgreicher zu machen. Nach 10 Jahren ergriff mich der Wunsch nach Veränderungen, und ich stand vor der Entscheidung, aus drei Möglichkeiten das Optimale für mich zu finden. Man behandelte mich bei der ÖVP gut und machte mir interessante Vorschläge. Ich konnte Berufspolitiker werden oder einen Versorgungsjob bei einer verstaatlichten Institution bekommen. Da ich beides nicht wollte, entschied ich mich für die dritte Variante und ging ins Ausland. Ich hatte schon früher Vortragstätigkeiten ausgeübt, und mein Know How hatte am internationalen Markt einen hohen Stellenwert, deshalb gründete ich in Bonn eine Firma mit Schwerpunkt Politik-Kommunikation Europa. Die erste Zeit war für mich eine typische Durststrecke, weil ich in wirtschaftlichen Fragen völlig unerfahren war. Der kommerzielle Durchbruch kam erst 1992/93. Ich baute ein gutes Netzwerk in Bonn und Paris auf und begann, mich mit Fragen von Europa intensiv zu beschäftigen. Politische Beratung wurde durch die wirtschaftliche Beratung der Organisationen, die mit der Politik Probleme haben, ergänzt. Diese zweite Richtlinie dominiert jetzt zu 70 Prozent. Wir beraten weltweit Großunternehmen, 30 Prozent davon in Österreich.

Zum Erfolg von Karl Jurka

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich möchte etwas bewegen und beeinflussen, und es darf mich nicht langweilen. Finanziell drückt sich Erfolg so aus, daß ich mir das leisten kann, was ich mir auch leisten möchte. Privater Erfolg bedeutet Stabilität, und ich empfinde es als Glück, daß ich die Frau habe, die ebenfalls Karriere macht, jedoch in einem anderen Bereich. Somit haben wir keine beruflichen Berührungspunkte und können uns privat auf einander und auf die Dinge, die uns gemeinsam interessieren, konzentrieren.Wie lautet Ihr Schlüssel zum Erfolg? Beruflich ist es eine professionelle Arbeit, die in Details geht und daß ich Vorgänge begründen kann. So rechne ich beispielsweise für ein Mittagessen sechs Stunden ein, da man die Vor- und Nachbereitungszeit nicht übersehen sollte. Ein sehr wichtiger Faktor ist mein Interesse an den Menschen, mit denen ich zu tun habe und ein hoher Informationsgrad, der daraus resultiert.Was empfinden Sie als eine Niederlage? Mein Übergang von einer großen in eine kleine Struktur und der Anfang meiner Selbständigkeit, als ich kostenbewußtes Arbeiten lernte, waren hart.Wie lösen Sie Ihre Probleme? Durch den Versuch, darüber zu reden. Ich beziehe meine Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse mit ein, spreche mit Kunden über Probleme und beende sehr oft Briefe mit dem Satz Was denken Sie?.Welche Art der Anerkennung ist wichtig für Sie? Das Bewußtsein, Sachen bewegen und beeinflussen zu können.

Publikationen zu den Themen Kindesmißhandlung, Verfassungs- und Verwaltungsrecht, politische Kommunikation, Aggression in der Politik und das Buch "Maastricht - Europa"