Zum Erfolg von Marie-Luise Zott
Was ist für Sie persönlicher Erfolg? Persönlicher Erfolg ist für mich, wenn ich mir ein Ziel in einem bestimmten Zeitraum definiert habe und ich dieses ohne körperliche oder auch seelischer Schäden davon zutragen bzw. auch andere Menschen zu Schaden kommen, erreiche. Ein wichtiger Bereich dabei ist sicher der berufliche, bei mir war das in der Vergangenheit immer die Hotellerie. Aber ich habe auch erkannt, daß das Privatleben nicht zu kurz kommen darf, und daher versuche ich seit einigen Jahren auch dieses miteinzubinden, da ich mir dort seelische Ausgeglichenheit holen kann.Sehen Sie sich persönlich als erfolgreich? Ich habe heute das Gefühl erfolgreich zu sein, weil ich es geschafft habe, den beruflichen und den privaten Bereich optimal zu verbinden, indem ich die Zeit besser nutze und einteile als früher. Ich habe gelernt, Arbeit zu delegieren und nicht mehr alles selbst zu machen, das ist auch ein Entwicklungsprozeß. Daher glaube ich, daß ich erst heute wirklich erfolgreich bin, da ich beide Komponenten wirklich gut unter einen Hut bringe.Wo liegen Ihre Stärken? Ich bin ein sehr positiver Mensch und strahle diesen Optimismus auch aus. Dann ist da noch meine hohe soziale Kompetenz. Das sind meine persönlichen Stärken, die mich auszeichnen und beides ist sehr wichtig im Bereich der Mitarbeiterführung und bei Zielumsetzungen.Was sollte man auf seinem Weg zum Erfolg beachten und was vermeiden? Persönlicher Einsatz und Weitblick ist wichtig, man darf nicht nur stumm seine Arbeit verrichten, sondern muß sich weiterbilden und auch bereit sein, mehr zu arbeiten als andere, wenn man seine sich gesteckten Ziele erreichen will. Dazu kommt noch fachliche Kompetenz und gesunder Ehrgeiz, wobei man aber immer darauf achten soll, daß niemand zu Schaden kommt, also nicht um jeden Preis nach oben wollen, man darf nie die Menschlichkeit aus den Augen verlieren.Ziehen Sie größere Ziele kleineren vor? Ich habe mir immer Ziele im Nahbereich gesetzt, weil ich selbst aus einer großen Familie komme und mir früher die Option offen halten wollte selbst eine Familie zu gründen. Daher war meine berufliche Zielsetzung darauf ausgerichtet, kleinere Ziele in der Nähe zu setzen als in unendlicher Ferne und diese Ziele dann eventuell aus den Augen zu verlieren. Schlußendlich hat sich aber doch ein großes, visionäres Ziel, ein Hotel zu leiten, daraus entwickelt und erfüllt.Wie begegnen Sie Quereinflüssen und Mißerfolg? Wenn ein Mißerfolg eintritt, werde ich als erstes eine Analyse machen, mich aber in anderen Dingen dabei nicht beeinflussen lassen. Man lernt aus allen Dingen etwas und da ich ein sehr positiver Mensch bin, kann für mich ein Mißerfolg auch etwas Gutes bringen. Was ich aber nie machen werde, ist denselben Fehler zweimal zu begehen. In derselben Situation muß ich den Mißerfolg beim nächsten Mal schon kommen sehen und darauf reagieren.Wie stehen Sie zur Teamarbeit und Motivation? Meine Abteilungsleiter werden in alle unternehmerischen Entscheidungen eingebunden und tragen diese auch zum großen Teil mit. Sie müssen das Gefühl haben, daß ich ihnen Vertrauen entgegenbringe und dieses Vertrauen manifestiert sich in Verantwortung. Ich bin sehr wohl bereit, viele Dinge zu delegieren bzw. im Team eine ökonomische Entscheidung treffen zu lassen. Ich weiß, daß ich mich auf meine Mitarbeiter verlassen kann und sie wiederum zufrieden und motiviert sind, da sie wissen, daß ich ihnen vertraue und ihnen auch etwas zutraue.Nach welchen Kriterien stellen Sie ein Team zusammen? Das Wichtigste für mich ist dabei die Persönlichkeit des Einzelnen. Fachliches Wissen und Kompetenz kommt bei mir erst später. Fachliche Mängel kann ich schulen und für die Weiterbildung des Einzelnen kann ich sorgen, Persönlichkeit aber bringt jemand mit oder nicht, man ist wie man ist. Die Charakteristika dieser Persönlichkeit sollten Teamfähigkeit, Offenheit und Geradlinigkeit sein und er sollte eine gewisse fachliche Kompetenz mitbringen.Wo liegen für Frauen die Vor- bzw. die Nachteile im Bereich Erfolg? Ich glaube, daß es heute für eine Frau noch immer schwieriger ist, eine Top-Position zu bekommen. Wir müssen immer mehr beweisen als die Männer. Als Vorteil gerade im Bereich Hotellerie sehe ich die von der Natur gegebene Gastgeberrolle der Frau und da wir meistens mehr Gefühlsatmosphäre haben als die Männer, fühlen sich die Gäste bei der Frau „als Gastgeberin“ gut aufgehoben. Die besondere Stärke der Frau an sich liegt in der anderen Art der Führung von Mitarbeitern. Die soziale Kompetenz und Menschlichkeit zeichnet die Frau meiner Meinung gerade als Führungspersönlichkeit besonders aus.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Ich glaube an den positiven Energiefluß unter Menschen, dadurch daß ich selbst gern und viel gebe, kommt auch viel zurück. Zum anderen gibt es für mich auch die Natur, wo ich wieder Energie und Ruhe tanken kann.Hatten Sie ein bestimmtes Vorbild oder eine Lebensphilosophie? Ein großes Vorbild für mich war immer meine Mutter. Sie mußte nämlich in der Aufbauphase des Tourismus sehr viel und sehr hart körperlich arbeiten und strahlte trotzdem immer eine Menge Optimismus aus. Ihr positives Denken hat mich immer inspiriert.Welche Spezialitäten bietet Ihr Unternehmen? Unsere Stärken liegen im Angebot innerhalb der Region. Die Vielfalt zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter, die hier geboten wird, ist sehr außergewöhnlich. Wir haben zum Beispiel innerhalb von 15 km gleichzeitig Gletscher und See, also Ski fahren und schwimmen nebeneinander und dann natürlich das allgemeine Angebot an Sportmöglichkeiten. Das Hotel selbst mit seinem rustikalen Charme passend zur Region, aber trotzdem modernst und voll ausgestattet, bietet bestes Service. Wir haben 125 Zimmer und drei Tagungsräume und können so den Individualgast als auch den Firmengast bestens betreuen. Wobei die Anteile 70 Prozent Ferien- bzw. Individualgast und 30 Prozent Firmengast betragen. Unsere Jahresauslastung 1999 betrug 64,2 Prozent, wir waren damit österreichweit das am besten ausgelastete Steigenbergerhotel.