Zur Karriere von Evelyn Hartner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Volksschule besuchte ich die Unterstufe des Gymnasiums in der Sperlgasse und absolvierte danach die Modeschule in der Herbststraße. Wie viele junge Menschen hatte ich den Traum, in der Modebranche tätig zu sein, da es jedoch nahezu unmöglich war, eine Stelle zu finden, flachte meine Begeisterung naturgemäß bald ab. Ich entschloß mich, die HTL nachzuholen und trat in den elterlichen Betrieb ein, der sich mit dem Handel von Elektrowerkzeugen und Motoren, sowie der Reparatur dieser Geräte beschäftigt. Ich bin in Österreich eine von drei Damen, die es geschafft haben, sich als Frau in dieser Branche durchzusetzen und leite das Unternehmen mit fünf Mitarbeitern seit dem Tod meines Vaters.

Zum Erfolg von Evelyn Hartner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin ein eher bescheidener Mensch, daher bedeutet Erfolg für mich in erster Linie das Florieren meines Geschäftes. Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich laufend Aufträge erhalte und somit meinen Mitarbeitern stabile Arbeitsplätze bieten kann. Erfolg liegt für mich in erster Linie in der Tatsache, daß ich meine Mitarbeiter zufriedenstellen und ihnen ihr Einkommen garantieren kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich würde mich eigentlich nicht als erfolgreich an sich bezeichnen. Ich sehe mich als erfolgreich, wenn ich die an mich gestellten Aufgaben zur vollen Zufriedenheit lösen kann. Finanziellen Erfolg kann man heutzutage nur mehr im Bereich des Handels erzielen - ich betrachte den Sektor Reperaturen jedoch gewissermaßen als Hobby und liebe meine Arbeit: ich muß nicht reich sein, um glücklich zu sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war von Kindesbeinen an immer im elterlichen Betrieb anwesend und beobachtete, wie mein Vater das Unternehmen führte. Ich wuchs in dieser Branche auf und kenne daher alle Probleme, lernte von Grund auf, mit ihnen umzugehen. Nur durch meine Freude und mein Interesse am Beruf konnte ich mich als Frau in unserer Branche erfolgreich durchsetzen, mein Wille war und ist dabei die größte Antriebsfeder.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Unsere Kunden setzen perfekte Arbeit voraus, Lob und Anerkennung erfahre ich selbst für ungewöhnliche Leistungen eher selten. Ich bin mir aber der Notwendigkeit bewußt, meine Mitarbeiter zu loben.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Das Personalproblem stellt unser größtes Problem dar. Es gibt in dieser Branche keine Betriebe, die Mitarbeiter ausbilden und Mitarbeiter aus den Lehrwerkstätten oder aus größeren Firmen entsprechen nicht meinen hohen Anforderungen. Ich stelle daher lieber junge Menschen ein, da die bereit sind, dazuzulernen. Die Sparte der Reparatur läßt seit einiger Zeit sehr stark nach, daher sind nur mehr größere Aufträge wirklich rentabel; der Großteil der Betriebe in unserer Branche wird von Einzelpersonen geführt, die höchstens einen Angestellten beschäftigen. Ein weiteres Problem ist der asiatische Billigmarkt, der den Gewerbebetrieben und den österreichischen Herstellern große Marktanteile wegnimmt. Als Frau habe ich in dieser Branche sowohl Vor- als auch Nachteile: Einerseits herrscht meist ein gewisses, unbegründetes Mißtrauen, ob ich den speziellen Anforderungen überhaupt gerecht werden kann, andererseits wird die Tatsache, daß ich mich in einer männerdominierten Branche etablieren konnte, durchaus bemerkt und gewürdigt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die wichtigsten Kriterien sind für mich in der Probezeit erkennbar, in diesem Abschnitt kann ich erst einmal beobachten, wie sich die Bewerber verhalten. Ich muß sehen, wie sie mit den Kunden umgehen, wie geschickt sie sind, ob sie mitdenken und wie gut sie in unser Team passen. Wir nehmen nur Elektromechaniker und Elektromaschinenbauer auf, da deren Fachwissen die Basis unseres Berufes darstellt.Effizientere Leistungsmotivation: Begeisterung wecken oder feste Vorgaben? Ich glaube, wenn jemand technisch halbwegs interessiert ist, kann unsere Branche eine sehr interessante für ihn sein. Jeder Kunde bringt ein neues, meist noch nie dagewesenes Problem mit, das es zu lösen gilt. Daher sind Menschen mit hoher Problemlösungsbereitschaft gern gesehen und durch die Aufgabenstellung selbst höchst motiviert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne das Privatleben strikt von meinem Berufsleben. Wenn ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern etwas unternehme, betrachte ich es als Privatvergnügen und nicht als eine Fortsetzung unserer beruflichen Beziehung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Freude und Interesse am Beruf erleichtern die konsequente Ausübung und helfen darüber hinweg, daß man vielleicht nicht sofort so viel verdient, wie man eigentlich möchte.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, meiner Tätigkeit (insbesondere als Frau in dieser Branche) weiterhin erfolgreich nachzugehen.