Zur Karriere von Christine Ranftl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die Handelsschule und absolvierte im Anschluß die Externistenmatura. Danach trat ich mit 20 Jahren als Bürokraft in ein kleines, sehr interessantes Unternehmen ein, das sich mit Pressedienst beschäftigte. Mein Aufgabengebiet umfaßte bald die Beobachtung von Hörfunk- und sonstigen Informationssendungen des ORF, beispielsweise der ZIB, zu unseren Abnehmern zählten Parteien und zum Teil Private. Ab diesem Zeitpunkt war ich so gut informiert, daß ich erstens immer am letzten Wissenstand war und zweitens die einzelnen Redakteure oder Politiker schon an ihrer Stimme erkannte. Sehr interessant war, daß ich manchmal schon im Vorhinein wußte, was die einzelnen Leute sagen würden, dies führte mich jedoch auch zur Erkenntnis, daß ich nicht ständig auf diese Worthülsen achten wollte und so entschied ich mich, auch aus privaten Gründen, das Unternehmen zu verlassen. Über die Vermittlung einer sehr guten Freundin, die bei dmb Marketing tätig war und ist, wurde ich schließlich hier eingestellt. Auch hier begann ich wieder ganz von vorne und leistete zunächst administrative Tätigkeiten. Als die damalige Sekretärin des Eigentümers von einem Tag auf den anderen nicht mehr zur Arbeit kam, sprang ich gewissermaßen ins kalte Wasser und wechselte in eine neue Branche. Das Unternehmen beschäftigte sich zu dieser Zeit ausschließlich mit Trainings und Tele-Marketing, der Eigentümer, Herr Mika, hatte von seiner ehemaligen Firma (IBM) einen sehr großen Auftrag erhalten und aus einer Firma mit zwölf Mitarbeitern wurde über Nacht ein Unternehmen mit über 40 Angestellten. Da ich mich mit Herrn Mika sehr gut verstand und mit dem Unternehmen mitwuchs, stieg ich in immer größere Verantwortungsbereiche auf. 1999 wurde ich zur Prokuristin des Unternehmens bestellt.

Zum Erfolg von Christine Ranftl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß ich mit dem, was ich tue, zufrieden bin, morgens in den Spiegel schauen zu können und zu wissen, daß ich keinem Menschen schade. Erfolg drückt sich für mich darüber hinaus durch positives Feedback von Kunden und durch die Freude meiner Mitarbeiter an Ihrer Tätigkeit aus.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich fühle mich mit meiner Tätigkeit nicht persönlich erfolgreich, sondern betrachte den Erfolg als Firmenerfolg. Ich wollte immer nur mein Bestes geben und nicht irgendwelche Karrieresprünge anstreben. Wenn man eine Firma betrachtet, ist sie eigentlich nur ein Büro mit Möbeln - erst die Mitarbeiter hauchen der Bezeichnung Unternehmen Leben ein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, daß es sehr wichtig war, meine Meinungen zu vertreten und den Mitarbeitern immer wieder Wege zu weisen. Ausschlaggebend war auch, daß ich mich nicht immer in die erste Reihe stellen wollte. Ich drängte mich niemals vor, sondern leistete meinen Teil zum Gesamterfolg der Firma. Diese Einstellung und meine Leistungen wurden von den jeweiligen Inhabern wahrgenommen und honoriert.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Mika war sicher eine solche Person. Er ist ein Mensch, der großen Wert auf Ehrlichkeit und Loyalität legt und da auch ich diese Charaktereigenschaften schätze, wurde er eine sehr prägende Figur für mein Leben.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Mich stört, daß das noch immer neue Berufsbild Call-Center Agent von Seiten des Arbeitsmarktes bzw. des Arbeitsmarktservices noch immer als Notnagel für schwer vermittelbare Arbeitssuchende gilt. Man muß für diese Tätigkeit geeignet sein, daher kann man nicht einfach Menschen, die man für chancenlos hält, in diesen Beruf hineindrängen. Das Image des Agents ist noch nicht besonders gut, obwohl dieser Beruf eine hochqualifizierte Tätigkeit mit einer intensiven Einschulungszeit und ständiger Weiterbildung ist.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir schätzen unsere Mitarbeiter als gleichwertige Partner ein und unser Unternehmen könnte ohne Mitarbeiter nicht am Markt bestehen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir verlangen keine besondere Schulausbildung, sondern legen Wert auf Kommunikationsfähigkeit, perfektes Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift, Intelligenz, Kompetenz und Flexibilität.Welche Leistungsmotivation empfinden Sie effizienter - Begeisterung oder die Festsetzung von Vorgaben, die zu erreichen sind? Wir versuchen den Weg der Mitte. Ohne Vorgaben könnten wir natürlich auch keine Ziele erreichen, wir legen aber auch Wert auf ein familiäres Betriebsklima. Wir zahlen gut, haben Verständnis und nehmen auf die persönliche Belastbarkeit der einzelnen Mitarbeiter Rücksicht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate jedem jungen Menschen zu Strebsamkeit, Fleiß, breit gestreutem Wissen, einer guten Ausbildung und vor allem zur Menschlichkeit.