Zum Erfolg von Andreas Lendl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist Erfolg die Anerkennung und Weiterentwicklung meines Unternehmens. Die Art wie ich mein Geschäft leite, führt zu diesem Erfolg, was ich auch als persönliche Bestätigung betrachte. Ich muß dabei auch nicht immer etwas verkaufen. Auch wenn Menschen vor meiner Auslage stehen und meinen, ein Bild gefalle ihnen, ist das für mich ein Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn meine geschäftlichen Erfolge steigen ebenso wie die Angestelltenzahl.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Das Allerwichtigste waren viele gute Freunde, ohne die ich es nicht geschafft hätte. Ich beschäftige wunderbares Personal, sowie einen Buchhalter und Controller, der zugleich mein bester Freund ist. Die Meinung meiner Mitarbeiter ist mir sehr wichtig. Eine ganz wichtige Vorgabe für mich als Kunsthändler ist, den Kunden gute Empfehlungen zu geben, die ich mit gutem Gewissen selbst vertreten kann. Wenn ich Kunden etwas einzureden versuchte, könnte ich vielleicht mehr Geld verdienen, ich würde jedoch meine Glaubwürdigkeit verlieren. Wesentlich ist auch, sich nach vorne zu orientieren, aber vorsichtig zu bleiben. Drei Fehler, und das Spiel sieht anders aus.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Bevor ich Unternehmer wurde, habe ich mich als Kunsthändler schon als erfolgreich empfunden, da ich im Rahmen der mir angediehenen Ausbildung viel erreichen konnte. Ich kam als Lehrling in den Betrieb und verließ ihn als Geschäftsleiter.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine Weggabelung war der Moment, als die Styria Medien AG begonnen hat, seine kleinen Unternehmungen auszugliedern, und ich mich anbot, die Galerie Moser, wo ich ja Geschäftsführer war, zu übernehmen. Die Tendenz zur Selbständigkeit war bereits seit meinem dritten Lehrjahr in mir angelegt.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Die Ausrichtung an anderen Galeristen ist für mich schwierig, da es in Österreich kein wirklich vergleichbares Unternehmen gibt. Ich muß mich aber natürlich an übergeordneten Betrieben orientieren. Ich selbst sehe mein Geschäft weder als Kopie noch als Original, sondern als Verwirklichung des Kunstkaufhauses in dem Sinn, daß ich von der Postkarte um 1,20 Euro bis zum 100.000 Euro teuren Bild alles anbiete. Jeder Kunde ist mir aber grundsätzlich gleich viel wert. Ich selbst fühle mich als Original eines seriösen ordentlichen Händlers.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In erster Linie das Elternhaus. Mein Vater war bundesstaatlicher Volksbildungsreferent für Steiermark und hat sich in einem starken Maß pädagogisch betätigt. Ausschlaggebend war für mich die humanistische Bildung, die er an uns Kinder weitergegeben hat. Auch meine beiden älteren Brüder, die beide als Galeristen arbeiten, haben mich sehr geprägt.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das markanteste Problem in unserer Branche ist sicher der Verlust der humanistischen Bildung. Die Masse der Menschen, die sich Kunst kaufen, betrachtet sie als einen reinen finanziellen Wertgegenstand, so wie ein Auto oder eine Immobilie. Die künstlerische Aussage geht dabei zu Gunsten des rein dekorativen Charakters verloren, einzig wichtig ist, ob das Bild mit Gewinn wieder veräußert werden kann. Die dümmsten Aussagen kommen dabei oft von Menschen, von denen man dies nie erwartet hätte, und nicht vom sogenannten gemeinen Volk. Ein großes Problem des Kunsthandels ist auch, daß manche denken, sie könnten feilschen, als wären sie in Istanbul am Bazar. Auch die Kunstkritik in den Medien hat in letzter Zeit viel an Niveau verloren. Den Museen ist vorzuwerfen, daß sie fast keine wissenschaftlich fundierten Ausstellungen mehr organisieren, die steirischen Landesausstellungen sind hier ein besonders schlimmes Beispiel.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Hermann Maier hat einmal gemeint: „Neid muß man sich erarbeiten.“ Von der Kunstseite werde ich wohl als Populist abgetan, da ich Geschäftszweige bewirtschafte, die kaufmännisch betrachtet eher einer ökonomischen Grundlage entsprechen und weniger als kulturpolitisch wichtige Elemente gelten. Andererseits bekomme ich immer wieder bestätigt, daß ich eine wichtige Aufgabe in dieser Stadt übernommen habe, nämlich viele Menschen mit Kunst zu konfrontieren und sie anzuregen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ein Unternehmen ohne gute Mitarbeiter ist praktisch zum Scheitern verurteilt. Die Kompetenzen müssen aber ebenso wie die Planung der Umsetzung von visionären Gedanken klar verteilt sein. Die Selbständigkeit der Angestellten ist mir daher sehr wichtig.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Das erste Kriterium ist der Wunsch, in meinem Unternehmen mitzuarbeiten. Eine kunsthistorische Ausbildung ist nur von sekundärer Bedeutung, außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, daß das kunstgeschichtliche Studium oft viel zu spezialisiert ist; bei gleichzeitig großen Mängeln. Es geht in erster Linie darum, daß die Mitarbeiter ihre Arbeit gerne machen, gut mit Kunden umgehen können und das Bedürfnis zeigen, sich mit Kunst auseinanderzusetzen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch den Versuch, nicht als harter Chef zu gelten.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich freue mich jedesmal, wenn mir unsere Putzfrau mitteilt, wie gerne sie hier arbeitet; das trifft für jeden anderen Mitarbeiter zu.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich kann auf Menschen zugehen und sie fragen, was sie gerne möchten. Ich setzte mich mit dem jeweiligen Wunsch auseinander, definiere ihn genauer, kann ihm diesen auch verkaufen. Darin liegt meine Stärke. Für einen Käufer ist das Gefühl wichtig, sich gut aufgehoben zu fühlen. Wer bei mir ein Bild gekauft hat, kommt auch gerne wieder.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt da eigentlich keine Trennung. Ein Unternehmen, das permanent wächst, tut dies auf Kosten der Freizeit. Ich selbst habe aber kein Problem damit, denn mein Beruf ist mein Hobby. Ich gehe jeden Tag, seitdem ich Kunsthandel gelernt habe, gerne arbeiten.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Fortbildung ist ein wichtiger Faktor. Ich nütze daher Freiräume, auch auf Dienstreisen, etwa für Museumsbesuche.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ohne Freunde zu beginnen ist aussichtslos. Freunde sind auch wichtig, wenn es einem schlecht geht, wobei es sehr wichtig ist, dies auch zuzugeben. Seinen Kundenstock gut und seriös zu pflegen ist ein absolutes Muß, hier entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Kunden und Verkäufer, das einer sehr seriösen Form einer Freundschaft entspricht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das nächste Ziel ist, meine Firma zu konsolidieren. Ich habe drei Jahre lang meinen Erfolg permanent gesteigert. Nun ist wichtig, einmal die Urlaubsrückstände aufzubrauchen, mich der klaren Grunddefinition des Unternehmens wieder zu besinnen und Betriebsabläufe zu überdenken. Danach können neue große Ziele in Angriff genommen werden.