Zur Karriere von Johannes Steinhart

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura absolvierte ich das Medizinstudium an der Universität Wien. Nach meiner Promotion 1982 begann ich als Turnusarzt am Haus der Barmherzigkeit zu arbeiten. Ungefähr sechs Monate später wechselte ich in die Krankenanstalt „Göttlicher Heiland“, wo ich bis heute tätig bin. Ich beendete dort meine Turnusausbildung und anschließend auch die Facharztausbildung zum Urologen. Während dieser Zeit absolvierte ich außerdem ein viersemestriges Postgraduate-Studium für Spitalsmanagement an der Wirtschaftsuniversität Wien. Als Turnusarzt wurde ich auch zum Ärztevertreter gewählt und schließlich 1992 im Alter von 37 Jahren zum ärztlichen Leiter der Anstalt bestimmt. Ich war überdies sechs Jahre Vorsitzender des Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer und seit 1999 deren Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Seit drei Jahren ist unsere Anstalt eine GesmbH, innerhalb derer ich die Position des Geschäftsführers innehabe.

Zum Erfolg von Johannes Steinhart

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich einerseits Geld und Macht, andererseits aber auch persönliche Anerkennung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Trotz harter Arbeit habe ich den Zustand einer gewissen inneren Leichtigkeit, die für mich zum Erfolg gehört, noch nicht erreicht. Ich bin auch finanziell nicht hundertprozentig glücklich. Ich muß mir in Ermangelung von Zeit manche Dinge leisten, die verhältnismäßig teuer sind. Ich habe viele Jahre Tennis als Wettkampfsport betrieben, kann aber heute neben meinem Beruf nicht noch zusätzliche Energie aufbringen, um sportlich meinen „inneren Schweinehund“ zu besiegen. Dabei hilft mir jetzt ein persönlicher Trainer. Diese Lösung erschien mir selbst früher als arrogant, heute erachte ich es für sinnvoll, obwohl es viel Geld kostet. Ich wurde sehr streng und leistungsorientiert erzogen, mir ist aus diesem Grund vielleicht auch das unbedingte Streben nach Erfolg im klassischen Sinn zuwider.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Es fällt mir schwer diese Frage zu beantworten, denn ich habe viele meiner Karriereschritte nicht geplant. Es ist für einen Assistenzarzt nicht vorhersehbar, plötzlich zum Ärztlichen Leiter befördert zu werden. Diese Dinge sind mir passiert. Obwohl ich früher zum Beispiel manchmal Angst davor hatte, vor vielen Menschen zu sprechen, ist es mir gelungen, heute viel gelassener zu sein und eine Art natürlicher Autorität zu entwickeln. Schon in meiner Studienzeit wurden mir innerhalb meiner Studentenverbindung verantwortungsvolle Aufgaben zugeteilt. Auch bei meiner Tätigkeit in der Wiener Ärztekammer ist die Tatsache Vorteil, daß Menschen mir zu vertrauen scheinen. Ich habe jedoch im Laufe der Zeit drei Prinzipien für mich definiert, die mich leiten: erstens sich auf das Wesentliche zu beschränken, zweitens eine gewisse Einfachheit beizubehalten und drittens konsequent zu handeln.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin jederzeit bereit, hart zu arbeiten. Mir ist es aber auch sehr wichtig, dazuzulernen, von einer Tätigkeit menschlich zu profitieren und mich persönlich weiterzuentwickeln. Beim Treffen von Entscheidungen höre ich heute mehr auf meine innere Stimme als früher.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Langfristig ist wahrscheinlich eine Mischung aus beidem zielführend. Es ist jedoch äußerst wichtig, authentisch zu sein, sich die Frage zu stellen, wer man ist, wie man lebt und Dinge wegzulassen, die nicht notwendig sind. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Im Laufe meiner Karriere hatten viele verschiedene Personen prägenden Einfluß auf mich.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der Ärztestand ist aufgrund seiner Individualität generell inhomogen und daher von unserer Gesellschaft leicht attackierbar. Der interne Zusammenschluß sollte besser funktionieren.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Tüchtige Mitarbeiter stellen einen wesentlichen Faktor in einem funktionierenden Betrieb dar.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die wichtigste Eigenschaft, die ein Mitarbeiter für mich haben sollte, ist Loyalität. Es ist mir sehr wichtig, mich auf meine Mitarbeiter hundertprozentig verlassen zu können. Leider begehe ich allerdings manchmal den Fehler, Menschen zu schnell zu vertrauen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Generell glaube ich nicht, daß es möglich ist, jemanden zu motivieren, der nicht selbst motiviert ist. Ich versuche trotzdem, Mitarbeiter mit meiner Begeisterung für eine Sache anzustecken.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Eine wesentlicher Vorteil unseres Unternehmens ist seine Überschaubarkeit. Man kennt sich im Haus untereinander, daraus resultiert ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Diese beiden Bereiche verschwimmen, weil ich oft auch nachts oder an Sonntagen arbeite, mir ist aber die Zeit, die ich mir für mich selbst nehme, wichtig.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? In den letzten Jahren habe ich mehr Augenmerk auf Persönlichkeitsbildung als auf berufliche Weiterbildung gelegt.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Eine weniger egozentrische Orientierung wäre oft von Vorteil. Manche Dinge sollte man einfach tun, ohne sich permanent zu fragen, ob man Spaß dabei hat.