Zur Karriere von André Tinhofer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nachdem ich maturiert hatte, studierte ich Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und leistete teilweise parallel dazu den Präsenzdienst ab. Das Studium schloß ich in viereinhalb Jahren also schon mit 22 Jahren ab, weil ich schnell auf eigenen Beinen stehen wollte. Nach Abschluß des Studiums war ich drei Monate in den USA und hegte den Wunsch danach bei Procter & Gamble tätig zu werden, weil dieses Unternehmen für mich das Flair des Speziellen hatte. In der Folge trat ich in dieses Unternehmen ein, wo ich drei Jahre lang – zunächst als Trainee in den Bereichen Marketing und Verkauf und später in anderen Funktionen tätig war. Diese Zeit war für mich zumindest kurzfristig eine sehr prägende und gute Schule, weil Procter & Gamble sehr klar strukturiert ist, nach streng hierachischen Strukturen und festgeschriebenen Regeln funktioniert. Anschließend wechselte ich zu einem Quasi-Mitbewerber, Colgate – Palmolive, wo ich angesichts der ziemlich konträren Unternehmensphilosophie einen Kulturschock erlebte. Nach rund drei Jahren „verschlug“ es mich in die Süßwarenindustrie und somit direkt in meinen Kindheitstraum; ich begann bei Masterfoods und war drei Jahre lang in Breitenbrunn tätig, obwohl ich mir einen Wechsel zunächst nicht hatte vorstellen können. Noch vor dem EU-Beitritt Österreichs bekam ich wieder drei Jahre später die Möglichkeit, in Frankreich tätig zu werden und übersiedelte mit der gesamten Familie dorthin. In Frankreich lernte ich den sehr kompetitiven und großen Markt kennen und entwickelte nicht nur ein gutes Gespür für die Anforderungen, die auch auf Österreich zukommen würden, sondern erweiterte auch meinen persönlichen Horizont, als Ausländer in Frankreich. Zwei Jahre später hatte mein Schwiegervater mit seinem Unternehmen große Schwierigkeiten und ich kehrte nach Österreich zurück, um die Firma binnen eines Jahres zu liquidieren und Schlimmeres zu vermeiden. Wieder konnte ich aus einer Situation lernen, die mir zeigte, wie wichtig es ist, Entscheidungen nicht vor sich herzuschieben und auch unangenehme Maßnahmen rechtzeitig zu ergreifen. Im Rahmen dieser Liquidierung lernte ich jemanden kennen, der mich bei der Firma Knorr in Wels vorstellte, wo ich schließlich fünf Jahre lang (als Pendler) tätig war und mich mit den Bereichen Trade-Marketing, beziehungsweise der Division Großverbraucher beschäftigte, bevor ich 1995 als Geschäftsführer zu AC Nielsen wechselte, die sich damals in einer turbulenten Phase befand. Das Unternehmen wurde in den Zwanziger Jahren mit der großartigen Idee erfolgreich, den Markt (Abverkäufe, Abfluß etc.) zu beobachten und spielte für die Entwicklung der gängigen Marken eine große Rolle. Ich führe seither das Unternehmen mit derzeit rund 135 Mitarbeitern.

Zum Erfolg von André Tinhofer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich definiere Erfolg einerseits in meßbaren Zahlen (im Wirtschaftsleben), andererseits bedeutet persönlicher Erfolg für mich, etwas besser gemacht zu haben als der Nächstbeste. Die Zufriedenheit, die daraus resultiert, ist mir ebenso wichtig wie Anerkennung, beziehungsweise positives Feedback aus dem Team oder von außen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich – ich habe bisher viel erreicht und bin mit meinem Leben insgesamt sehr zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Aus meiner Sicht war es für meinen Werdegang sehr wichtig, daß ich mit neun Jahren begann, Wettkampfsport (Schirennen) zu betreiben, da ich so lernte, selbständig zu werden und nicht nur den Zusammenhang zwischen hartnäckigem Training und Erfolg sehr schnell erkannte, sondern auch mit Erfolg und Mißerfolg umzugehen lernte. Diese Beschäftigung prägte meine gesamte Jugendzeit und ist mir heute noch sehr hilfreich. Ich denke, daß Leistungssport in vernünftigem Ausmaß sehr zur Gesundheit beiträgt und einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Erfolg ausmachen kann. Weiters war es eine prägende Erfahrung, mit zwölf Jahren zum ersten Mal einige Zeit in England und später zwei Sommer in Frankreich zu verbringen, wo ich im Reitsportbereich tätig war; dafür bin ich meinen Eltern heute noch dankbar. Zu meinen Stärken zählen Ehrgeiz, die Bereitschaft, hart zu arbeiten, Durchhaltevermögen, Ausdauer und Konsequenz, sowie meine Kommunikationsfähigkeit und emotionelle Intelligenz, die mir im Umgang mit Menschen sehr hilfreich sind.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich differenziere je nach Art des Problems und suche Lösungen entweder allein, oder auch im Team, wobei ich versuche, solange wie möglich einen echten Teamprozeß aufrecht zu erhalten, bevor ich eine Entscheidung herbeiführe. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist es dabei nötig, selbst zu entscheiden und alle Beteiligten durch Überzeugungsarbeit für das Ergebnis zu erwärmen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Kernanliegen ist es, den Erfolg unserer Kunden in ihren Kerngeschäften zu erhöhen, indem wir ihnen Markt- und Konsumentenverständnis liefern und Marketing Insights vermitteln können. Diese Informationen helfen ihnen, ihre Aktivitäten gezielter zu steuern, beziehungsweise zu messen und zu kontrollieren, ob sie im gewünschten Ausmaß erfolgreich sind.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich kann vor allem weitergeben, was ich bei Procter & Gamble gelernt habe: Man kann aus Mißerfolgen viel mehr lernen, als aus Erfolgen. Es ist unabdingbar, eine klare Vorstellung für die Zukunft zu entwickeln und sich auch durch Rückschläge oder „Wellentäler“ nicht entmutigen zu lassen.