Zur Karriere von Herwig Amlacher

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte die HTL, Fachrichtung Elektrotechnik, in Klagenfurt. Nach dem Bundesheer entschied ich mich für das Studium der Informatik, das damals interessant klang und noch nicht überlaufen war. Ich hatte keine Vorstellungen, was ich damit machen würde. Da ich relativ hohen Geldbedarf hatte, den ich abdecken mußte, arbeitete ich schon während der Schulzeit immer nebenbei. Auch das Studium wollte ich mir selbst finanzieren. Anfangs lief es recht gut, aber es entwickelten sich nebenbei so viele Projekte, daß das Studium ins Hintertreffen geriet. Zuerst war ich noch am Rechenzentrum der TU tätig. Von dort hatte ich einige Verbindungen aufgebaut und begann die ersten Projekte zu realisieren. 1995 gründete ich mit einem Partner die erste Firma, zu unseren ersten Großkunden zählten die S-Versicherung, Opec und Elin. 1987 hatte ich mit meinem Partner einige Differenzen, wir waren uns nicht einig, wie das Geschäft funktionieren soll, was zur Trennung führte. Für mich war es immer wichtig, den persönlichen Lebensstandard zu heben, und wollte nicht ausschließlich für das Geschäft arbeiten. Ich war auch schon verheiratet und hatte mein erstes Kind. Da ich fand, daß mein Kind nicht in Wien aufwachsen sollte, zog ich mit meiner Familie nach Villach zurück. Dort gründete ich wieder eine Firma. Die S-Versicherung war weiterhin ein Kunde von mir, ich betreute die gesamte EDV und wurde schließlich als Prokurist in der S-Versicherung angestellt, weil mir als Externer gewisse Dinge nicht möglich waren. Meine eigene Firma war zu diesem Zeitpunkt sehr erfolgreich, also fand sich eine Möglichkeit, die S-Versicherung an meiner Firma zu beteiligen, die als ausgelagerte EDV-Abteilung fungierte. Die Firma Camelot ist auf Versicherungssoftware spezialisiert, die über Partner in Deutschland vertrieben wird. Zur Zeit haben wir circa 65 Installationen bei großen Versicherungen, die laufende Wartungsgebühren bringen und interessante Gewinne ermöglichen.

Zum Erfolg von Herwig Amlacher

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein Bestandteil des Lebens, aber nicht unbedingt wichtig. Ich möchte hauptsächlich ein interessantes und angenehmes Leben führen können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe Glück gehabt und zum richtigen Zeitpunkt die richtige Arbeit übernommen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Erfolg ist ein Ergebnis von Fleiß und dem Willen, erfolgreich zu sein. Ich muß bedingungslosen Einsatz bringen und brauche Glück, um die richtigen Verbindungen aufbauen zu können. Ich wollte nie arm sein und habe immer den Gedanken gehaßt, irgendetwas aus finanziellen Gründen nicht tun zu können. Schon während meiner Schulzeit suchte ich immer nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen, weil ich immer einen hohen Geldbedarf hatte. Ich will ein vernünftiges Leben führen, wofür ich bereit bin, hohen Einsatz zu bringen. Mit zunehmenden Alter will ich aber mehr Zeit für mich haben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich fürchte mich vor nichts. Ich bin bereit, meine eigenen Fehler zu erkennen und versuche sie zu verarbeiten, auszulöschen oder damit zu leben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der Entschluß, mich selbständig zu machen, war richtig für mich, denn ich will grundsätzlich selbst entscheiden und brauche niemanden, der mir sagt, was ich zu tun habe. Auch hier in der S-Versicherung muß mich mein Vorstand so akzeptieren, wie ich bin. Als Mitarbeiter der zweiten Ebene erwarte ich mir Freiheit in meinen Entscheidungen, natürlich im Rahmen der strategischen Vorgaben des Unternehmens, und habe den Anspruch, vernünftig geführt zu werden, damit auch ich vernünftig führen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Von meinem Vorstand erfahre ich die Anerkennung, als Fachmann akzeptiert und ernst genommen zu werden, und das nicht nur in meinem Bereich, sondern das gesamte Unternehmen betreffend. Ich mische mich grundsätzlich überall ein, die Firma ist als Ganzes wesentlich. Ich bin der Meinung, daß Führungskräfte in sämtlichen Firmenbelangen kompetent sein müssen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gute Mitarbeiter sind wichtig, vor allem möchte ich mit reifen Personen arbeiten, von denen ich mir gewisse Mindestvoraussetzungen wie Eigenverantwortung, unternehmerisches Denken und Selbständigkeit erwarte. Ich bin auch bereit, gewisse Freiheiten zu gewähren, aber meine Mitarbeiter müssen jederzeit da sein, wenn sie gebraucht werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Da meine Mitarbeiter sehr selbständig sind, gibt es nur eine informelle Art der Führung. Es gibt gewisse Regeln, das sind aber nur Lebensregeln. Wichtig ist die laufende Kommunikation mit den Mitarbeitern, ich bin dauernd mit ihnen im Kontakt und suche das Gespräch. Da untertags meistens nicht die Zeit dafür ist, gehe ich oft am Abend mit ihnen weg, um in anderer Umgebung zusammenzusitzen und nicht nur über die Probleme des Unternehmens zu reden, sondern auch ein bißchen zu philosophieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich halte es nicht für gut, diese beiden Bereiche miteinander zu vermischen. Mein Privatleben dient dem Beruf und umgekehrt. Von Montag bis Donnerstag bin ich in Wien, und da habe ich, wenn notwendig, 24 Stunden pro Tag Zeit für die Arbeit. Freitag vormittag verbringe ich in unserem Büro in Villach, aber das Wochenende gehört ungestört meiner Familie. Für mich ist wichtig, eine Tätigkeit zum jeweiligen Zeitpunkt 100prozentig richtig zu machen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich glaube, daß man keine Karriere machen kann, wenn man nicht grundsätzlich bereit ist, sich einzusetzen, Leistung zu bringen und Risiken einzugehen. Wesentlich ist auch, keine Angst zu haben und eine gesunde Rücksichtslosigkeit an den Tag zu legen. Es gibt immer Situationen, in denen man sich durchsetzen muß und bei der Wahl der Mittel nicht zimperlich sein darf. Wichtig ist nur, nicht menschenverachtend zu werden.