Zum Erfolg von Ursula Weber-Hejtmanek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet Mut zur Entscheidung. Unternehmerischer Erfolg setzt die Fähigkeit voraus, zu unterscheiden und sich zu unterscheiden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, aber in Demut.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Vorab: ein Arbeitsfeld gewählt zu haben, das für mich Berufung und nicht Broterwerb bedeutet und Menschen gefunden zu haben, die mit mir Ideen und einen gemeinsamen Weg teilen. Darüber hinaus hat mir nicht die präzise Erfüllung der Stellenbeschreibung eines Geschäftsführers Erfolg gebracht, sondern der subjektive Überhang, der jedem Menschen eigen ist – Kreativität, Gestaltungswillen, Emotionalität, die Leidenschaft für das dialogische Prinzip und: es bedurfte und bedarf eiserner Selbstdisziplin, der Künste des Optimierens und Improvisierens sowie der Freude an der Arbeit mit und für Menschen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit einer situationsbunten Mischung aus Erfahrung, Offenheit, Kreativität, Geduld und dem Mut, dem Zufall eine Chance zu geben.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Es gibt immer interne und externe Erfolgshindernisse, egal ob man alt oder jung, männlich oder weiblich ist. Leider ist Frausein in einer patriarchalisch geprägten Arbeitswelt immer noch schwierig, und es bedarf unterschiedlichster Strategien, um Erfolg zu haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolg beginnt nicht punktuell, der Weg führt zum Erfolg, das stete Lernen, Wachsen und Streben.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich bin fest überzeugt, daß jeder Mensch unverwechselbar, anders ist. In diesem Anders-sein liegt seine Authentizität und Originalität. Imitation ist kein Erfolgskriterium, vielmehr liegt in der Individualität die Chance für die Zukunft. Sie ist die eigentliche Quelle allen Fortschritts.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Am 27. März 2003 die Ehrung als einer der besten 100 Arbeitgeber der EU und 7. bester in Österreich.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Eine Führungskraft muß von den Mitarbeitern anerkannt werden, will sie Erfolg haben. Das bedeutet, daß die Gründe, aus denen sie akzeptiert und geachtet wird, die Gründe der Mitarbeiter sind. Es muß also solche Gründe bei den Einzelnen geben, sonst wären wir – als Non-Profit-Organistion – niemals zu einem der besten Arbeitgeber der EU geworden: die Mitarbeiter fühlen sich in diesem Unternehmen wohl, mein dialogischer „Führungsstil“, so matriarchalisch er sein mag, wird geschätzt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine maßgebliche: Ohne engagierte Mitarbeiter kann kein Unternehmen Erfolg haben. Die Mitarbeiter des Hilfswerks sind keine Herde, die getrieben, geführt und eingezäunt werden muß! Sie sind freidenkende, lösungsorientierte Partner, Individualitäten – wie fein aufgegliedert oder differenziert auch immer – die in einem ursächlichem Verhältnis zum unternehmerischen Erfolg stehen und sich wohl fühlen.Nach welchen Kriterien wählen Sie ihre Mitarbeiter aus? Nach dem Grundsatz: je unterschiedlicher die Menschen im Hilfswerk sind, desto erfolgreicher und innovativer sind wir. Würde ich nur Bewerber akzeptieren, die „kleiner“ sind als ich, wären wir bald eine Organisation von Zwergen. Doch ein Prinzip gilt: der „innere Motor“ des Bewerbers muß anspringen, wenn er daran denkt, mit uns zu arbeiten! Seine Leidenschaft muß darauf zielen, denn diese Motivation ist unverzichtbar.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Sofern „Motivation“ überhaupt notwendig ist mit einem Satz von Saint-Exupery: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Durch gute Planung, die Kunst des Optimierens, Selbstdisziplin und Dankbarkeit für gegenseitiges Verständnis. Wirklich „vereinbar“ ist beides allerdings nicht! Irgendwer oder irgend etwas kommt immer zu kurz. Trotzdem: ich bin glücklich, daß meine Kinder verantwortungsbewußte jungen Menschen geworden sind und wir in der Familie eine wunderschöne Beziehung leben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Haben Sie Mut! Stehen Sie zu sich und ihrer Individualität! Niemand wird von heute auf morgen ein All-in-one-Idol! Und neben aller Karriereplanung: geben Sie dem Zufall eine Chance.
Ihr Lebensmotto?
„Ich mache meine Sache und Du machst Deine Sache. Ich bin nicht in dieser Welt, um Deine Erwartungen zu erfüllen, und Du bist nicht hier, um Dich nach mir zu richten. Du bist Du selbst und ich bin ich. Sollte wir einander begegnen, so ist es schön“ (F. Perls).