Zur Karriere von Christian Meissl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule absolvierte ich drei Jahre an der HTL für Hochbau. Es war geplant, daß meine Schwester den elterlichen Bäckereibetrieb übernehmen sollte. Aus privaten Gründen kam es anders. Die Familie wollte den weiteren Bestand des Betriebes sichern und so erging der Ruf an mich. Ich entschied mich damals rasch mein Berufsziel zu ändern und kann sagen, daß meine Entscheidung richtig war. Ich übe meine Berufe, trotz des hohen Arbeitseinsatzes, gerne aus. Ich schloß die Konditorlehre ab und machte die Bäcker-Zusatz-Prüfung. Von 1993 bis 1995 legte ich die Meisterprüfungen für Konditorei und Bäckerei ab und zusätzlich die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe. Die Bäckerei wurde 1938 gegründet, seit 1990 arbeite ich im elterlichen Betrieb und übernahm 2001 das Unternehmen von meinem Vater. Meine Frau ist Hauptschullehrerin und hilft im Betrieb nebenbei mit.

Zum Erfolg von Christian Meissl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg ist wichtig, weil es eine Selbstbestätigung ist. Daraus ergibt sich der notwendige finanzielle Erfolg. Ich finde, daß man als Selbständiger den Erfolg, aber auch den Mißerfolg viel intensiver verspürt.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Persönliche Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen ist in unserem Beruf sehr notwendig. Der Branche geht es insgesamt nicht gut, den Bäcker um's Eck gibt es meistens nicht mehr und es sperren immer mehr Gewerbebetriebe zu. Wir konnten seit vielen Jahren unseren Kundenstock ausbauen.

Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Zweifellos hat mich mein Vater geprägt. Er hat mir die Liebe zum Beruf mitgegeben. Ich hatte auch Glück mit dem Chef meiner Lehrstelle, der mir ein großes Vorbild war.

Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn wir Anerkennung bzw. Lob bekommen, dann in erster Linie von Kundenseite. Dies ist für uns die erstrebenswerteste Form, weil dies zu einer guten Mundpropaganda und damit zu mehr Kunden führt. In einer Zeit wo primär das Negative hervorgekehrt wird, ist es doppelt wichtig und schön Positives zu hören. Wenn ich Lob höre, gebe ich diese Anerkennung meinen Angestellten weiter.

Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mein Beruf bindet mich total, so daß sich mein Umfeld hauptsächlich im beruflichen Bereich abspielt. Ich werde als Chef gesehen, der selbst Einsatz bringt und dies nicht nur von seinen Angestellten erwartet. Weiters glaube ich, daß mir Tüchtigkeit, Selbstbewußtsein und eine soziale Komponente mit einem Schuß Verantwortungsbewußtsein zugeschrieben wird.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In unserem Beruf ist das fachliche Können besonders wichtig, daher entscheide ich nicht nach Zeugnissen. Es hat sich oft gezeigt, daß Leute mit schlechten Noten in der Praxis sehr gut waren. In der Probezeit weiß man dann rasch Bescheid. Die menschliche Komponente und ob der oder die Neue in unseren Betrieb passen sind der zweite wichtige Punkt für eine Aufnahme. Die Verläßlichkeit müssen wir in unserem Tagesgeschäft voraussetzen.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In unserem kleinen Betrieb spielt sich die Motivation laufend neben der Arbeit ab. Jeder weiß, daß er vom Anderen gebraucht wird und wenn es spezielle Probleme gibt werden diese in persönlichen Gesprächen behandelt.

Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir können im Betrieb flexibel und rasch reagieren und pflegen persönliche Kundenkontakte. Unsere Firmenphilosophie baut darauf auf, daß die Kunden in unserem Umfeld sind und wir auch räumlich eine rasche Kundenversorgung garantieren können. In diesem Kundennetz können Neukunden leicht mitversorgt werden. Mittlerweile ist es in unserem Gewerbe üblich miteinander zu sprechen, das heißt: die Bäckereien helfen sich gegenseitig und sprechen sich ab, um die Versorgung sicherzustellen.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Der Beruf dominiert unser Privatleben. Wir leben praktisch mit dem Beruf und alles richtet sich nach den beruflichen Notwendigkeiten aus. Deshalb war es uns sehr wichtig, wenigstens unsere Wohnung getrennt vom Betriebsstandort zu haben. Wirkliche Freizeit gibt es nur im Urlaub.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein Junger sollte sich möglichst viel Wissen und praktische Erfahrungen aneignen. Man muß nicht studieren, aber offen durch's Leben gehen, in sich hineinhören und die eigenen Stärken und Fähigkeiten orten, dann Ziele setzen und mit Hartnäckigkeit verfolgen. Wenn man erkennt, den falschen Weg zu gehen, sollte man zu einer Kurskorrektur bereit sein.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Grundsätzlich möchte ich unsere Unternehmen überschaubar weiterführen, ein Tageslokal für Bewirtung ist geplant. Mittelfristig hoffe ich meinen 16 Stunden Arbeitstag etwas reduzieren zu können.