Zur Karriere von Norbert Klemm

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Eine wesentliche Station war, meine Frau kennenzulernen, die aus einer Lehrerfamilie stammt. Ich entstamme einer Arbeitnehmerfamilie. Ich versprach ihr, das Polytechnikum zu absolvieren, sie motivierte mich dazu. Bis 1961 besuchte ich die gewerbliche Berufsschule in Würzburg und war bis 1964 als Facharbeiter bei der Firma Gebrüder Reinfurt tätig. Durch den Besuch des Polytechnikums in Schweinfurt von 1964 bis 1966 legte ich den Grundstein für meine spätere Karriere. Danach ging ich in die freie Wirtschaft. 1967 suchte die Firma Noell in Würzburg einen Maschinenbauingenieur bzw. Konstrukteur. Ich nahm diese Stelle an und war sehr erfolgreich, unter anderem, weil ich Funktionsmodelle bauen konnte, die zu Präsentationszwecken benötigt wurden. Der Bau dieser Modelle wurde zum regelmäßigen Nebenberuf und zur zusätzlichen Einnahmequelle. Mit 37 Jahren, also 1981, reifte in mir die Überlegung zur Selbständigkeit, vor allem deshalb, weil ich keinerlei Einfluß auf die Anmeldung meiner Patente hatte. Meine Frau entdeckte in der Zeitung eine Annonce des Berufsbildungswerkes der Caritas. Dort begann ich als Ausbildungsleiter zu arbeiten und war zuständig für die Organisation der Ausbildung, den Aufbau der Werkstätten und die Führung der Ausbilder. Seit 1997 bin ich mit der Leitung des gesamten Bildungswerkes beauftragt und als Direktor für die Wirtschaftlichkeit und Weiterentwicklung zuständig. Ich entscheide mit über die Investitionen (bisher ca. 40 Mio. Euro). Das Bildungswerk wurde für 200 Jugendliche gebaut, bildet aber heute 380 Jugendliche in 14 verschiedenen Berufen aus. Es stehen 135 Mitarbeiter zur Verfügung. Mit Beginn 2003 übernahm ich zusätzliche Verantwortung in Form einer weiteren Bildungseinrichtung mit 70 Mitarbeitern und etwa 300 Teilnehmern. Ziel ist die Vernetzung der beiden Einrichtungen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Trotz der Gemeinnützigkeit unseres Unternehmens schreiben wir schwarze Zahlen.

Zum Erfolg von Norbert Klemm

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, jene Ziele, die ich mir setze, auch zu erreichen. Persönlicher Erfolg liegt für mich nicht nur darin, daß ich zufrieden bin, sondern vor allem in der Tatsache, daß ich das, was ich vorhabe, so umsetzen kann, daß alle, die davon betroffen sind, ebenfalls zufrieden sind.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, und zwar zu 100 Prozent. Ich sage immer, daß Erfolg planbar und machbar ist. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich gehöre zu denen, die Arbeit nicht ablehnen. Alles, was mir mein Chef übertrug, versuchte ich in seinem Sinne zu lösen, und zwar unabhängig von der regulären Arbeitszeit. Durch meine Zuverlässigkeit gewann ich sein Vertrauen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nach einigen Erfolgserlebnissen wurde ich mir meines Handelns sicher. Dadurch agiere ich sehr zielstrebig, willensstark und bin sehr stark belastbar. Meine Familie gibt mir den nötigen Rückhalt. Der Jugendliche ist Mittelpunkt meines Tuns. Ich setze mein eigenes Ego herunter und diene den Zielen der Einrichtung, dem Interesse der Firma. Alle Anweisungen, die ich gebe, überprüfe ich vorher auf Machbarkeit, Umsetzbarkeit und Kontrollierbarkeit.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühle mich seit meiner Zeit als Ausbildungsleiter und insbesondere ab dem Zeitpunkt, als ich dann zu weiteren Aufgaben herangezogen wurde, erfolgreich. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Mein Rat lautet, Vorbilder nicht zur Nachahmung, sondern als Anhaltspunkt zu nehmen und zu analysieren, warum diese Menschen erfolgreich sind.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter, indem ich ihnen grundsätzliche Dinge sage. Zum Beispiel, daß sie vorher wissen müssen, welche Konsequenzen ihre Entscheidung nach sich zieht. Ich binde sie in Entscheidungen ein, schaffe Klarheiten, und spreche viel mit ihnen. Wenn ich selbst keine Überzeugung schaffen kann, nutze ich bereits überzeugte Mitarbeiter als Multiplikatoren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, die Jugendlichen so zu befähigen, daß sie die besten Chancen haben, auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Konkret heißt das für mich, 80 Prozent der Absolventen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Weg dahin ist offen - wenn das Ziel erreicht ist, bin ich davon überzeugt, daß es der richtige war.
Ihr Lebensmotto?
Der Mensch soll nach Glück streben, dann macht er alles richtig.

Deutscher Caritasverband, Jahrbuch des Deutschen Caritasverbandes 1998.