Zur Karriere von Erich Pomassl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die Handelsakademie, die ich jedoch abbrach, weil ich mich immer mehr für die Praxis, als für die Theorie interessierte. Stattdessen wurde ich in der Werbebranche tätig und absolvierte die Ausbildung zum Werbekaufmann. Nach einer Phase der Selbständigkeit und der Tätigkeit in verschiedenen Agenturen landete ich schließlich bei Eurotax. Ich verfolgte im übrigen immer die Strategie, jeden Job fünf Jahre lang zu machen, um zu wissen, wie das Ganze funktioniert, und anschließend zu wechseln. Bei Eurotax bin ich inzwischen seit 21 Jahren tätig, wobei sich allerdings im Fünfjahresrhythmus neue Stationen – beispielsweise die Ostöffnung, die Einführung neuer Dienstleistungen und die Expansion der Firma – ergaben. Ich begann als Prokurist, war aber schon zu Beginn dafür vorgesehen, die Geschäftsführung zu übernehmen.

Zum Erfolg von Erich Pomassl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mich am Sonntag Abend auf Montag Morgen zu freuen. Persönlicher Erfolg liegt für mich darin, Dinge zu tun, die mich innerlich weiterbringen und Freude an meiner Tätigkeit zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich persönlich als erfolgreich, weil ich mit dem bisher Erreichten nicht unzufrieden bin.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin fast stolz darauf, die Handelsakademie abgebrochen zu haben. Diese Entscheidung fällte ich sehr bewußt, weil ich schon in sehr jungen Jahren erkannt hatte, daß mich die dort vermittelte Theorie nicht in jenem Tempo voranbringen würde, das ich mir vorstellte. Ich rate daher aus eigener Erfahrung jedem Menschen, sich nach etwas anderem umzuschauen, wenn er aus dem, das er tut, keine Befriedigung mehr schöpft. Das Leben erfordert permanente Korrekturen und ich habe immer frühzeitig erkannt, wenn ich auf einem Weg war, der nicht erfolgversprechend war. Ich denke, daß meine Bereitschaft, über den eigenen Schatten zu springen, ebenfalls ein wesentlicher Faktor meines Erfolges ist. Meine große Stärke ist es, Visionen in die Tat umzusetzen, indem ich die nötigen Schritte setze, um ein großes Ziel zu erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich freue mich über Herausforderungen, weil alles, was Routine wird, abstumpft. Ich brauche sie, um voranzukommen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war eine sehr erfolgreiche Entscheidung, das Angebot des Eigentümers und somit diese Position anzunehmen. Im unternehmerischen Bereich war der Entschluß wichtig, zu einem Zeitpunkt in den osteuropäischen Raum zu expandieren, als sich andere Unternehmen noch nicht mit dieser Thematik auseinandersetzten. Als eines der ersten Unternehmen, die im Osten Geschäfte aufbauten, gewannen wir viel an wertvoller Erfahrung, die uns heute niemand mehr wegnehmen kann.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Um Visionen zu realisieren, muß man sich teilweise bestehender Strukturen bedienen. Es ist völlig legitim, sämtliche Möglichkeiten zu nutzen, die es gibt, um seinen eigenen Ideen zum Leben zu verhelfen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich wurde vom ehemaligen Eigentümer des Unternehmens, Helmut Lederer, geprägt, weil er mir in jungen Jahren (ich war damals 28 Jahre alt) die Chance gab, die Geschäftsführung zu übernehmen. Er beeindruckte mich durch seine visionäre Gedanken, sein unternehmerisches Denken und die Fähigkeit, seine Ideen zu vermarkten. Heute ist er mein väterlicher Freund und begleitet mich bis dato.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind speziell im Dienstleistungsbereich das Kapital des Unternehmens, daher pflege ich mit ihnen ein eher partnerschaftliches Verhältnis. Ich verlange viel, andererseits kann aber auch jeder Mitarbeiter viel von meiner Seite erwarten.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich treffe Personalentscheidungen grundsätzlich aus dem Bauch heraus und achte nicht auf Schulzeugnisse, wenn mich ein Bewerber davon überzeugen kann, daß er sich in das Unternehmen eingliedern will und bereit ist, an sich zu arbeiten, um seine Ziele zu erreichen. Für mich ist die Fähigkeit, eigenverantwortlich zu agieren das ausschlaggebende Kriterium, das unsere Mitarbeiter erfüllen müssen. Ich gewähre ein Höchstmaß an Selbständigkeit, wer allerdings nicht damit umgehen kann, verläßt das Unternehmen nach maximal drei Monaten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich gebe Ziele vor, die in einem bestimmten Zeitraum erreicht werden müssen – den Weg dorthin kann jeder Mitarbeiter frei wählen. Die Möglichkeit, sich frei zu entfalten, ist meiner Meinung nach die beste Motivation; wer sich dadurch nicht motiviert fühlt, ist hier fehl am Platze.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Es gibt in Österreich mehr als vier Millionen Autobesitzer, also sind mehr als vier Millionen Kfz am Markt, deren gegenwärtigen Wert wir durch permanente Marktbeobachtung evaluieren. Das Ergebnis ist für jedermann via Internet abzurufen und stellt die Grundlage beim Gebrauchtwagenkauf dar. In diesem Sinne bieten wir sowohl Händlern, als auch Endverbrauchern hohen Nutzen. Gemeinsam mit zahlreichen Händlern in Österreich bieten wir die Eurotax-Garantie, eine Art Versicherung gegen Schäden an Bauteilen beziehungsweise Verlängerung der Herstellergarantie für sämtliche Automarken, die sechs Monate bis vier Jahre beträgt und die der Endverbraucher beim Verkäufer einfordern kann, sofern dieser Vertragspartner von Eurotax ist.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man stellt sich zwar immer die Frage, ob man es sich leisten kann, das zu tun, was seinen Stärken entspricht und einem Freude bereitet, aber ich kann aus eigener Erfahrung (und auch ich erlebte Zeiten, in denen ich meine Wohnung auf den Kopf stellte, um ein paar Schilling für eine Semmel zusammenzukratzen!) sagen: ja, man kann. Wenn man ein Ziel und die Bereitschaft hat, dieses mit aller Konsequenz zu verfolgen bzw. phasenweise Einschränkungen in Kauf zu nehmen, kann man alles schaffen. Wesentlich ist es, ein großes Ziel in kleine Schritte zu unterteilen und auf dem Weg dorthin immer wieder zu überprüfen, ob man tatsächlich in die richtige Richtung geht.