Zur Karriere von Eva Wallner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich arbeitete schon während meiner Ausbildung an einem Gymnasium jeweils in den Ferien bei einem Steuerberater, wo ich schließlich nach Abschluß der siebten Klasse eintrat. In der Folge legte ich die Praktikantenprüfung ab und war 14 Jahre in diesem Betrieb tätig. 1991 wollte ich mich verändern und wechselte als Alleinbuchhalterin in ein großes Unternehmen, wo ich bis 1995 tätig war. Seit 1993 arbeitete ich nebenbei auf Werkvertrag als Buchhalterin und machte mich schließlich mit meiner Buchhaltungsgesellschaft selbständig, da ich mir meine Zeit selbst einteilen und unabhängig sein wollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade einen relativ großen Klienten zu meinem Kundenstock dazugewonnen, außerdem arbeitete ich eine Zeitlang weiterhin für das Unternehmen, das ich als Angestellte verlassen hatte. Ich begann zuhause und übersiedelte 1999 an meinen heutigen Standort. Ich beschäftige mich mit Buchhaltung und Lohnverrechnung für mittlere und kleine Unternehmen aller Branchen und arbeite mit Steuerberatern zusammen. Mein Fokus liegt auf Wien und Wien-Umgebung. Zu meiner KEG gehört ein Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur mit einem gewerberechtlichen Geschäftsführer und vier Mitarbeitern, auch beschäftige ich zwei Halbtagskräfte, eine Ganztagskraft und seit Herbst einen Lehrling.

Zum Erfolg von Eva Wallner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg würde für mich bedeuten, mit wenig Zeitaufwand große Gewinne erwirtschaften zu können. Mein Erfolg liegt vor allem in der Tatsache, daß ich aufgrund meiner Leistungen von zufriedenen Kunden weiterempfohlen werde.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich heute teilweise als erfolgreich. Ich bin zufrieden mit dem Erreichten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich trage heute viel mehr Verantwortung als im Angestelltenverhältnis und muß, obwohl ich früher auch kein Mensch war, der Punkt 17 Uhr den Kugelschreiber weglegte und nach Hause ging, heute viel mehr arbeiten. Ausschlaggebend für meinen Erfolg ist nicht zuletzt ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Ich kann mir zwar die Freiheit nehmen, mein Telefon auf Rufumleitung zu schalten und – mit dem Handy ausgestattet – Erledigungen zu machen, aber die Zeit, die ich nicht im Büro verbringe, muß ich wieder einbringen, dessen bin ich mir bewußt. Ich bin die erste im Büro und die letzte, die es verläßt. Zwei Stärken, die mich auszeichnen, sind Korrektheit und Gewissenhaftigkeit, da ich meinen Klienten gegenüber große Verantwortung trage. Meinen Mitarbeitern gegenüber verhalte ich mich im Gegensatz dazu sehr großzügig.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Probleme sind dafür da, gelöst zu werden. Abhängig von der Größenordnung und vom Hintergrund treffe ich Entscheidungen entweder sehr rasch, oder ich muß intensiv nachdenken und einen Steuerberater oder eine Kollegin bzw. meine Tante, die schon in Pension ist, zu Rate ziehen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich kann das verneinen. Im übrigen glaube ich, daß man dieses Thema zu sehr breittritt – bei jedem Mann wird es als selbstverständlich erachtet, sich selbständig zu machen und erfolgreich zu sein; bei einer Frau hingegen wird es fast schon als Wunder bezeichnet, wenn sie bestehen kann.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Pünktlichkeit und Engagement sind mir sehr wichtig und neben fachlicher Qualifikation wesentliche Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Firma zeichnet sich, wie die meisten Unternehmen dieser Art, durch die Bereitschaft aus, auch über die gängigen Bürozeiten hinaus für Kunden erreichbar zu sein. Aufgrund unserer Größe und Infrastruktur können wir billiger arbeiten als eine Firma in der Innenstadt. Da ich einen Großteil der Arbeit selbst übernehme, kann ich ein optimales Preis-/Leistungsverhältnis bieten, weil die Lohn- und Lohnnebenkosten sehr gering sind. Ich bin darüber hinaus bereit, auch am Wochenende und nachts zu arbeiten, wenn es sein muß, und stehe meinen Kunden als persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Da ich selbst die Schule abgebrochen habe, würde ich einem jungen Menschen unbedingt raten, einen Abschluß zu machen. Wer maturiert hat, sollte sich nicht unüberlegt in das erstbeste Studium stürzen, sondern eine Fachhochschulausbildung anstreben. Eine fundierte Ausbildung ist in allen Bereichen wichtig, um eine Führungsposition erreichen zu können. Ich glaube auch, daß die Jugend sich bewußt machen sollte, daß sich die Zeiten geändert haben. Heute sind mehr denn je Eigeninitiative und Engagement gefragt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel besteht im Moment darin, mehr Aufgaben delegieren zu können, um mir selbst die Möglichkeit zu schaffen, mich aus der Firma zurückzuziehen und mehr Zeit für mich zu haben. Zu diesem Zweck würde ich gern eine Buchhaltungsgemeinschaft gründen, in der jeder Partner über Spezialwissen verfügt.