Zur Karriere von Friederike Steiner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich begann 1969 die Lehre zur Kosmetikerin in einem Salon in der Wiener Innenstadt, wo ich in der Folge 30 Jahre lang tätig war. Zusätzlich absolvierte ich eine Ausbildung zur Fußpflegerin. Mein Traum, mich selbständig zu machen, war als Alleinerzieherin nicht leicht erreichbar, aber als ich 1999 auf einen Kosmetiksalon in der Nähe meines Wohnortes aufmerksam wurde, für den man eine Nachfolgerin suchte, verwirklichte ich ihn. Mein Lebensgefährte unterstützte mich dabei, und so führe ich heute meinen eigenen Salon.

Zum Erfolg von Friederike Steiner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich war es ein großer Erfolg, daß mir viele meiner Kundinnen, die ich schon sehr lange kenne, die Treue hielten und von der Innenstadt nach Stadlau fahren, um sich von mir behandeln zu lassen. Weiters liegt Erfolg für mich darin, von meiner Tätigkeit leben zu können, obwohl mein Arbeitstag selten unter zwölf bis 13 Stunden dauert, da ich sämtliche Arbeiten – vom Einkauf bis zum Wäschewaschen – selbst erledige. Grundsätzlich bedeutet Erfolg für mich, mir ein Ziel zu stecken und mich auf das nächste Vorhaben zu fokussieren, sobald ich es erreicht habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich heute als erfolgreich, weil ich es schaffte, meine Kinder großzuziehen, arbeiten zu gehen und mit rund 1.000 Euro auszukommen. Erfolgreich fühle ich mich auch, weil ich mich auf Ämtern durchsetzen konnte und meine Interessen verfolgte, wobei mir nie daran lag, jemanden auszunutzen, sondern nur daran, das zu bekommen, was mir zusteht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß es sehr wichtig ist, zu sich selbst immer ehrlich und korrekt zu sein, also zu versuchen, das, was man will, auch in aller Konsequenz zu verfolgen und nicht aufzugeben. Es geht mir persönlich nicht um den finanziellen Erfolg, ich lege vielmehr Wert darauf, daß meine Kundinnen sich wohl fühlen und gern zu mir kommen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Einige Dinge muß man nehmen, wie sie kommen, davon bin ich überzeugt. Ich lasse Herausforderungen auf mich zukommen, weil ich weiß, daß ich damit fertig werden kann.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich bin der Überzeugung, daß Frauen nie besser gestellt werden – ganz im Gegenteil. Die Tatsache, daß es vorwiegend die Frauen sind, die nur Teilzeitjobs bekommen, wird sich in 25 bis 30 Jahren ganz sicher auswirken. Ich denke, daß wir Frauen immer mit der Mehrfachbelastung konfrontiert sein werden, obwohl nicht alle Männer es für selbstverständlich halten, daß die Frau den Haushalt organisiert. Als Frau in der Wirtschaft muß man ständig kämpfen, und ich glaube, daß es auch in Zukunft für Frauen schwieriger als für Männer sein wird, erfolgreich zu sein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine sehr erfolgreiche Entscheidung bestand darin, mich selbständig zu machen, weil ich heute weitgehend frei entscheiden und mir meine Zeit nach meinen Wünschen einteilen kann.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Imitation ist kein Thema für mich. Ich lebe meine Persönlichkeit aus und meine Kundinnen schätzen die persönliche und intensive Betreuung, die ich ihnen biete.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine erste Chefin prägte mich sehr und wurde ein echtes Vorbild für mich. Sie ist heute 93 Jahre alt und ich besuche sie nach wie vor, weil ich von ihr sehr viel lernen konnte und auch davon profitierte, daß sie sehr hart zu mir war.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre vor allem von meinen Kunden Anerkennung, die mir Wertschätzung entgegenbringen. Diese Anerkennung ist für mich wichtig, weil sie mich bestätigt, den richtigen Weg gegangen zu sein.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mein Umfeld reagierte zunächst ablehnend auf meine Selbständigkeit – ich war damals 45 und wurde oft gefragt, warum ich mir das vor meiner Pensionierung noch antun würde. Heute glauben viele, daß ich mir meine Zeit nach Gutdünken einteilen und je nach Lust und Laune einfach am Freitag Nachmittag zusperren kann, was natürlich nicht der Fall ist. Manche sind heute nicht mehr skeptisch, sondern beneiden mich, daß ich den Mut hatte diesen Weg zu gehen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich arbeite sehr genau, halte meine Termine ein und biete meinen Kunden langjährige Erfahrung und hohe fachliche wie auch persönliche Kompetenz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Kinder schon außer Haus sind, kann ich arbeiten, solange ich will. Ich übe meinen Beruf mit großer Freude und letztlich für mich aus und hoffe, bis zu meiner Pensionierung gesund zu bleiben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es eigentlich, pro Jahr sechs Wochen Urlaub machen zu können, was mir bisher nicht möglich war.