Zur Karriere von Hannes Hurtl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura am Realgymnasium Wien 15 studierte ich zwei Semester an der TU, brach das Studium jedoch ab, um in die Creditanstalt Bankverein zu wechseln, wo ich in der Zentrale im Bereich Zahlungsverkehr tätig war. In der Folge leistete ich den Präsenzdienst ab und war danach noch ein Jahr in der Creditanstalt tätig. Auf Anraten einer Kollegin absolvierte ich das zweijährige Kolleg für Tourismus (Modul), um als Spätberufener in die Hotelbranche zu wechseln. Ich begann als Nachtportier, war anschließend im Tagdienst an der Rezeption tätig und trat 1973 als stellvertretender Empfangschef in das damalige Tourotel in Wien-Oberlaa ein. 1983 wechselte ich als Empfangschef in das Eldorado, die heutige Eventpyramide, und baute dort die gesamte Rezeption auf. 1985 war ich als Frontoffice-Manager an der Eröffnung des Hotel Ibis in der Wiener Mariahilfer Straße beteiligt, um 1986 als Residence Manager in das Hotel Ananas, dem größten Viersterne-Hotel Österreichs mit 734 Zimmern bzw. dem einzigen Hotel Österreichs mit Tiefgarage für Autobusse, zu wechseln, das ich ab 1989 für 16 Jahre unter fünf verschiedenen Betreibern als Direktor leitete, ehe ich von der Dorint-Gruppe als Direktor der beiden Wiener Häuser abgeworben wurde. Seit April 2002 bin ich als Direktor des Dorint Biedermeier mit 203 Zimmern und des Dorint am Europaplatz mit 253 Zimmern tätig. In den beiden Vierstern-Häusern sind insgesamt 160 Mitarbeiter tätig. Dorint ist eine deutsche Hotelgruppe, die insgesamt 90 Hotels umfaßt - 83 Häuser in Deutschland, vier in Österreich (davon zwei in Wien, eines in Salzburg und eines in Seefeld), ein Haus in Prag und weitere in ganz Europa.

Zum Erfolg von Hannes Hurtl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, auch wenn es etwas pathetisch klingen mag, mich wohlzufühlen und zu wissen, daß sowohl Gäste als auch Mitarbeiter zufrieden sind. Erfolg liegt insbesondere in der Zufriedenheit unserer Gäste, weil sie es sind, die unsere Arbeitsplätze erhalten und im Endeffekt unsere Gehälter bezahlen, aber auch weil ihre Bestätigung und Anerkennung für harte Arbeit und Entbehrungen im privaten Bereich entschädigt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich sehe mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich, weil ich bisher viel erreicht habe.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ein Faktor meines Erfolges ist die Tatsache, daß ich meinen Beruf von der Pike auf gelernt habe und, wenn Not am Mann wäre, in sämtlichen Stationen eines Hotels einspringen könnte. Ich war beispielsweise selbst einmal einen Tag lang als Stubenmann tätig, weil ich der Überzeugung bin, daß ich die Leistung eines Stubenmädchens nur dann einschätzen kann, wenn ich ihre Arbeit selbst einmal gemacht habe. Ich bin mehr als 30 Jahre in diesem Beruf tätig und kenne als Mann der Praxis alle Schwachstellen eines Betriebes. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist meine Nähe zu den Mitarbeitern. Die Tür zu meinem Büro ist immer offen, und jeder kann mit seinen Problemen - beruflicher, oder wenn er will, privater Natur - zu mir kommen, ohne einen Termin mit meiner Sekretärin zu vereinbaren. Ich bin davon überzeugt, daß Mitarbeiter bessere Leistungen erbringen, wenn sie sich wohlfühlen und einen Vorgesetzten haben, der nicht aus der Distanz agiert. Ich war niemals ein Karrieremensch, der seinen beruflichen Weg exakt plant, aber wenn ich eine Chance erkannte und erhielt, gab ich immer mein Bestes.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich löse Probleme am liebsten so rasch wie möglich, hole aber Meinungen ein und berücksichtige Lösungsvorschläge, weil ich kein diktatorischer Entscheidungsträger bin.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut. Ich schaue mir Zeugnisse zwar an, messe ihnen aber keine allzu große Bedeutung bei, sofern jemand nicht mit einem Notendurchschnitt von Genügend gerade noch durchgekommen ist. Ich versuche insbesondere jungen Absolventen von Hotelfachschulen die Chance zu geben, auch ohne nennenswerte Praxis in der Hotellerie Fuß zu fassen, weil ich selbst zu Beginn meiner Karriere aufgrund fehlender Praxis von einigen Dienstgebern abgelehnt wurde. Diese Einstellung ist aber nicht nur von Menschenfreundlichkeit geprägt, sondern auch von der Tatsache, daß sich ein junger Mensch besser formen und in die Philosophie des Hauses integrieren läßt als ein erfahrener Profi. Wichtig ist für mich neben Teamfähigkeit, Verantwortungsbewußtsein und Kommunikationstalent die Bereitschaft, sich für das Unternehmen zu engagieren und sich mit der Philosophie zu identifizieren. Wer in diesem Haus tüchtig ist und mehr leistet als der Durchschnitt, kann laufend interne Kurse in Anspruch nehmen, die ihn nichts kosten, und, wenn er wirklich will, Karriere machen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Das Hotel Dorint Biedermeier Wien steht unter Denkmalschutz und stellt, auch mit seinem wunderschönen Garten, eine wahre Oase in der Großstadt Wien dar, in der die Tradition des Biedermeier gepaart mit moderner Technik (Klimaanlage, ISDN-Anschlüsse in den Zimmern, etc.) für höchsten Komfort in wunderschöner Atmosphäre sorgt. Unsere Gäste fühlen sich persönlich aufgenommen und genießen individuelles Service, das keine Wünsche offen läßt. Zu unseren Gästen zählen neben Österreichern auch zahlreiche deutsche Geschäftsreisende, Italiener, Amerikaner und Japaner, die den Charme des Hauses als Kontrast zu ihrer Heimat ganz besonders schätzen. Das zweite Haus in Wien liegt in hervorragender Lage - am Beginn der längsten Einkaufsstraße Europas, der Mariahilfer Straße, und gegenüber dem Westbahnhof. Auch dieses Hotel zeichnet sich selbstverständlich durch höchste Qualität in allen Bereichen aus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich führe ein sehr anspruchsvolles Berufsleben und versuche mich in meiner Freizeit durch Beschäftigung in der Natur, aber auch durch den Besuch sehr guter Lokale zu entspannen und Kraft zu schöpfen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde einem jungen Menschen raten, eine solide Ausbildung zu absolvieren, die aber keineswegs in einem Studium bestehen muß, sondern auch eine gute Lehre sein kann. Wichtig sind Sprachkenntnisse, eine ebenso große Rolle spielt ganz generell die Bereitschaft, sich permanent fortzubilden und nicht auf dem einmal erworbenen Wissensstand stehenzubleiben. Im Berufsleben zählt der Wille, sich mehr als der Durchschnitt zu engagieren. Wer sich für seinen Beruf interessiert und ihn gern ausübt, erbringt höhere Leistung und empfindet seine Arbeit nicht als Last; der Erfolg stellt sich dann von selbst ein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, bis zu meiner Pensionierung weiterhin so erfolgreich wie bisher zu arbeiten und danach zu reisen, da es vor allem in Europa vieles gibt, das mich interessiert.