Zur Karriere von Melitta Kührer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die Modefachschule in Michelbeuern, schlug aber anschließend in die kaufmännische Richtung ein, weil die Verdienstmöglichkeiten in der Modebranche damals sehr gering waren. Es war immer mein Ziel, selbständig zu sein, hatte jedoch keine konkreten Vorstellungen davon, deshalb wollte ich vorerst meine Interessen erkunden. Nach meiner Schulausbildung war ich ein halbes Jahr bei der AVA Bank beschäftigt, dann begann ich bei der Firma BBC im Burgenland. Anfangs war ich in der Lohnverrechnung beschäftigt, aber als auf EDV umgestellt wurde, bekundete ich mein Interesse und wurde in diesem Bereich ausgebildet. Nach zehn Jahren wechselte ich in die Zentrale der BBC nach Wien, dort war ich weitere acht Jahre beschäftigt. 1990 wurde das Dienstverhältnis einvernehmlich gelöst, weil ich den Wunsch hatte, etwas zu tun, wo ich selbständig entscheiden konnte. Ich sah mich auf dem Arbeitsmarkt um, erwarb den Gewerbeschein für EDV-Dienstleistungen und war selbständig unter anderem weiterhin für die Firma Brown Boveri, nun ABB (Asea Brown Boveri) tätig. Nach einigen Monaten stieß ich auf ein Inserat, in dem ein deutscher Verlagskonzern jemanden suchte, um in Österreich den Vertrieb aufzubauen. Das waren meine ersten Jahre der beruflichen Selbständigkeit. In dieser Zeit verstarb mein Mann, und ich mußte mich neu orientieren. Im Mai 1997 wurde ich vom Inhaber meiner heutigen Firma für Medizintechnik, der ein Bekannter von mir war und in Pension gehen wollte, gefragt, ob ich dieses Unternehmen übernehmen wolle. Ich nahm das Angebot an und schon im September waren die Verträge unterschrieben. Anfang 1998 übernahm ich die Firma endgültig, und dann begannen für mich schwere Zeiten, weil ich keine Ahnung von der Medizintechnik hatte. Bis ich mir das notwendige Wissen angeeignet hatte, war es ein harter Weg, aber es ging stetig bergauf.

Zum Erfolg von Melitta Kührer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich Zufriedenheit und Sicherheit - ich brauche Erfolgserlebnisse, denn sie spornen mich an.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war einerseits der Wille, es zu schaffen, und andererseits mein Sohn und mein Lebensgefährte, die sofort erkannten, welches Potential darin liegt, und mich natürlich maßgeblich unterstützten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich begegne allen Herausforderungen in Ruhe, ich denke sehr viel über Entscheidungen nach, schlafe darüber, diskutiere alles mit den Familienmitgliedern, wobei jeder seine Ideen einbringen kann, und wenn eine Entscheidung gefallen ist, stehen alle dazu.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Anfangs schon, ich wurde belächelt, weil die Medizintechnik von jeher eine Männerdomäne ist, wo eine Frau nicht ernst genommen wird. Mit wachsender Erfahrung konnte ich das allerdings wettmachen, und heute, denke ich, werde ich anerkannt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der Schritt in die Selbständigkeit war absolut erfolgreich, denn meine Vorstellungen haben sich erfüllt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Bei den Sozialversicherungsträgern habe ich einen guten Namen, weil ich seriös und korrekt bin. Man gibt mir zu verstehen, daß man sehr gerne mit mir zusammenarbeitet. Die Anerkennung spüre ich beispielsweise, wenn es darum geht, neue Produkte ins Programm aufzunehmen, ich habe keine Probleme dafür neue Verträge zu verhandeln. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere große Stärke ist der Familienbetrieb - die ganze Familie arbeitet mit, jeder weiß, warum man arbeitet, es gibt keine festen Arbeitszeiten, - dies gilt natürlich nicht für die Angestellten in unserem Unternehmen - denn es wird das gemacht, was anfällt und was für den Erfolg des Unternehmens notwendig ist. Wir sind in drei Bereichen tätig: wir führen motorisierte Bewegungsschienen, die postoperativ nach Gelenksoperationen eingesetzt werden, Elektrostimulationsgeräte für die Schmerztherapie und mobile Infusionspumpen. Da wir vorwiegend mit den Krankenversicherungsträgern zusammenarbeiten, agieren wir nicht verkaufsorientiert, sondern sind ein reines Dienstleistungsunternehmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Obwohl alle Familienmitglieder im Unternehmen beschäftigt sind, bleiben Geschäft und Privatleben strikt voneinander getrennt. Mein Mann und ich reden natürlich auch am Abend über die Firma, was auch oft sehr fruchtbringend ist, aber die Kinder werden vorerst noch größtenteils herausgehalten. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Ausbildung ist ganz besonders wichtig, denn diese bildet das Fundament für das restliche Leben. Allgemeinbildung ist in der heutigen Zeit am wichtigsten, und wenn man in der Schule lernt zu lernen, dann hat man im späteren Leben kein Problem, sich alles zusätzliche Wissen anzueignen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe vor, das Unternehmen weiter auszubauen und noch einige Mitarbeiter einzustellen, denn das Versorgungsnetz enthält noch sehr viel Potential.
Ihr Lebensmotto?
The winner takes it all.