Zur Karriere von Burak Bulugan

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
1985 schloß ich eine Hotelfachschule in Istanbul ab. Ich war schon ab 1982 für eine renommierte Hotelkette tätig und entschloß mich schließlich, da ich die deutsche Sprache lernen wollte, einige Zeit in Österreich zu verbringen. In der Folge trat ich in einen Betrieb ein, wo ich zunächst im Service und später als Maitre d'Hotel tätig war, wechselte aber aufgrund der sehr harten Arbeitsbedingungen zu Tricaffe, wo ein guter Freund von mir arbeitete. Nach einigen Monaten übernahm ich den Cateringbereich und die - inoffizielle - Leitung des Restaurants. Ich wurde als Geschäftsführer in die neue Filiale in der Wiener Innenstadt versetzt. Einer meiner Freunde betreibt einen Weinhandel und hatte immer den Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Gemeinsam mit ihm beschloß ich, ein Lokal auf der Donauinsel zu übernehmen, das in sehr schlechtem Zustand war, aber wir schafften es, das Restaurant (das letzte Lokal stromabwärts) binnen kürzester Zeit zu renovieren und einzurichten. Heute beschäftigen wir fünf Mitarbeiter.

Zum Erfolg von Burak Bulugan

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, mit dem Erreichten zufrieden zu sein und auch materiellen Gewinn zu erwirtschaften. In meiner Branche liegt Erfolg darin, die Gäste zufriedenzustellen. Ich möchte, daß sich die Gäste in meinem Restaurant wohlfühlen, einen schönen Abend verbringen, gut essen und trinken - und dafür auch Geld ausgeben, das ich ruhigen Gewissens verlangen kann.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Auf dem Weg zum Erfolg gibt es Siege und Niederlagen. Insgesamt kann ich sagen, bisher erfolgreich gewesen zu sein, weil ich aus Fehlern, die ich beging, lernte und sie ausbügeln konnte.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg ist die vielfältige Erfahrung, die ich bis zum heutigen Tag in allen Bereichen der Gastronomie sammeln konnte. Ich habe immer versucht, aus meinen Fehlern und den Fehlern anderer zu lernen, weil gerade diese wertvoll sind, um es in Zukunft besser zu machen. Da ich in Unternehmen tätig war, in denen nicht alles wie am Schnürchen lief, konnte ich sehr viel lernen. Ich glaube mich als Menschen bezeichnen zu können, der sehr gut mit anderen umgehen kann. Eine Basis für meinen Erfolg als Gastronom ist die Tatsache, daß ich selbst ein Genießer bin und meinen Gästen genau das biete, was ich mir selbst erwarte, wenn ich ausgehe.

Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bewahre bei Problemen immer Ruhe und wirke so auch positiv auf meine Mitarbeiter. Ich lege eine Art gesunden Pessimismus an den Tag - man kann vieles nicht planen und muß immer mit Unvorhergesehenem rechnen, sich aber auch bewußt machen, daß Probleme dazu da sind, um gelöst zu werden. Ich kann angesichts von Problemen auf meine Erfahrung zurückgreifen, da ich die meisten schon zuvor erlebt und gelöst habe.

Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich lege großen Wert auf Originalität - ehe ich mir ein Rolex-Imitat kaufe, habe ich lieber keine Uhr. Wenn ich etwas mache, mache ich es auf meine Art, und zwar so perfekt, wie es mir möglich ist.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich gewinne im Einstellungsgespräch einen ersten Eindruck vom Bewerber, kann aber natürlich nicht sofort alles über einen Menschen herausfinden. Sehr wichtig ist mir Ehrlichkeit. Ich bin selbst kein Lügner und will naturgemäß nicht von anderen angelogen werden. Ich habe selbst mit zwölf Jahren begonnen zu arbeiten und respektiere andere, daher erwarte ich von meinen Mitarbeitern Charakter, Verläßlichkeit und Teamfähigkeit.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es ist mir wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen, damit alle motiviert sind und sich auf die Arbeit freuen.

Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Donauinsel ist als Freizeitparadies bekannt, und unser Konzept besteht darin, sehr gute Qualität zu mäßigen Preisen anzubieten. Bei uns findet der Gast schön gedeckte Tische, ißt von schönem Geschirr und trinkt aus schönen Gläsern, was in vielen anderen Lokalen auf der Donauinsel nicht gebräuchlich ist. Wir bieten italienische Spezialitäten - Fisch und Pasta - sowie hervorragende Weine, da mein Partner im Weinhandel tätig ist.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine harmonische Partnerschaft bzw. eine Partnerin, die meinen beruflichen Einsatz toleriert und mir den Rücken stärkte, ist sehr wichtig für meinen Erfolg. Insbesondere in der Gastronomie spielt die Akzeptanz des Lebenspartners eine wesentliche Rolle, um erfolgreich sein zu können, da man an manchen Tagen nur drei Stunden zu Hause verbringen kann.

Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich muß mich durch meine tägliche Arbeit permanent mit Neuigkeiten beschäftigen - ein Studium wäre in meinem Beruf nicht sinnvoll, während in anderen Bereichen der Wirtschaft eine akademische Ausbildung Grundlage des Erfolges ist. Ich lese viel Fachliteratur, besuche andere Lokale und informiere mich über Neuerungen, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem jungen Menschen würde ich raten, sich Ziele zu stecken und diese konsequent zu verfolgen. Wesentlich sind Leistungsbereitschaft und Arbeitswille, aber auch Ehrlichkeit und Menschlichkeit, um erfolgreich zu werden.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es ist absolut wichtig, sich Ziele zu stecken – man muß sie aber Schritt für Schritt verfolgen und kann dabei wertvolle Erfahrungen sammeln. Mein Partner und ich möchten noch leicht expandieren und im kommenden Jahr ein weiteres Lokal eröffnen.

Ihr Lebensmotto?
Ich arbeite, um zu leben - nicht umgekehrt.