Zur Karriere von Brigitte Peschel

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich studierte bis zur Geburt meiner ersten Tochter Welthandel, entschied mich aber dann, mein Studium abzubrechen, da ich mehrere Kinder haben wollte. Während der vierten Schwangerschaft übernahm ich die Leitung einer Druckerei, die ich sieben Jahre - bis zur Umstellung auf Computer - innehatte. In der Folge leitete ich das anhängige Übersetzungsbüro von zu Hause aus und schaute mich, als meine Kinder groß genug waren, nach einer neuen beruflichen Herausforderung um. Ich wuchs in einem sehr musikalischen Elternhaus auf, und mein Ehemann war Mitglied des Chores der Wiener Staatsoper, die gerade einen Opern-Shop ausschrieb. Dieser wurde von einem Verleger gemietet, der allerdings mit Musik nichts zu tun hatte und musikinteressierte Mitarbeiter suchte. Ich trat halbtags in die Firma ein und übernahm die Geschäftsführung, und nach sieben Jahren war der Mitarbeiterstand auf 16 angewachsen. In den letzten beiden Jahren dieser Tätigkeit war ich aufgrund meiner Beschäftigung mit Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit den Bundestheatern im Kulturausschuß des Liberalen Forums tätig, den ich später leitete. 1994 wurde ich Landesgeschäftsführerin, übernahm die Organisation der Wiener Landtagswahlen und war ein Jahr lang Abgeordnete zum Nationalrat, ehe ich freiwillig ausschied. Zudem war ich Präsidentin der ARGE Wirtschaftsfrauen. Ich gründete 1996 gemeinsam mit einem Geschäftspartner mein heutiges Unternehmen, das auf Geschenkartikel im musikalischen Bereich spezialisiert ist. Seit 2001 bin ich alleinige Inhaberin der Firma. Ich exportiere mittlerweile in mehr als 30 Länder und habe meinen Geschäftszweig um Merchandising erweitert. Sämtliche Produkte werden in meinem Betrieb entwickelt und individuell gestaltet, und es kamen immer mehr Anfragen von Firmen, sie mit ihrem Logo zu versehen, also entschloß ich mich, diesen Zweig auszubauen. Ich habe mich dabei aufgrund meiner zahlreichen Kontakte in diesem Bereich insbesondere auf Sonderanfertigungen für Museen mit Schwerpunkt auf Kinderartikel, wie Ägyptologieartikel, Ritter, Burgen, etc. spezialisiert. Die Produktion wird von Handwerkern und verschiedenen Unternehmen übernommen. Ich führe Vienna World heute mit insgesamt neun Mitarbeitern.

Zum Erfolg von Brigitte Peschel

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt zum einen darin, mit dem Geschaffenen zufrieden zu sein und zum anderen in der Bestätigung durch die Menschen, mit denen man zu tun hat - dazu gehören Mitarbeiter, Kunden und das private Umfeld.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich sehe mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich und fühle mich durch die großen Zuwächse bestätigt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine persönlichen Stärken sind Ehrlichkeit, Konsequenz, Verläßlichkeit und schließlich der Glaube an die Sache. Meine Arbeit macht mir wirklich Spaß, ich identifiziere mich hundertprozentig mit dem gesamten Umfeld meines Berufes. Kunst und Kultur sind für mich faszinierend, weil ich mich für viele verschiedene Dinge interessiere. Zudem kann ich mich in meiner Tätigkeit kreativ verwirklichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich scheue mich nicht vor Herausforderungen, sondern versuche sie möglichst rasch und direkt zu lösen, indem ich mich intensiv damit auseinandersetze. Schwerwiegendere Entscheidungen überschlafe ich, ehe ich einen Entschluß fasse. Ich bespreche solche Angelegenheiten außerdem immer mit meinem Team.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich persönlich hatte viel Glück, aber es ist ohne jeden Zweifel für junge Frauen viel schwieriger, erfolgreich zu sein, das merke ich bei meiner Tochter, die selbst schon drei Kinder hat. Ich sehe den Grund für diese Tatsache darin, daß man als Frau nicht wirklich zwischen Beruf und Familie trennen kann - eine Frau muß die Anforderungen ihrer Familie viel eher erfüllen als ein Mann, und das wirkt sich unweigerlich auf das Berufsleben aus. Allerdings kann dieser Anspruch auch ein Vorteil sein, weil Frauen auf diese Weise fähig sind, viele Dinge gleichzeitig zu erledigen. Ein weiteres Faktum ist, daß Frauen mehr leisten müssen als Männer, um anerkannt zu werden.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Vertrauenswürdigkeit, Freude an der Arbeit, Loyalität und Teamfähigkeit, darüber hinaus aber auch eine gute Portion Humor. Da man in diesem Geschäft kaum einen Tag planen kann, weil Kunden fast immer zu spät bestellen, Ausstellungstermine aber unbedingt eingehalten werden müssen, ist hohe Flexibilität ein sehr wichtiges Kriterium.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Firmenphilosophie lautet: Klein, aber fein. Ich habe nicht vor zu stark zu expandieren, sondern möchte ein verläßlicher Partner für meine Kunden und ein guter Teamleiter für meine Mitarbeiter sein. Meine Kunden werden bei Neukonzeptionen stark in die Entwicklung der Produkte eingebunden, weil sie am besten wissen, was der Endabnehmer wünscht. Auch die Mitarbeiter sind sehr intensiv in diesen Prozeß involviert. Qualität und hohes Niveau sind für mich ausschlaggebende Kriterien des Erfolges meiner Firma, weil ich mich abseits des Mainstreams bewege. Meine Linie ist individuell und authentisch. Hohe Flexibilität durch Fertigung im Haus und rasche Lieferzeiten sind ebenfalls Faktoren, die meine Firma auszeichnen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche insofern nicht trennen, als ich meinen Beruf liebe und durch meine professionelle Beschäftigung mit der Kultur auch bei meinen zahlreichen Auslandsaufenthalten kein Museum und kein Geschäft unvoreingenommen betreten kann. In jedem Fall ist mir meine Familie am wichtigsten, sie genießt höchste Priorität.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem jungen Menschen würde ich zu einer fundierten Ausbildung raten. Wichtig ist, seinen Weg unbeirrbar zu gehen und sich von nichts und niemandem abschrecken zu lassen, wenn man eine gute Idee hat und einen Bereich findet, in dem man seine Stärken ausleben kann. Generell denke ich, daß die berufliche Selbständigkeit viel mehr Chancen bietet als das Angestelltenverhältnis, daher lege ich jedem den Mut, eigenverantwortlich zu agieren, ans Herz. Von unschätzbarer Bedeutung ist, heute mehr denn je, Networking.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte im Museumsbereich, wo es viel mehr Mitbewerber gibt, eine annähernd ähnliche Akzeptanz erringen wie im Musikbereich, wo mein Unternehmen europaweit das größte ist. Ich bin also bemüht, das gute Image der Firma auch auf den zweiten Geschäftszweig erweitern. Demnächst muß ich im Personalbereich expandieren und möchte Arbeiten so weit delegieren, daß ich mich persönlich komplett auf den Museumsbereich konzentrieren kann.