Zur Karriere von Johann Kritzinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meinem Pflichtschulabschluß in Attnang Puchheim absolvierte ich 1974 die Aufnahmeprüfung an der HTL in Steyr, bekam jedoch keinen Internatsplatz und besuchte aus diesem Grund ein Jahr lang eine Schule in Seewalchen am Attersee. Bei dieser Schule handelte es sich um einen Schulversuchstyp mit Leistungsgruppen, der anstelle des polytechnischen Lehrganges besucht werden konnte und auf Technik spezialisiert war. Obwohl ich mich in allen Fächern in der ersten Leistungsgruppe befand, entschied ich mich nach einem Jahr aufgrund der starken Geburtenjahrgänge in meiner Zeit, die technische Berufslaufbahn zu verlassen und die kaufmännische Richtung einzuschlagen. 1975 begann ich meine Lehre zum Bürokaufmann in Gmunden bei der Großhandelsfirma Höllereisen. 1978 absolvierte ich die Lehrabschlußprüfung mit Erfolg und war im Anschluß daran noch zwei Jahre für die Firma Höllereisen tätig, jedoch bereits mit dem Ziel, später eine andere Richtung einzuschlagen. 1980 begann ich meinen Grundwehrdienst in Wels. Noch während meiner Bundesheerzeit erfuhr ich im August 1980, daß in der Raiffeisenbank St. Wolfgang eine Stelle frei würde. Ich bewarb mich, absolvierte den Eignungstest mit ausgezeichnetem Erfolg und trat im Dezember 1980, einen Tag nach Beendigung meines Grundwehrdienstes, diesen Posten in der Raiffeisenbank St. Wolfgang an. Zur Vorgeschichte sei erwähnt, daß meine Großeltern hier in St. Wolfgang eine Frühstückspension direkt am See betrieben und es war bereits zu jener Zeit vorgesehen, daß ich als ihr Betriebsnachfolger nach St. Wolfgang kommen würde. Bereits zu Beginn meiner Tätigkeit in der Raiffeisenbank übernahm ich sofort die Verantwortung für die Hauptkasse für den Inlandszahlungsverkehr. 1982 bis 1989 zeigte ich mich als Schalterleiter verantwortlich. Ab 1989 übernahm ich zusätzlich den Tätigkeitsbereich Vermögens- und Anlageberatung. 1997 wurde ich zum Bankstellenleiter der Bankstelle St. Wolfgang berufen. Parallel zu meiner Karriere als Bankstellenleiter fand für mich ein zweiter Werdegang in der Tourismusbranche statt. Zeitgleich mit meiner Heirat 1983 übernahm ich die Frühstückspension Linortner meiner Großeltern. Wir führen diese Pension auch heute noch als Familienbetrieb und erzielen eine sehr gute Auslastung. 1989 erweiterte sich unser Betrieb um die Seebad-Appartements, ein Haus mit fünf Ferienwohnungen, deren Leitung meine Frau von ihren Eltern übernahm. 1997 bauten wir die Pension Linortner zu einer ausgezeichneten Drei-Sterne Pension aus, wobei weiterhin die familiäre Führung und die Erhaltung des familiären Flairs absolut im Vordergrund standen. 1989 wurde ich zum Mitglied der Kurkommission berufen und gleichzeitig als Vertreter der kleineren Pensionen in den Vorstand gewählt. Im April 2003 wurde ich zum Vorsitzenden des Kurverbandes St. Wolfgang gewählt.

Zum Erfolg von Johann Kritzinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, im Einklang mit meiner Familie ein harmonisches, erfülltes Leben zu führen. Wenn ich die Geborgenheit und Sicherheit im Rückhalt der Familie erfahre, bewege ich mich in meinem Umfeld natürlicherweise ganz anders. Ich gehe am Morgen glücklich ins Büro und kehre am Abend genauso glücklich wieder heim. Das ist für mich das Geheimnis des Erfolges
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich schöpfe meine Kraft aus meiner Familie. Es kommt oft vor, daß ich erst nach zehn oder zwölf Stunden meinen Arbeitstag beenden kann, aber wenn ich nach Hause zu meiner Familie komme, läßt sie mich alle Anstrengungen vergessen. Weiters bin ich ein Mensch, der den Blick für das Schöne niemals verloren hat. Ich nehme die Schönheit der Natur, die hier am Wolfgangsee besonders reich ist, bewußt in mich auf und erfreue mich jeden Tag daran.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab einige Entscheidungen, von denen ich im nachhinein betrachtet sagen kann, daß sie vollkommen richtig waren. Es war richtig, mich mit zwanzig Jahren von meinem Elternhaus, zu dem ich immer eine gute Beziehung hatte, zu trennen und zu meinen Großeltern nach St. Wolfgang zu ziehen. Meine Berufsentscheidung war erfolgreich, da mir mein Beruf stets nur Freude bereitete und noch immer bereitet. Die Entscheidung, meine Frau zu heiraten und eine Familie zu gründen war absolut erfolgreich und seit dieser Zeit treffen wir unsere Entscheidungen gemeinsam und bereuten bis heute keine davon.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine sehr wichtige Rolle für den Erfolg. Ich sehe die Mitarbeiter als größtes Kapital eines Betriebes. Sie sind die Aushängeschilder eines Unternehmens.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Im Bankbereich finden spezielle Eignungstests für Bewerber statt und ansonsten achte ich besonders auf das persönliche Umfeld. Da wir in einem kleinen Ort leben, haben wir den großen Vorteil, daß wir die meisten Menschen hier kennen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir pflegen intern im Bankinstitut ein fast familiäres Verhältnis. Für mich spielte stets der Erfolg eine wesentliche Rolle, aber es ist auch absolut wichtig, Schwächere zu unterstützen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Trotz meiner vielfältigen Aufgaben steht die Familie für mich immer an erster Stelle. Wir führen die Pension als Familienbetrieb und hatten dabei natürlich den großen Vorteil, daß meine Großeltern lange Zeit tatkräftig im Betrieb mithalfen. Falls unsere Kinder im Sommer auf Wünsche verzichten mußten, legten wir stets großen Wert darauf, wenn immer es möglich war, Zeit für sie aufzubringen und größere Unternehmungen außerhalb der touristischen Hochsaison nachzuholen und bewußt miteinander zu erleben.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich verwendete von Beginn meiner Tätigkeit an immer sehr viel Zeit für die Weiterbildung und absolvierte alle erforderlichen Ausbildungsstufen in der Karriereleiter des Bankstellenleiters.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich bin davon überzeugt, daß der Zeitdruck und der Leistungsdruck immer größer werden. Die Zeit wird kurzlebiger, die Menschen immer hektischer, aber man darf eines niemals vergessen: Die menschliche Komponente. Wenn die persönliche Beziehungsebene stimmt, ist jede Aufgabe mit Erfolg zu meistern. Ein weiterer Ratschlag lautet: Verhalte dich immer neutral.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte auch in Zukunft genauso zielstrebig und konsequent arbeiten können wie bisher. Ich bin davon überzeugt, daß man in der jetzigen Zeit immer konsequenter sein muß, da sich verschiedenste Rahmenbedingungen geändert haben und sich weiter ändern werden. Ich werde nicht aufhören mit Freude konsequent meine Ziele zu verfolgen.