Zur Karriere von Karin Keglevich-Lauringer
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Von klein an wurde ich zur Selbständigkeit gezwungen, da meine Eltern im Ausland waren. Retrospektiv gesehen war in mir immer die Forderung, etwas zu leisten, um dadurch Zuwendung zu gewinnen. Ich war sportlich sehr aktiv: als Teil der österreichischen Fünfkampf-Mannschaft sowie in den Bereichen Reiten und Schifahren, um nur einiges zu nennen. Da niemand mit mir kommunizierte, musste ich eben mit den anderen kommunizieren. Aus dieser Mischung von genetischen Eigenschaften und der Notwendigkeit, mich zu behaupten, um für andere existent zu sein, haben sich mein Kommunikationsdrang und mein Leistungswille herauskristallisiert, wodurch sich mein Dienstleistungsverständnis ergab. Perfektes Service für Kunden anzubieten ist für mich eine Maxime. Es gab die Konstellation Menschen-Kommunikation-Leistung, und ich überlegte, in welchem Beruf sie am besten zu realisieren sei. Betriebswirtschaft schien mir am breitesten gefächert, und die Möglichkeiten nach dem Abschluss am allumfassendsten. Das Studium, das ich so schnell wie möglich abschloss, finanzierte ich mir selbst. In den Sommermonaten arbeitete ich in Hotels, praktizierte in der Bank, war Mannequin auf Modemessen und Hostess bei internationalen Kongressen und Veranstaltungen, wodurch ich perfekte Sprachkenntnisse erlangte. Nach Abschluss des Studiums hätte ich eine Stelle in Amerika bekommen, erlitt aber einen schweren Autounfall und war relativ lang arbeitsunfähig. In dieser Zeit gönnte ich mir ein Italienisch-Studium und verbrachte 1975 und 1976 in Florenz. Ich war für alles offen und überlegte sogar, im Iran zu arbeiten. Nachdem ich das Land gesehen hatte, kehrte ich nach Österreich zurück und trat 1976 bei der Marketingabteilung der American Express Bank ein, wo ich bis 1978 tätig war. Es war damals die erste Bank in Österreich, die auf Account-System umgestellt wurde, und ich verwendete die Tätigkeit dort auch für eigene Ausbildungszwecke. Nächste Station war die Firma Immorent, Tochter der Girozentrale, wo ich die erfolgreichste Verkäuferin der Produkte im Zusammenhang mit dem Kommunalleasingprojekt war. Da kam der Wunsch nach Veränderung, und ich wechselte zur Firma Nobil Cosmetic, war Marketing- und Verkaufsleiterin in Wien und International Marketing Coordinator für Yves Saint Laurent in Paris. Das war interessant und lukrativ, aber mit der Zeit zu eng für mich. Die Werbebranche hatte mich immer gereizt, und ich blieb dabei die nächsten sieben Jahre, zuerst als Account Director der Werbeagentur Barci & Partner (von 1986 bis 1990), von 1990 bis 1993 als New Business Director der Birko Holding (GGK, DDM, C.S. Werbeagenturen) und als Account Executive Director der GGK Werbeagentur tätig. Durch mein extrem ausgeprägtes Leistungsverständnis wurde ich immer wieder zum Störfaktor, weil ich die Firma als mein eigenes Unternehmen betrachtete, was bei vielen Staunen und Neid hervorrief. Das ärgerte mich, ich wollte mich nicht nach anderen richten, kannte meine Stärken und traf die Entscheidung, mich von den Vorgesetzten zu befreien und selbständig zu arbeiten. Meine Vorgabe war, die Arbeit so zu organisieren, dass ich mindestens soviel verdiene wie früher. Das ist auch zu Beginn der Selbständigkeit möglich, wenn man halbwegs realistische Ziele hat und an sie glaubt. Selbst in unserem übersättigten Markt kann man Nischen finden, aus denen noch viel herauszuholen ist. Mir war bewusst, dass mein Erfolg ich selbst bin - die Art und Weise, wie ich die Menschen berate, mit ihnen umgehe, meine Erfahrung und meine Intuitionen einbringe. Von Anfang an habe ich mir einen guten Namen gemacht, weil ich ein kritischer Diskussionspartner bin. Ich wurde weiterempfohlen - ich erweitere meinen Kundenstock ausschließlich durch Mundpropaganda. Mit der Zeit übernahm ich die strategische Beratung von großen internationalen Firmen, machte die zweite Wahlkampagne des Bundespräsidenten und knüpfte dadurch viele neue Kontakte, die zur Erweiterung meiner Geschäftspalette führten.