Zur Karriere von Hannes Stockinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meiner Ausbildung zum Orthopädieschuhtechniker und Einzelhandelskaufmann in Amstetten absolvierte ich 1993 die Meisterprüfung in St. Pölten. Von 1988 bis 1991 hatte ich die Leitung meines ehemaligen Ausbildungsbetriebes die Firma Gerlinger in Amstetten inne. 1991 gründete ich gemeinsam mit Franz Gerlinger als gewerberechtlicher Gesellschafter, die Firma Stockinger GmbH in Grieskirchen, deren Geschäftsführer ich nach Umbau und Erweiterung unseres Stammhauses wurde. 1997 übernahm ich die elterliche Filiale in Grieskirchen und ging im Jahr darauf eine enge Kooperation mit der Firma Neumann (Bandagist und Sanitätshaus aus Ried im Innkreis) mit wechselseitigen Bereichsvertretungen ein. Ebenfalls 1998 konnte ich das vormals elterliche Stammhaus in Grieskirchen übernehmen, und beschäftigte mich intensiv mit der Entwicklung und dem Produktionsaufbau von Therapieschuhen für Kinder mit ICP (Infantile Cerebralparese). Durch die Fortschritte der extremen Neonatologie sind derzeit schon 55.000 Kleinkinder in Österreich von diesen spastischen Defekten betroffen. Der Einsatz modernster Design- und Vermessungsmethoden ermöglicht dem modernen Orthopädie-Schuhmacher, mit durch Spezialschuhwerk stabilisiertem Auftritt, Verbesserungen dieses Symptomkomplexes zu erzielen. Wir nahmen bereits 1999 (als einziger Betrieb in Österreich) eine selbstentwickelte CAD-Vorrichtung (Computer-aided Design) für den Schuhschaft-Entwurf in Betrieb, mit der wir nicht nur therapeutisch optimierte, sondern auch praktisch-modische (z.B. Goretex) Schuhe anbieten können. Im Jahr 2000 wurde eine eigene Schäfte-Produktion inklusive einem Großhandel mit entsprechendem Zubehör am Standort Hofkirchen im Mühlkreis aufgebaut. Nach neuerlichem Umbau und Erweiterung unseres Stammhauses legte ich 2001 in Grieskirchen den Großhandel, den Schuhhandel und Teile der Produktion zusammen. Ein großer Teil unserer Arbeit erfolgt für derzeit 35 Partnerbetriebe, wobei wir das Bestellwesen über Internet abwickeln. Mein Großvater hat das Stammhaus 1950 gebaut, somit sind wir bereits in der dritten Generation Schuhmacher.

Zum Erfolg von Hannes Stockinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Die Basis jeglichen Erfolges ist eine hundertprozentige Identifikation mit der Arbeit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, das Firmenwachstum ist befriedigend und die Zahlen stimmen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Konsequenz, Ehrgeiz und Entscheidungsfreude.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Besonders seit der Übernahme der Geschäftsführung und der damit verbundenen Entscheidungsfreiheit.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Umstellung auf CAD 1999 hat uns um Lichtjahre weitergebracht. Der Bildschirmentwurf ist jederzeit exakt veränderbar und stabil; dadurch erfolgt auch der Materialzuschnitt schneller und sparsamer.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Kreativität ist eine wesentliche Basis für Unternehmensentscheidungen, ganz besonders in therapeutischen Zusammenhängen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich denke dabei an meinen Lehrmeister Franz Gerlinger, der mich fachlich und persönlich beeindruckte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung bedeutet für mich unter anderem die Tatsache, daß unsere Therapieschuhe vom Chefarzt der Krankenkasse Oberösterreich anerkannt werden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unsere Probleme sind einerseits mangelndes Fachpersonal und andererseits die Trägheit der Kostenträger.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als Workaholic und als pedantisch im Fach. Da wir Subaufträge auch für Fachleute ausführen, wäre der geringste Fehler höchst fatal.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir hören uns in der Branche um, ich konnte drei ältere Umschulungslehrlinge mit stark verkürzter Lehre ausbilden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die hohe Verantwortung bedingt viel Entscheidungsfreiheit. Bei uns herrscht ein familiäres Klima, mit Gleitzeit auf Vertrauensbasis und Prämien für Verbesserungsvorschläge. Wir feiern gelegentlich gemeinsam, das Unternehmen bezahlt die Weiterbildung.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Als Teamleader mit hoher sozialer Kompetenz und beruflich als Fachmann.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich werde ständig zu Seminaren eingeladen. Die Fortbildung ist in unserer Branche eine Überlebensnotwendigkeit.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll sich die Latte nicht zu hoch legen, das Handwerk wird immer einen goldenen Boden haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel besteht darin, unsere CAD-Erfahrung noch stärker nützen und mich andererseits mit 50 Jahren beruflich zurückziehen zu können.