Zur Karriere von Adolf Lehner

Was waren die wesentlichen Stationen Ihrer Karriere? Nach der beruflichen Ausbildung als Maler war ich von 1957-74 beim Circus Rebernigg und in den Wintermonaten bei der damaligen Wien-Film, Atelier Rosenhügel, als Dekorationsmaler tätig. Von 1965-70 war ich Abteilungsleiter für Dekorationsmalerei bei der privaten TV-Filmproduktion Österreichischer Tele Film tätig. Dazwischen nahm ich Schauspielunterricht bei Prof. Krauss in Wien. Von 1970-73 erfolgten zahlreiche Engagements als Schauspieler und Regieassistent unter dem Künstlernamen Andy Lehen in TV- und Filmproduktionen und Mitglied der Löwinger-Bühne mit Tourneen in Deutschland und den USA. Ab 1974 war ich 20 Jahre Sprechstallmeister und Direktionsstellvertreter im ehemaligen Österreichischen Nationalcircus Elfi Althoff-Jacobi. Im Februar 1995 verstarb Elfi Althoff-Jacobi und 1996 startete ich als Erbe zusammen mit Co-Direktorin Sissy Löwinger in die erste überaus erfolgreiche Saison. Zwei weitere Saisonen, unter meiner alleinigen Leitung, folgten und begeisterten noch mehr Besucher. Große Erfolge feierte ich 1999 mit dem völlig neuen Programm und dem zukunftsorientiertem Konzept Zirkus unter Verzicht auf Großwildtiere, denn am 15. Juli 1999 verlieh mir das Land Salzburg in Anerkennung dieser Leistung den Umweltlorbeer 1999. Das Zitat hierzu lautete: Mit dem Verzicht auf die Haltung und Präsentation von Wildtieren setzte der Circus Elfi Althoff-Jacobi einen mutigen Schritt und beweist, daß auch unter Berücksichtigung von Tier- und Artenschutz eine attraktive Programmgestaltung möglich ist.

Zum Erfolg von Adolf Lehner

Was verstehen Sie unter Erfolg? Erfolg bedeutet für mich, das Erbe weiterzuführen. Finanzieller Ertrag ist jedoch Grundvoraussetzung, um leben zu können. In unserer Branche heißt das, das sich das breite Publikum den Besuch des Zirkus leisten können muß. Das Wetter ist ebenfalls ein sehr wichtiger Faktor. Zur Zeit können wir leben, aber nicht jubeln.Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind für Ihren Job von Vorteil? Ich hatte die beste Fachausbildung in dieser Branche, die es geben kann. 20 Jahre mit Elfi Althoff-Jacobi waren die beste Lehrzeit für dieses Metier.Wie geht man mit den negativen Seiten um? Die muß man wegstecken, unabhängig davon, daß jedes negative Ereignis auch seine positiven Seiten hat. Aus der betriebswirtschaftlichen Sicht mußte ich mir einiges überlegen, z.B. gibt es ab dem Jahr 2000 eine andere Art von Tournee, um effizienter arbeiten zu können. Dies wird aber im Winter noch im Detail ausgearbeitet, denn der Winter dient dazu, um die Ideen und Visionen aufs Papier zu bringen und die Basis zur Realisierung zu legen.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus der Identifikation, die braucht jeder Unternehmer. Der Zirkus hat immer schon ums Überleben kämpfen müssen. Wie funktioniert Motivation im Zirkus? Gerade in unserem Metier muß Grundmotivation vorhanden sein, schließlich gelten beim Zirkus eigene Gesetze. Leute, die nur des Geldes wegen zum Zirkus gehen, sind nicht lang dabei. Alle Menschen, die zum Zirkus gehen, wissen, daß dies bedeutet, Arbeits- und Wohnplatz in einem zu haben und über sieben Monate ununterbrochen zusammen zu sein. Mitarbeiter in Führungspositionen müssen als Vorbild gegenüber den anderen auftreten.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Eigentlich nicht. Wenn ich sehen würde, daß die Kassa klingelt, wäre es anders. Mein größter Fehler bestand immer darin, daß ich zu viele Mitarbeiter hatte, dies wird sich im Jahr 2000 ändern. Wir haben dann ein neues Konzept und brauchen Allrounder, das heißt alle helfen überall. In Zukunft werde ich noch mehr auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte zu achten haben als bisher - dies ist ein Ziel für mich.Wie sehen Sie die Bereiche Privatleben und Beruf? Der Artist , egal ob mit Familie oder ohne, weiß, daß er sein Leben zwischen Wohnwagen und Arena verbringen wird. Zirkus bedeutet Stress: jeden dritten Tag ist Aufbruch zu einem neuen Ort. Für Nichtartisten ist so etwas kaum vorstellbar - es muß immer alles reisefertig sein. Der größte Teil der Mitarbeiter ist verheiratet, manche Ehepaare arbeiten gemeinsam im Zirkus. Die anderen, nämlich Polen und Marokkaner, haben ihre Frauen in den Heimatländern, diese haben auch die Chance 14 Tage im Jahr ihre Partner zu besuchen. Sie haben sich an diese Situation gewöhnt.