Zur Karriere von Novit Ivanovic

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte in Jugoslawien nach der Grundschule die vierjährige landwirtschaftliche Hochschule, die ich 1964 als Dipl.-Ing. abschloß. Danach absolvierte ich ein zweijähriges Postdiplomstudium für Agrarwirtschaft, das mich befähigt, einen Betrieb zu führen und auch in Österreich anerkannt wurde. Während meiner Studienzeit arbeitete ich unter anderem drei Jahre in einem Steinbruch und ein Jahr im Studentenheim als Portier, um mir die Mittel für das Studium zu erwerben. 1968 kam ich nach Österreich ohne deutsche Sprachkenntnisse, aber als Bauernkind mit der Landwirtschaft bestens vertraut. Ich begann in der Baumschule Christenson, wo ich 18 Jahre als Obergärtner tätig war. 1985 machte ich mich selbständig. Ich übernahm eine bereits bestehende Gemüsegärtnerei von einer alten Dame, die sich außerstande sah, den Betrieb weiterzuführen, und begann sofort mit der Umgestaltung der Firma in die Baumschule Alt Erlaa. Mit den Jahren kaufte ich immer wieder ein Stückchen Grund dazu, heute bewirtschafte ich acht Hektar, beschäftige 25 Mitarbeiter, davon sechs in der Baumschule und je nach Projekt 20 in der Gartengestaltung. Ich beschäftige mich mit Gartengestaltung und Baumschulen, Tätigkeiten, die ineinander übergreifen und nicht zu trennen sind. Zu meinem Kundenkreis zählen neben Privatpersonen Firmen, aber auch die Gemeinde Wien und Wohnbausiedlungen, wie die GESIBA.

Zum Erfolg von Novit Ivanovic

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Mitarbeiter pünktlich ausbezahlen und Steuern sowie Abgaben entrichten zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe alles erreicht, was ich mir als Kind erträumte. Ich unterhalte heute die größte Baumschule in Österreich, was für mich hohe Anerkennung bedeutet.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als neuntes Kind einer Bauernfamilie mußte mich meine Mutter fortgeben, damit ich zur Schule gehen konnte, in der anderen Familie mußte ich schwer arbeiten. Während der Hochschulzeit arbeitete ich auch schwer, war aber immer ein hervorragender Schüler und fühlte mich mit meinen Leistungen bestätigt. Die Hochschule schloß ich mit Auszeichnung ab.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vorbild war ein Professor für Obst- und Landschaftsbau an der jugoslawischen Hochschule, Prof. Slovic , der mit seiner nachgerade magischen Kraft, sehr viel Liebe und Verständnis allen Studenten weiter half. Er propagierte vor allem die Containerpflanzen, die ich in meiner ersten Stellung in Österreich einführte. Mein damaliger Chef finanzierte alles, und wir wurden zur besten Wiener Baumschule. Ich war als Containerpflanzenentwickler sehr bekannt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind enorm wichtig, der Betrieb ist nur so erfolgreich, weil ich fähige Mitarbeiter habe.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mit neuen Mitarbeitern gehe ich täglich zu Kunden, lasse sie eine Probezeit machen und sehe sehr bald, ob sie für meinen Betrieb geeignet sind oder nicht. Auf Zeugnisse verlasse ich mich nie. Ein neuer Mitarbeiter muß natürlich Gärtnereikenntnisse haben und vor allem von den Kunden akzeptiert werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die Motivation erfolgt nicht nur über gut Entlohnung, sondern auch durch die magische Kraft der Pflanzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben spielt sich hauptsächlich in den Wintermonaten ab, neun Monate lang arbeite ich täglich 12 bis 14 Stunden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Entscheidung für einen Beruf soll so vor sich gehen, daß der Erfolg vorauszusehen ist. Ohne Erfolg macht kein Beruf Freude. Jeder Beruf verlangt Opfer, Rückschläge müssen hingenommen werden, sollen aber nicht zur Entmutigung führen. Das Ziel muß unbeirrbar verfolgt werden. Sprachkenntnisse sind heute enorm wichtig, neben Englisch gewinnen alle Ostsprachen an Bedeutung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir keine weiteren Ziele gesteckt, denn ich bin mit dem Erreichten sehr zufrieden. Mein Sohn ist für diesen Beruf nicht geeignet, mein Betrieb soll aber einmal unter meinem Namen weitergeführt werden.