Zur Karriere von Gottfried Bergmann

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die Volks- und Hauptschule in Graz und absolvierte anschließend eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei der Firma Kirwasser am Kaiser Josef Platz. Nach zweijähriger Tätigkeit im elterlichen Betrieb, einem Lebensmittelgeschäft, beschloß ich 1968, nach Deutschland zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln und war bei der Konsumgenossenschaft Penzberg in Mittenwald in Oberbayern als Lebensmitteleinzelhandelskaufmann tätig. 1969 wechselte ich nach Kempten im Allgäu, wo damals der erste Großmarkt Kaufmarkt Feneberg eröffnet wurde. Ich war dort als stellvertretender Abteilungsleiter tätig, doch ich stellte bereits damals fest, daß der Umgang mit der Ware in Großmärkten nicht meinen Vorstellungen entsprach. Nach einem Jahr wechselte ich daher nach München-Schwabing, wo ich in einem Edeka-Laden mit angeschlossener Bäckerei als Ladenleiter beschäftigt war. 1970 bewarb ich mich bei der Firma Vorwerk als selbständiger Handelsvertreter für den Vertrieb von Staubsaugern. Diese Tätigkeit war eine wertvolle Erfahrung, denn sie verschaffte mir Selbstvertrauen und ein vernünftiges Einkommen, und bereits nach einem Jahr wurde ich zum Gruppenleiter befördert und hatte die Verantwortung für den Aufbau der Gruppe und die Einschulung der Mitarbeiter inne. Ein schweres Unglück meines Vaters zwang mich 1975 dazu, nach Österreich zurückzukehren, um das Geschäft meiner Eltern zu übernehmen. 1980 entschied ich mich für eine damals völlig neue Orientierung im Lebensmittelhandel und gründete den Bioladen Vollwertkost naturbelassen Bergmann. Ich beschaffte mir umfangreiche Informationen zu den Themen Lebensmittel und Ernährung durch Lesen, den Besuch von Seminaren im In- und Ausland, Fasten usw. 1992 wurde ich eingeladen, gemeinsam mit Herrn Matzer einen Stand auf der Grazer Messe zu betreuen. Allein in dieser einen Woche verkauften wir 34 Getreidemühlen. Auf der Messe war auch ein Käser aus Vorarlberg, der Käse zur Verkostung anbot und mir Zugang zu Vorarlberger Käsern verschaffte. 1993 beschloß ich mich auf diesem Gebiet zu spezialisieren und eröffnete die Kasalm, einen reinen Biokäsestand am Kaiser-Josef-Platz. 1994 machten wir eine Rundreise durch Österreich und drehten einen Film über biologische Käseproduktion in Österreich, den wir unseren Kunden sowie Schulen und Kindergärten zur Verfügung stellten. Mein Stand am Kaiser-Josef-Platz entwickelte sich rasant. 1999 verkaufte ich meinen Bioladen, und seither konzentriere ich mich ausschließlich auf Käse. Meine Ware kommt aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich Anfangs boten wir 20 Käsesorten, mittlerweile sind es 80, darunter zahlreiche exklusive Spezialitäten. Ich kenne von jedem Käse nicht nur den Namen, sondern weiß auch, wo er herkommt, wie der Käser heißt und wie der Käse erzeugt wurde, und der Kunde hat außerdem die Möglichkeit, jeden Käse zu kosten. Daneben haben wir mittlerweile ein sehr gutes Weinsortiment. Einmal jährlich veranstalte ich zudem mit sehr großem Erfolg einen Abend der harmonischen Genüsse, eine Verkostung von Käse und Wein im exklusiven Ambiente des Schlosses Eggenberg.

Zum Erfolg von Gottfried Bergmann

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, die Ziele, die ich habe, zu verwirklichen, ob finanziell, beruflich oder auch privat, und zwar eigenständig, ohne Mitwirkung von Kammern oder Organisationen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg waren vor allem die Tatsache, daß ich stets die beste Qualität anbiete, sowie mein großes Wissen über Herkunft und Produktion der Ware. Außerdem kann ich gut organisieren. Was auch immer benötigt wird, es gelingt mir immer, das Gewünschte zu finden, ob es ein Gailtaler Speck oder ein Almkas aus 1.800 Metern Höhe ist. Natürlich gibt es viele Nachahmer, aber ich bin ohnehin immer einen Schritt voraus.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Es gibt Leute, die mich schief anschauen, wenn ich mit meinen exklusiven Produkten komme, weil sie nur auf den Preis achten. Und dann gibt es andere, die sich schon die ganze Woche darauf freuen, bei mir einzukaufen. Samstags stehen die Leute bis zu 20 Minuten Schlange, um ihren Lieblingskäse zu bekommen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Meine Mitarbeiter müssen gute Verkäufer sein und selbst gerne Käse essen. Sie müssen sich das notwendige Know-how aneignen und dem Kunden auch vermitteln können.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich habe kein Problem mit seriösem Mitbewerb, doch es ist mir ein Anliegen, daß Konsumenten nicht verschaukelt werden, zum Beispiel, indem am Bauernmarkt Batterieeier als Freilandeier verkauft werden oder ein Händler sich als Produzent ausgibt. Da kann ich schon sehr ungehalten werden.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate den jungen Menschen, sich mit dem täglichen Essen mehr zu befassen, sich Gedanken zu machen, wie zum Beispiel Butter gemacht wird, welches Getreide und Gemüse es gibt und wo die Produkte herkommen, die sie täglich essen.

Seit 1993 regelmäßige Informationsbroschüre "Kasalmecho", "Kaszettl, Notizen zur Förderung der Käsekultur", Informationsbroschüre über gesunde Ernährung und Makrobiotik, "Umweltkompaß Liebenau", 1989.