Zur Karriere von Judith Novotny

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich legte 1992 am Bundesgymnasium in Baden die Matura mit Auszeichnung ab. Anschließend absolvierte ich bis 1994 das Kolleg für Innenausbau und Möbelbau an der HTL Mödling. Ursprünglich wollte ich eine Tischlerlehre machen, habe mich - auch auf Anraten meines Vaters - schließlich für die zweijährige Ausbildungsmöglichkeit in Mödling entschlossen. Aufgrund meiner ausgezeichneten Matura schaffte ich das doch recht strenge Aufnahmeverfahren, es wurden nur 30 von ca. 200 Bewerbern aufgenommen. Das Kolleg war zeitintensiv, aber heute bin ich froh, diese kurze und prägnante Ausbildung gemacht zu haben. So hatte ich eine gute Ausgangsbasis für meinen weiteren Werdegang. Im Sommer 1994 absolvierte ich ein Pflichtpraktikum bei Inter Gastro Design in Zürich, eine Firma, die auf Einrichtung von Gastronomie- und Hotelbetrieben spezialisiert ist. Ganz ehrlich: Ich habe damals einfach das Telefonbuch durchforstet und etliche Initativbewerbungen ausgeschickt. Meine Aufgabenbereiche bei Inter Gastro Design waren Entwurf, Design und Ausführungsplanung für diverse Hotels, und die Geschäftsleitung war mit meiner Arbeit so zufrieden, daß man mir eine fixe Stelle anbot. Nach Abschluß der Ausbildung ging ich dann nach Zürich, wo ich eine Arbeitsbewilligung für 16 Monate erhielt . Auf meine Anfrage hin vermittelte mir mein damaliger Chef einen Job im Innenarchitekturbüro Merchant/Thornhill in Los Angeles. Ohne weitere Hilfestellung organisierte ich meinen Aufenthalt und begann im Juni 1996 in Amerika zu arbeiten. Zunächst übertrug man mir nur kleinere Bürotätigkeiten und Aushilfsarbeiten, doch als die Firma den Designauftrag für das Disney Sea Hotel in Tokyo erhielt, sah ich meine Chance, meine inhaltlichen Qualitäten zu zeigen. Walt Disney Imagineering akzeptierte keine Handzeichnungen, sondern forderte sämtliche Entwürfe mittels CAD, eines einschlägigen Computerprogrammes. Kurzerhand ließ ich mir von einem Kollegen dieses Programm beibringen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Ich durfte ab diesem Zeitpunkt intensiv an diesem Projekt mitarbeiten - auch wenn das bedeutete, 60 bis 80 Arbeitsstunden pro Woche zu arbeiten. Ich habe in diesen zwei Jahren in Amerika ein Optimum an Erfahrung für mich herausgeholt. Trotzdem sah ich meine berufliche Zukunft nicht in den USA und kehrte im Februar 1998 nach Österreich zurück. Zurück in der Heimat, half ich kurzfristig bei einer Tischlerei in Baden als technische Zeichnerin aus, ehe ich im Juli 1998 zur Tischlerei Pehaim & Moser GmbH in Persenbeug wechselte. Dort war ich ein Jahr lang in den Bereichen Ausführungs- und Detailplanung sowie Ausschreibungen tätig. Aufgrund einer Fusionierung kam es zu Änderungen in der Firmenstruktur, mit denen ich mich nicht so recht anfreunden konnte. Im Sommer 1999 bewarb ich mich bei der Ilbau GmbH, der heutigen STRABAG, wo ich als Innenarchitektin an internationalen Großprojekten mitarbeitete. Besonders stolz bin ich darauf, an folgenden Projekten maßgeblich beteiligt gewesen zu sein: Marriott Grand Hotel Bukarest, Hotel Schloß Seefels und Kempinski Grand Hotel in St. Moritz. Da ich bei der STRABAG relativ wenig Unterstützung erhielt und eher alleine vor mich hinarbeitete, nahm ich im Juli 2002 ein Angebot meines jetzigen Geschäftspartners an, für die Soravia-Gruppe am Hilton Vienna Stadtpark zu arbeiten. Im März 2003 entstand schließlich die IDM, Interior Design Management GmbH, bei der ich seit Gründung Teilhaberin und Prokuristin bin.

Zum Erfolg von Judith Novotny

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich gehe in meinem Beruf vollkommen auf, und es ist mir persönlich wichtig, meine Arbeit so zu erledigen, daß vor allem die Auftraggeber, Kollegen und auch ich selbst mit der Arbeit zu 100 Prozent zufrieden sein können. Das, und etwas Greifbares zu schaffen, bedeutet für mich Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit meiner bisherigen Arbeit, mit dem, was ich erreicht habe, zufrieden, aber ich sehe mich noch lange nicht am Gipfel des Erfolges. Ich bin kein Mensch, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich war immer aktiv und habe ausgelotet, wo es interessante Aufgaben gibt. In Amerika mußte ich eine Zeitlang Blaupausen anfertigen, auch dafür war ich mir nie zu schade. Man muß sich in jeder Arbeit zurechtfinden können, das Positive daran suchen und seinen Job möglichst perfekt erledigen. Wirklich ausschlaggebend ist aber, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und sich auf das zu konzentrieren, was man kann. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, man muß einfach das richtige Auftreten haben und wissen, wie man mit den Leuten umgeht, dann steht einem auch als Frau eine Karriere offen. Vielleicht geht eine Frau anders an Probleme heran als ein Mann, aber mit Feingefühl und einem gewissen Maß an Charme bin ich immer gut gefahren. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Natürlich sammelt man gerade in dieser Branche sehr viele Ideen, sei es aus Prospekten, Magazinen oder Katalogen. Das sind aber nur Anregungen, die wir weiterentwickeln und abändern. Mit bloßen Imitationen wird man als Innenarchitekt nicht weit kommen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wie ich oben erwähnt habe, hat mich mein Schweizer Chef an ein Büro in Los Angeles weitervermittelt, weil er außerordentlich zufrieden mit mir war; ein ehemaliger Arbeitgeber sagte mir einmal: Wenn wir dich doch nur behalten hätten! An diesen Beispielen wird berufliche Anerkennung für mich konkret greifbar. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ungelöste Probleme gibt es eigentlich nicht. Lediglich der Konkurrenzkampf ist in unserem Bereich sehr groß, sodaß jede Ausschreibung, jeder Auftrag heiß umkämpft ist. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind gute Trouble-Shooter und können aufgrund unserer Kontakte und vieler Experten in unserem Pool rasch und flexibel reagieren. Unsere Mitarbeiter sind äußerst engagiert; wenn ein Projekt das erfordert, sitzen wir auch bis zwei Uhr früh im Büro.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Seit der Geburt meiner ersten Tochter arbeite ich in stark reduzierter Stundenanzahl vorwiegend von zu Hause aus. Ein Tag in der Woche ist für die Arbeit vorgesehen - da sind die Kinder bei der Oma -, und alles, was darüber hinaus nötig ist, wird abends, wenn die Kinder im Bett sind, erledigt. Es ist zwar oft schwierig, sich nach einem voll ausgefüllten Tag am Abend noch auf die Arbeit zu konzentrieren, aber grundsätzlich mache ich es sehr gerne, und es ist für mich eine willkommene Abwechslung.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich kann einem jungen Menschen nur raten, strebsam zu sein und selbst aktiv zu werden. Es ist zuwenig, sich auf Beziehungen und Kontakte zu verlassen. Augen offenhalten und vieles ausprobieren!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte am Ball bleiben und, sobald meine jüngste Tochter in den Kindergarten geht, auch wieder mehr arbeiten. Trotzdem stehen meine Kinder und die Familie für mich an erster Stelle, sie sollen nicht zu kurz kommen. Daher werde ich weiterhin hauptsächlich von zu Hause aus arbeiten und vorerst nicht mehr an vorderster Front aktiv sein.
Ihr Lebensmotto?
Carpe diem und: No risk, no fun!