Zur Karriere von Badih Sinno

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Bis zu meinem 15. Lebensjahr besuchte ich die Pflichtschule in Beirut und begann dann Mitte 1957 bei meinem Vater zu arbeiten, der selbständig einen Holzhandel führte. Der Holzhandel ist in unserer Familie Tradition, bereits der Großvater meines Vaters war Holzhändler. Ich erledigte in der kleinen Holzhandlung meines Vaters sämtliche Arbeiten, von Reinigungsarbeiten bis zum Verkauf. Mein Einstieg ins Berufsleben war also mit harter Arbeit verbunden. 1970 übernahm ich das Geschäft meines Vaters und gründete meine eigene Holzhandlung, die ich parallel zum Geschäft meines Vaters führte. Ich beschäftigte meine drei Brüder, einer arbeitete statt meines Vaters in dessen Geschäft, die beiden anderen nahm ich in meinem Holzhandel auf. Ich begann mein Geschäft mit zwölf Mitarbeitern, und bereits nach fünf Jahren, also 1975, beschäftigte ich über 350 Mitarbeiter. Meine Holzhandlung in Beirut verfügte über ein Lager mit einer Fläche von über 60.000 Quadratmetern, 1972 gründete ich weiters eine Firma in Saudi-Arabien. Als im Jahre 1975 der Bürgerkrieg im Libanon ausbrach, flüchtete ich nach Wien. Ich kam im August hier an, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Meine Wahl fiel auf Österreich, weil dies ein Land mit großem Holzbestand ist. Als ich mich nach einem Rechtsanwalt erkundigte, wurde mir Dr. Allmayer-Beck empfohlen, an den ich mich sofort wandte. Auf Englisch erkundigte ich mich nach den gesetzlichen Bestimmungen und traf auf seine Empfehlung einen Holzhändler nach dem anderen. Ich exportierte von Gmunden aus erstmals Holz nach Saudi-Arabien an meine Firma. 1976 trat ich dem Verband ländlicher Genossenschaften bei, der an meiner Mitarbeit sehr interessiert war und mir mietfrei ein Büro in der Wiener Innenstadt zur Verfügung stellte. Ich gründete die Firma Attco und arbeitete drei Jahre allein mit einer Sekretärin. 1979 bezog ich ein Büro in der Ungargasse im dritten Wiener Gemeindebezirk, von wo aus ich den Status eines der größten Holzimporteure bzw. -exporteure in ganz Österreich erlangte. Mein Umsatz betrug jährlich über 300 Millionen Schilling. Ich kaufte Holz aus Österreich, Schweden, Amerika und Afrika und exportierte dieses in die arabischen Länder. Seit 1982 führt mein Bruder die Firma in Saudi-Arabien, zuvor hatte ich noch zwei weitere Filialen im Land gegründet. Alle arabischen Länder wurden von mir beliefert. Zu 90 Prozent wurde das Holz über den Hafen von Rijeka verschifft. Als 1985 eine Krise im Holzhandel erfolgte, reduzierte ich meine Aktivitäten in diesem Bereich, da die Situation gefährlich wurde, und engagierte mich verstärkt in der Gastronomie. 1986 übernahm ich den Scotch Club und investierte über 22 Millionen Schilling in seinen Umbau zu einer Nobel-Cafeteria bzw. Disco und Restaurant. 1999 kam die Sinno GmbH dazu, die aus dem Francos Club entstand, in welchem der berühmte Franco Adolfo sang. Als dieser schwer erkrankte, übernahm ich 2005 den Club, den ich in Mirage umbenannte. 2006 gründete ich das La Piazza Ristorante, das ich ebenfalls unter Einsatz hoher finanzieller Mittel umbaute. Ich fungiere als geschäftsführender Gesellschafter des Ristorante. Mein Sohn Badredin übernahm im Jahre 2005 die Geschäftsführung von Attco und auch jene des Scotch Clubs, und 2007 soll er hier auch Gesellschafter werden.

Zum Erfolg von Badih Sinno

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Jeder Mensch, der Engagement an den Tag legt, wird Erfolg haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Das Glück kam öfter zu mir, und ich vermochte es jedesmal festzuhalten. Ich kam mittellos nach Österreich und vertraute auf mein Glück und meine Persönlichkeit. Nun bin ich in der ganzen Welt als Sinno Attco bekannt. Ein Mann aus Saudi-Arabien borgte mir zunächst 700.000 Dollar, später noch einmal 300.000. Er besaß eine Bank, kannte mich und verlangte keinerlei Garantien von mir. Durch meine Aktivitäten konnte er 100 Prozent Gewinn verzeichnen. Ich konnte ihn sofort beliefern, wohingegen er in anderen Fällen mindestens ein Jahr lang auf Lieferungen warten mußte. Leider wurde ich 1980 von Piraten bestohlen, die sämtliche Schiffsladungen in Saudi-Arabien verkauften und die Schiffe versenkten. So verlor ich an einem Tag drei Schiffe. Mit meinen Leuten fand ich per Hubschrauber ein Schiff in der Bucht von Griechenland und eines in Larnaka/Zypern. Das dritte Schiff fanden wir im Libanon, leider war die Ladung schon gelöscht. Ich hatte jedoch als einziger Erfolg gegen die Piraten. Ich stattete die drei Schiffe mit einer neuen Crew aus und übergab alle Informationen an die Polizei und Interpol. Seit dieser Zeit war es aus mit der Piraterie.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich stehe stets zu meinem Wort und habe noch nie ein Versprechen gebrochen. Meine Verläßlichkeit hat zu meinem Erfolg geführt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau mußte akzeptieren, daß mein Geschäft immer an erster Stelle kam. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der Wille zur Arbeit und völlige Hingabe zum Beruf sind ausschlaggebend, um erfolgreich zu sein. Interesse setze ich voraus. Schule und Universität vermitteln nur einen kleinen Bruchteil von jenen Kompetenzen, die im Berufsleben tatsächlich gefragt sind. Meines Erachtens ersetzen in den meisten Fällen sechs Monate praktische Arbeit zehn Jahre Studium an der Universität. Natürlich ist für Berufe wie Rechtsanwalt oder Arzt ein Studium unerläßlich. Ein Handwerk zu erlernen ist immer eine gute Sache; seinen Verstand muß man bei allen Berufen einsetzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Seit Mitte 2006 bin ich in Pension und habe die Geschäftsführung meinem Sohn Badredin übergeben. Ich hoffe, daß bis 2007 ein großes internationales Projekt in der Holzbranche konkrete Formen angenommen hat.
Ihr Lebensmotto?
Wenn ich nicht arbeite, bin ich tot.