Zur Karriere von Helmut Fritsche

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Bereits während der Handelsakademie arbeitete ich in den Ferien bei der Hilcona AG in Schaan als einfacher Hilfsarbeiter. Nach meiner Matura suchte das Unternehmen einen neuen Vorarbeiter, wofür man mich ins Auge gefaßt hatte. Da mich die Stelle allerdings nicht interessierte, bot man mir eine Anstellung als Programmierer an, und so kam ich im Jahr 1978 zur EDV. Ganz allein in einer Abteilung und ohne jegliche Hilfe brachte ich mir selbst das Wesen des Programmierens bei. Nach anderthalb Jahren wechselte ich zum Schweizer Betrieb NCR, wo ich ebenfalls einer Programmiertätigkeit nachging. 1982 machte ich mich schließlich selbständig. Die Arbeit und die Aufträge erteilte mir nach wie vor die NCR - mit dem Unterschied, daß ich seither mein eigenes Gewerbe betreibe. 1988 erhielt ich den Großauftrag, für die NCR ein Programmpaket zu entwickeln, das an deren Kunden weiterverkauft werden sollte. Dies war eine äußerst riskante Angelegenheit, da ein Fertigstellungstermin aufgesetzt wurde, der absolut unrealistisch war, und ich ausschließlich am Umsatz des Produktes beteiligt war. Es dauerte mindestens anderthalb Jahre bis das Produkt zum Verkauf stand. In dieser Zeit verdiente ich keinen Groschen Geld und war zusätzlich für einen Mitarbeiter verantwortlich, den ich währenddessen beschäftigte. Nach der Fertigstellung wurde ich allerdings für meine Mühen belohnt - das Produkt verkaufte sich höchst erfolgreich. Schließlich wurde die NCR von einem amerikanischen Unternehmen aufgekauft, wodurch es einige strategische Änderungen gab. Ich wurde Opfer des enormen Mitarbeiterabbaus und machte mich gemeinsam mit zwei Kollegen mit der Gründung eines Unternehmens mit 30 Mitarbeitern und Standorten in Zürich, St. Gallen und Bern selbständig. Ich bemerkte rasch, daß die Leitung eines Unternehmens nicht zu meinen Steckenpferden zählte. Mir liegt es vielmehr, im stillen Kämmerlein neue Lösungen zu entwickeln. Im Jahr 2000 trennte ich mich vom Unternehmen, kontaktierte drei ehemalige Kundschaften und begann erneut für sie zu arbeiten. Heute entwickle ich für diese Kunden Softwarelösungen im Handels- und Industriebereich mit Schwerpunkt Logistik, insbesondere Lagerführung. Ich bin absolut glücklich und könnte mir gar nicht vorstellen, wie meine Situation sich noch verbessern könnte. Ich arbeite auf Regie, habe kaum Termine und kann mir meine Zeit völlig frei einteilen. Mir wird nichts vorgeschrieben, und ich kann all meine Ideen einbringen und umsetzen. Ich ziehe auch große Projekte, an denen ich zwei Jahre arbeite, völlig alleine durch. Wichtig ist nur, daß ich die Arbeit termingerecht abliefere.

Zum Erfolg von Helmut Fritsche

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich empfinde mich als sehr glücklich und zufrieden und darum als höchst erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Erst muß man für sich herausfinden, was einem wichtig ist und woran man Spaß hat. Dann erfordert es Durchsetzungskraft, seine Ziele zu realisieren und zu verteidigen. Ich war immer ehrlich zu mir selbst und ging der Tätigkeit nach, die mir Spaß bereitete. Ein gewisses Quentchen Glück trug ebenso zu meinem Erfolg bei. Schließlich geriet ich durch einen Zufall in die EDV-Branche. Seit ich denken kann, hegte ich den Wunsch, eine Familie zu gründen. Ich heiratete sehr jung und wurde bereits im Alter von 22 Jahren Vater. Ich liebe meine Frau über alles, wir haben eine wunderschöne Ehe und sind mittlerweile seit mehr als 25 Jahren glücklich verheiratet.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich beginne jeden Arbeitstag, indem ich mir überlege, welcher Tätigkeit ich heute nachgehen möchte. In Streßsituationen finde ich in meiner Familie den nötigen Ausgleich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ausschließlich Originalität. Zuerst muß man sich selbst erkennen und herausfinden, was man machen will. Dann muß man dazu stehen und seinen Weg gehen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Kunden, mit denen eine wunderbare Zusammenarbeit entstand. Manche von ihnen betreue ich nun schon seit 30 Jahren, und diese Beziehungen gleichen mittlerweile mehr Freundschaften als Geschäftsbeziehungen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Nur die wenigsten verstehen meine Arbeit, darum finde ich meine Anerkennung bei meinen Kunden, die mit meinen Programmen ihre Arbeit abwickeln können.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Mir liegt das abstrakte, kreative Denken, das für die Entwicklung von individuellen, maßgeschneiderten Softwarelösungen erforderlich ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Büro ist zu Hause, und dadurch lassen sich beide Bereiche wunderbar miteinander vereinbaren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Seid ehrlich zu euch selbst und geht einer Tätigkeit nach, an der ihr Spaß habt. Setzt euch Ziele und verfolgt diese konsequent. So kommt jeder dahin, wo er will.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte das Erschaffene aufrecht erhalten und das Leben an sich noch mehr genießen.