Zur Karriere von Ulrike Schelander

Was war für Ihren Werdegang wesentlich? Wesentlich war, daß meine Mutter berufstätig war und mir als Vorbild diente. Meine Familie betrieb ein zahntechnisches Labor und meine Mutter organisierte die Infrastruktur. Die Eltern unterstützten mich während des Studiums und das war für mich sehr wichtig. Ich studierte evangelische Theologie in München, Wien, Edinburgh und Tübingen. Das Studium war sehr umfassend und diente als Grundlage für eine profunde Allgemeinbildung. Nach dem Studium bildete ich mich zur evangelischen Pfarrerin aus und als ich 1987 fertig war, mußten wir aus beruflichen Gründen meines Mannes nach Wien übersiedeln. Meine Töchter waren damals schon auf der Welt und ich blieb zwei Jahre in Karenz. Wichtig für meine Persönlichkeitsentwicklung war die Ausbildung in Gesprächstherapie bei der Arbeitsgemeinschaft für personenzentrierte Gesprächsführung (1989-91) - auch von großer Bedeutung für meine jetzige Position war der Lehrgang für Sozialmanagement, den ich am Institut für Personal- und Organisationsentwicklung in Wirtschaft und Verwaltung der Universität Linz absolvierte. Eine wesentliche Station in meinem Werdegang war die Tätigkeit als Krankenhausseelsorgerin im Rahmen eines psychosozialen Projektes am Orthopädischen Spital Gersthof, wo ich sehr viel lernte. Danach baute ich Gruppenkurse für Kurgäste im Kurhotel Salzerbach auf, die ich auch leitete. Parallel dazu leistete ich Beiträge zum Thema Religion beim ORF/Studio Wien. Als ich hörte, daß man Führungskräfte für die Caritas sucht, bewarb ich mich. Wichtig war daß mich mein Mann immer unterstützt und fördert, ohne ihn hätte ich das alles nicht erreichen können. Er teilt mit mir alle Aufgaben, war und ist immer für mich da. Bei der Caritas blieb ich vier Jahre (1991-95), wo ich die Abteilung Zuhause alt werden aufbaute. Ich begann bei Null und 1995 hatte ich bereits 55 Mitarbeiterinnen, die in den Bereich Heimhilfe, medizinische Hauskrankenpflege, Besuchsdienst und Notruftelefon beschäftigt waren. Dann bekam ich die Anfrage, ob ich nicht die Geschäftsführung von Greenpeace Österreich übernehmen möchte - das war für mich Liebe auf den ersten Blick , was mir in meiner alltäglichen Tätigkeit sehr hilft. Ich bin stolz in einer internationalen Organisation arbeiten zu dürfen.

Zum Erfolg von Ulrike Schelander

Was ist der Schlüssel zu Ihrem Erfolg? Mein Wille als Frau unabhängig zu sein. Als ich im Orthopädischen Spital arbeitete, investierte ich mein Geld in unsere Kinder. Ich bin eine starke Frau und stehe Durststrecken gut durch. Mir war bewußt, daß wenn ich Familie und Beruf unter einen Hut bringen will, ich auf andere Dinge verzichten muß. Erst jetzt wo die Kinder schon größer sind kann ich mich mehr meinen Hobbies widmen. Ich betreibe auch regelmäßig Coaching, wo ich alle meine Probleme besprechen kann, und das ist auch für meinen Erfolg sehr wichtig.Was bedeutet für Sie Erfolg? Erfolg bedeutet für mich, daß ich meine Stärken und Schwächen erkannt habe und eine Tätigkeit ausübe, die mir Spaß macht. Mein Erfolg ist ein Teamerfolg und es ist wichtig, daß ich Menschen führen kann.Wie gehen Sie mit Mitarbeitern um? Nach den drei Haltungen von Psychotherapeut Carl Rogers: Verstehen, Wertschätzen und Ehrlich sein. Wichtig ist auch Offenheit und die Gabe, den Erfolg des anderen zu akzeptieren und wertzuschätzen. Wenn jemand etwas geleistet hat, sage ich denjenigen, daß ich das als seinen persönlichen Erfolg anerkenne.Was wäre für Sie ein Mißerfolg? Wenn ich mit mir nicht stimmit wäre.Wie gehen Sie mit Problemen um? Ich versuche an die Sache emotionslos zu gehen, die Meinungen von anderen anzuhören, zu verstehen, wertzuschätzen und die Diskussion nicht zu führen, sonder eher zu moderieren. Ich versuche Konfliktsituationen so zu lösen, daß sich niemand beleidigt fühlt und daß es keine Verlierer und Gewinner, sondern nur Partner gibt. Für mich ist ein Problem eine Herausforderung - was mache ich, daß es besser wird.
Wie erfahren Sie Anerkennung?
Dadurch daß der Vorstand mich unterstützt und fördert, und daß mich meine Mitarbeiter akzeptieren. Man erkennt auch auf internationaler Ebene, daß ich in den drei Jahren meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin von Greenpeace viel erreicht habe. 1997 wurde ich bei der Wahl zur Frau des Jahres nach Vera Russwurm und Bundesministerin Dr. Christa Krammer dritte.Ihre Botschaft an die Jugend? Flexibilität in der Ausbildung, Weiterbildung, die Erkenntnis: Wer bin ich, was kann ich?, Optimismus, Humor, der hilft viele Sachen von einer anderen Seite zu betrachten und Energie für die erfolgreiche Tätigkeit zu tanken.