Zur Karriere von Thomas Christian

Was war für Ihren Werdegang wesentlich? Zufall und Glück. Meine Eltern waren zwar nicht unmusikalisch, hatten aber mit Musik nichts zu tun. Mein Bruder äußerte nach einem Besuch beim Schubert-Quintett den Wunsch, Geige zu lernen. Sein Wunsch ging in Erfüllung und da ich ihn immer nachahmte, hatte ich bald den selben Wunsch. Ich insistierte so lange, daß man mich mit sieben Jahren einem Lehrer zeigte, der nach Besichtigung meiner Hände meinte, daß ich Geiger werden müsse. Es war für mich sehr wichtig einen guten Lehrer zu haben, weil er es verstand, mir die Richtlininen vorzugeben und mir dabei die Spielfreude nicht zu verderben. Ein Jahr später trat ich zum ersten Mal öffentlich auf. Außer Talent spielten dabei Fleiß und Konsequenz eine große Rolle. Mit elf Jahren gewann ich den österreichischen Geigewettbewerb. Ich bildete mich konsequent weiter und erfreute mich meines nächsten Lehrers, der die Gabe besaß, Musik verbal erklären zu können. Meine weiteren Studien absolvierte ich bei dem New Yorker Violinpädagogen Theodor Pashkus und bei Jasha Heifetz in Los Angeles. Heifetz erklärte die Musik nie, er spielte vor und ich bewunderte ihn, wie er mit sehr ökonomischen Bewegungen das größtmögliche Resultat erreichte. Ich begann sehr früh zu unterrichten, weil es für mich ein Anliegen war das Erlernte weiterzugeben. Meine Synthese aus verschiedenen Lehrmethoden besteht sowohl aus Erklärungen, als auch aus dem Vorspielen. Mein großes Debüt auf der Bühne hatte ich mit 19 Jahren, als ich das erste Violinkonzert in D-Dur von Paganini in der New Yorker Carnegi Hall spielte. Seither konzertiere ich als Solist in fast allen Ländern Europas, den Vereinigten Staaten und Asien. Ich gründete das Wiener Streichquintett, welches seit 1986 in Europa, Südamerika und Japan konzertiert. Zwölf Jahre lang leitete ich das Kammermusikfest auf Schloß Tillysburg bei St. Florian in Oberösterreich, bei welchem international renommierte Musiker und namhafte Schauspieler aufgetreten sind.

Zum Erfolg von Thomas Christian

Was bedeutet für Sie Erfolg? Erfolg heißt nicht primär daß ich beklatscht werde, das ist für mich eine willkommene Streichelei. Primär ist, ob eine Botschaft rüberkommt - einem Künstler ist eine Mediumsposition zugedacht. Man nimmt die Musik auf und man gibt sie weiter. Ich brauche ein Podium, nicht weil ich überheblich bin, sondern weil ich glaube, daß die Musik von oben kommen muß.Ihr größtes Erfolgserlebnis? Daß es mir gelingt, die konzertante und pädagogische Tätigkeit zu verbinden und in beiden zu guten Ergebnissen zu kommen. Welche Art der Anerkennung ist für Sie die wichtigste? Wenn meine Geradlinigkeit und Wahrheit von anderen Menschen akzeptiert werden.
Ihre Ziele?
Meinen nicht zu bequemen Weg weiterzugehen.Wie meinen Sie das? Ich meine, daß ich nicht nur die Werke, die allgemein bekannt sind spiele, sondern ständig auf der Suche nach den verborgenen Schätzen bin. Es gibt viele Komponisten die am Rande des großen Geschehens im Verborgenen wirkten und total vergessen sind, und ich empfinde es als meine künstlerische Pflicht die Werke dieser Musiker den Menschen zugänglich zu machen. Ich flechte Sie in meine Programme ein und bespiele mit ihnen CD´s. Ich kann mir mein Leben ohne Kammermusik nicht vorstellen und habe vor, mich auch in Zukunft intensiv damit zu beschäftigen.Wer hat Sie geprägt? Da gibt es einige. Für meine Entscheidung Berufsgeiger zu werden, war der russische Geiger Leonik Kogan bestimmend. Ich war mit Oskar Werner befreundet und zähle ihn zu meinen Lehrern, weil er mir Musik über die Sprache beibrachte. Er saß oft bei mir in der Wohnung und hörte zu, wie ich übte und nach neuen Interpretationen von Werken suchte. Plötzlich rezitierte er ein Gedicht und mir wurde klar, daß das der Inhalt ist, nach dem ich suchte und den ich in Töne wiedergab.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Aus meinem Beruf, wenn ich den Sinn meiner Tätigkeit besonders klar erkenne, und das geschieht dann, wenn das Umfeld sitmmt. Kraftquelle ist für mich meine Freizeit, die ich mit meinen Hobbies und der Natur verbringe.