Zur Karriere von Roswitha Bachner

Wie war Ihr Werdegang?
Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, bin am Land aufgewachsen, und da wir vier Kinder waren, lernte ich früh, selbständig zu agieren. Ich habe geheiratet, zeitig ein Kind bekommen und bin aus dem Elternhaus ausgezogen. Meine Friseurlehre mußte ich abbrechen, da meine Tochter Sabina zur Welt kam. 1972 zog ich mit meinem Mann und meiner Tochter nach Wien, wo ich als Bedienerin arbeitete, um unser Familienbudget zu erhöhen. Mein Mann war damals am Anfang seiner Karriere bei der Exekutive und wir haben sehr wenig Geld gehabt. 1975 begann ich im Kuratorium der Wiener Pensionistenheime als Reinigungsaufsicht zu arbeiten und bin bei der Betriebsratswahl im gleichen Jahr gewählt worden. Von 1978-1980 besuchte ich die Gewerkschaftsschule, wurde 1980 als Vorsitzender des Zentralbetriebes gewählt. In dieser Funktion besuchte ich sehr viele Kurse und nahm jede Möglichkeit zur Weiterbildung wahr. 1987 wurde ich Sektionsvorsitzende der Sektion Heime, Heimhelferinnen und Hausangestellte. Beim Gewerkschaftstag im April 1987 wurde ich als Vorsitzende Stellvertreterin in das Präsidium der Gewerkschaft HGPD gewählt. In den zwölf Jahren als Zentralbetriebsratsvorsitzende übernahm ich auch noch viele andere Funktionen. Um nur einige aufzuzählen: Frauenvorsitzende, Laienrichter und Versicherungsvertreter der WGKK. 1992 wurde ich Sektionssekretärin bei der Gewerkschaft - HGPD und beim Gewerkschaftstag. 1995 wurde ich zur Zentralsekretärin bestellt.

Zum Erfolg von Roswitha Bachner

Was bedeutet für Sie Erfolg? Das ist eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. Man kann meinen beruflichen Aufstieg von der Reinigungsaufsicht zu einer Gewerkschaftsfunktionärin als Erfolg definieren. Mir geht es aber in erster Linie um die Inhalte, und ich empfinde es als Erfolg, wenn es mir gelingt, die Situation der Arbeitnehmer zu verbessern. Erfolg heißt auch Anerkennung. Meine Bestellung zur Zentralsekretärin wurde einstimmig im Präsidium beschlossen, obwohl ursprünglich ein Mann für diese Position vorgesehen war. In den vergangenen Jahren haben wir viele Erfolge erzielt, was beim letzten Gewerkschaftstag bestätigt wurde. Für mich ist es ein Erfolg, daß meine Funktion in Sachen Personalpolitik durch eine gerechte und korrekte Art von der Belegschaft und den Funktionären anerkannt wird.Ihr Schlüssel zum Erfolg? Für die Menschen immer da und bereit zu sein, immer zuzuhören, Entscheidungen zu treffen und Probleme nicht hinauszuzögern. Wichtig ist, Vertrauen gewinnen, um die Menschen besser zu verstehen. Ich habe eine offene Art und, wenn mir etwas nicht paßt, versuche ich, es sofort zu klären. Wenn die Sache erledigt ist, bin ich nicht nachtragend. Ich entschuldige mich für meine Fehlentscheidungen und bin bereit, meine Fehler zu korrigieren.Was ist für Sie eine Niederlage? Das vorgegebene Ziel nicht erreicht zu haben. Wenn so etwas passiert, bin ich kurz enttäuscht und suche dann nach einem anderen Weg, um es zu erreichen.Was bedeutet für Sie die Familie? Ich lebe nicht nur für den Beruf, mein Privatleben ist mir sehr wichtig. Ich habe eine harmonische Ehe, die besten Beziehungen zu meiner Tochter und zu den Enkelkindern. Es war nicht immer einfach, den Beruf mit der Familie in Einklang zu bringen und ich bin froh, daß mein Mann doch mein berufliches Engagement erkannt und akzeptiert hat. Jetzt ist er stolz auf mich und unterstützt mich in jeder Art und Weise. Ich bin sehr gern zu Hause, gehe nur dann zu Veranstaltungen, wenn es für mich beruflich von Bedeutung ist, und versuche, mehr Zeit mit meinem Mann zu verbringen.Woraus schöpfen Sie Kraft? Aus meinem Naturell, ich bin körperlich und geistig relativ zäh, aus dem Privatleben, aus der Natur, aus einem positiven, sozialen Umfeld.