Zur Karriere von Gertraude Lechner
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule absolvierte ich eine kaufmännische Lehre in Wien und wechselte anschließend zur Österreichischen Dentistenkammer, wo ich bis zur Geburt meines ersten Kindes sieben Jahre lang in der Verrechnung tätig war. Mein zweites Kind brachte ich 17 Monate später zur Welt, somit war ich als Hausfrau und Mutter für sie da, bis sie in den Kindergarten gehen konnten. Da ich sehr an meinem Beruf hing, suchte ich wieder nach einer Betätigung und war im Buchverlag Berger tätig. Weil meine Kinder aber schlecht betreut wurden und zudem ständig krank waren, gab ich diese Tätigkeit nach vier Monaten wieder auf und kehrte im Bewußtsein, später wieder im Beruf Fuß zu fassen, gezwungenermaßen wieder „an den Herd“ zurück. Als mein Sohn in die Volksschule kam und ich für meine Tochter einen Platz im städtischen Kindergarten bekam, nahm ich einen Halbtagsjob an und arbeitete als „Mädchen für alles“ in einem kleinen Gewerbebetrieb. Nach drei Jahren wurde die Firma verkauft (meine Chefin lag erschossen von ihrem eifersüchtigen Freund am Boden, als ich eines Tages ins Geschäft kam) und ich wickelte mit dem Nachlaßverwalter noch alles Nötige ab. Das Arbeitsamt teilte mir damals mit, daß ich mir als Mutter von zwei Kindern, die halbtags arbeiten möchte, den Samstagskurier kaufen solle – man würde mir die Daumen halten. In der Folge (ich hielt mich sozusagen an diesen Rat) fand ich eine winzige Wortanzeige dieses Unternehmens, wo ich nunmehr seit 22 Jahren tätig bin. Da ich mich hier wohlfühlte, machte es mir bald nichts mehr aus, daß ich eine nicht sehr interessante Tätigkeit verrichtete – ein wesentlicher Schritt zum Erfolg war das Gefühl, daß es mir wichtiger war, für wen ich die Arbeit mache und nicht sosehr, welche. Als die EDV in die Firma Einzug hielt, dachte ich zunächst an Kündigung, weil ich glaubte, diesen Bereich niemals erlernen zu können; allerdings bot mir der zuständige Kollege an, ihn jederzeit fragen zu können – was ich auch tat. In der Folge wurde ich zu Kollegen gerufen, die ein Problem hatten und erhielt auch vom Nachfolger des EDV-Leiters die Administrationsberechtigung. Als sich dieser junge Mann beruflich verändern wollte, arbeitete ich eng mit dessen Nachfolgerin, einer Informatik-Absolventin, zusammen, von der ich ebenfalls sehr viel lernen konnte. Schließlich übernahm ich ihre Tätigkeit, als sie in Karenz ging – mit meinem damaligen Wissenstand war das eine sehr mutige Entscheidung. Heute bin ich als IT-Coordinator für die österreichische Datenbank des Unternehmens verantwortlich und fungiere als Ansprechpartnerin vor Ort für unsere Outsourcing-Firma, die die EDV übernommen hat, da meine Kollegin ein zweites Kind zur Welt brachte, ohne wirklich aus der ersten Karenz zurückzukehren. Heute wenden sich nicht nur österreichische, sondern auch unsere internationalen Anwender an mich, wenn es ein Problem gibt.