Zur Karriere von Eva Klemmer-Stichauner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule besuchte ich die Haushaltungsschule. Ich absolvierte keine Lehre, obwohl ich die Aufnahmeprüfung für die Ausbildung zur Erzieherin in einem Kinderheim für schwer erziehbare Kinder abgelegt hatte. Da meine Eltern sehr wenig Geld hatten und ich mich schon früh selbst erhalten wollte, lehnte ich diese Ausbildung ab, da sie viel gekostet hätte. In der Folge heiratete ich 1984 und brachte bald meinen Sohn zur Welt, danach arbeitete ich bis zur Geburt meiner Tochter in einer Wiener Bäckerei und ab 1988 in Haushalten und Ordinationen von Primarärzten. Nachdem meine Tochter 1993 geboren wurde, pausierte ich für zwei Jahre und war anschließend in Wiener Haushalten tätig. 1998 übersiedelte ich nach Gföhl, wo ich bei dieser Tankstelle im Verkauf zu arbeiten begann. 1999 übernahm ich die Tankstelle mit Shop und Gastronomiebetrieb, die ich heute mit fünf Mitarbeitern führe. Zu meinen Kunden zählen nicht nur Autofahrer, die ihr Fahrzeug auftanken, sondern in zunehmendem Maße Gäste, die das Gastronomieangebot nutzen und Einkäufer, die nur den Shop aufsuchen.

Zum Erfolg von Eva Klemmer-Stichauner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg bedeutet für mich, mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Erfolg hat meiner Meinung nach weniger mit Schulbildung, als mit Einsatz und Ehrgeiz zu tun.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich heute als erfolgreich, weil es mir gelungen ist, viel aufzubauen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war mein Wille, erfolgreich zu werden. Wenn ich mir etwas vornehme, erreiche ich es in den meisten Fällen, weil ich meine Ziele konsequent verfolge und so lange nicht aufgebe, bis ich an meinem Ziel angekommen bin. Ich bin immer gut gelaunt und strahle Freundlichkeit aus, ich lache sehr gern. Wenn es zu Niederlagen kommt, brauche ich nicht lange, um darüber hinweg zu kommen, weil ich ein sehr lebensfroher und optimistischer Mensch bin. Ich bin Frühaufsteherin und beginne täglich um 4.30 Uhr zu arbeiten. Da ich meine Tätigkeit mit Leib und Seele ausübe, stört mich das in keinster Weise.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich habe gerade am Beginn meiner Karriere gespürt, daß es in dieser Branche für eine Frau schwieriger ist, erfolgreich zu sein. Leider gab es viele Zeitgenossen, die anfangs glaubten, mit einer Frau machen zu können, was sie wollten. Gegen solche Menschen konnte ich mich aber bald durchsetzen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein jetziger (zweiter) Mann hat mich sehr geprägt, weil er mich immer beruflich und persönlich unterstützt hat.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Motivation ist die Anerkennung meiner Kunden, die zum großen Teil Stammkunden sind und mir immer wieder Lob aussprechen, weil sie die Atmosphäre meines Betriebes schätzen und sich hier wohlfühlen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich beschäftige ausschließlich Frauen, weil ich einen großen Gastronomiebereich betreibe, den vorwiegend Männer besuchen. Ich denke, daß Frauen in den Bereichen Freundlichkeit und Kundenumgang ganz einfach die Nase vorn haben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die fachliche Ausbildung ist mir nicht wichtig. Ich lege großen Wert auf Freundlichkeit, Höflichkeit und Benehmen und treffe Personalentscheidungen immer nach meinem Gefühl. Gerade in meinem Betrieb zählt guter Umgang, weil wir permanent mit Menschen zu tun haben, meine Mitarbeiterinnen müssen also auch das richtige Gespür haben, um jeden Kunden zufrieden zu stellen, weil ein Kunde nur dann wieder kommt, wenn er sich wohlfühlt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich immer berufstätig war, hatte ich nie sehr viel Zeit für meine Kinder, allerdings haben sie mich von klein an verstanden, da sie wußten, daß ich viel arbeiten muß. Heute – in der beruflichen Selbständigkeit – gelingt es mir ganz gut, Beruf und Privatleben zu vereinbaren, da mein Sohn bereits eine eigene Wohnung hat und meine Tochter ebenfalls schon sehr reif ist. Ich pflege mit meinen Kindern ein ausgezeichnetes Verhältnis und konnte ihnen immer vermitteln, daß ich für sie da bin, ganz egal, was passiert. Mein Mann hilft mir im Haushalt und erledigt die Einkäufe; insgesamt kann ich alles sehr gut koordinieren.